Schwäbische Zeitung (Biberach)
Verlust an Regionalität
Riedlinger Schlachthof ist seit 27. Juli zu - Bauernverband bedauert Schließung kleiner Schlachthöfe
RIEDLINGEN - Der Riedlinger Schlachthof ist seit Ende Juli Geschichte. Am 26. Juli war letzter Produktionstag. Der Großteil der rund 30 Mitarbeiter habe einen neuen Arbeitsplatz gefunden, heißt es von der Vion Food Group, die den Schlachthof betrieben hat. Bis zum Ende des Jahres will das Unternehmen auch die Fläche verkauft haben. Von der Bauernschaft wird derweil das Aus des Riedlinger Schlachthofs bedauert.
Dass der Schlachthof in Riedlingen in absehbarer Zeit geschlossen würde, habe man gewusst. Aber dass dies bereits im Juli erfolgen soll, habe sie doch überrascht, heißt es von Niklas Kreeb, dem Kreisgeschäftsführer des Bauernverbands. „Wir haben davon aus der Zeitung erfahren.“
Der Kreisbauernverband Biberach-Sigmaringen bedaure den Verlust dieses für die heimische Landwirtschaft wichtigen regionalen Standorts. Eine dauerhafte Schließung des Schlachthofs bedeute nicht nur den Verlust von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung in der Region, besonders auch den Wegfall einer wesentlichen ortsnahen Vermarktungsmöglichkeit für die heimischen Rinder- und Schweinehalter. Und es fällt auch ein Wettbewerber in der Raumschaft weg, was für die Landwirte von Nachteil sein kann.
„Es ist jammerschade, dass der Schlachthof in Riedlingen verloren ging“, sagt auch der stellvertretende Vorsitzende des Kreisbauernverbands, Heinz Scheffold aus Alleshausen. „Jeder will regional, aber dann wird doch immer alles noch größer und zentralisierter.“Aber Scheffold sieht auch die Realitäten. Der Schlachthof in Riedlingen war sehr klein mit entsprechend höheren Kosten. In Riedlingen wurden in der Woche 500 Schweine geschlachtet, in effizienten Großschlachtereien sind es 7000 täglich. Zudem war der Standort des Schlachthofs in Riedlingen nicht ideal. Dennoch verliert die Stadt eine weitere Einrichtung, „jetzt ist wieder ein Stück weg“, so Scheffold.
Durch den Verlust des Schlachthofs geht Regionalität verloren. Und die Tiertransporte nehmen zu. Auch wenn Tiertransporte inzwischen hohe Auflagen haben und auch kontrolliert werde – die Tiere müssen über längere Strecken transportiert werden. Wer künftig weiter an Vion sein Fleisch verkaufen will, muss die Tiere nach Crailsheim oder Buchloe bringen lassen. Auch in Ulm gibt es große Schlachtereien, während in der Region nur noch kleinere Schlachthäuser, ein Vion-Sprecher nennt dies Lohnschlachtereien, vorhanden sind.
„Mit immer noch längeren Transportwegen für Tiere ist wirklich niemandem geholfen. Trotzdem wird den galoppierenden Schlachthofschließungen leider politisch kein Einhalt geboten“, heißt es in einer Mitteilung des Kreisbauernverbands. Der Kreis- und der Landesbauernverband sprechen sich ausdrücklich für den Erhalt kleinerer Schlachthöfe aus und bieten bei der Findung von Lösungen ausdrücklich ihre Mithilfe an. So waren etwa in anderen Raumschaften auch Zusammenschlüsse von lokalen Metzgern zu kleinen Schlachthöfen angedacht.
Von den rund 30 Mitarbeitern habe „ein Großteil bereits einen neuen Arbeitsplatz gefunden“, sagt ein Vion-Pressesprecher auf SZ-Nachfrage. Doch eine genaue Zahl nannte er nicht. Einige seien konzernintern nach Buchloe oder Crailsheim gewechselt. Ob Mitarbeiter zur Firma Stauss nach Ertingen gegangen sind, konnte er nicht sagen: „Wir haben keinen Einblick, wie viele Mitarbeiter ein Angebot der Firma Stauss Geflügel GmbH erhalten haben und dorthin gewechselt sind“, so Vion. Auch von Stauss war darüber keine Auskunft zu erhalten.
Baldiger Verkauf der Fläche
Die Flächen des Schlachthofs sollen bis Jahresende verkauft werden. „Wir sind in Gesprächen mit potenziellen Käufern und streben einen Verkauf in Abstimmung mit der Stadt Riedlingen noch in diesem Jahr an“, sagt der Vion-Sprecher. Zwar könnte das Unternehmen die Flächen auch ohne die Stadt veräußern, doch es sei Philosophie des Unternehmens, die Städte einzubinden. Allerdings eben mit der klaren zeitlichen Ansage, bis wann die Thematik vom Tisch sein soll: „Nicht so schnell wie möglich, aber noch in diesem Jahr ist unser Wunsch.“