Schwäbische Zeitung (Biberach)
Pia will einfach nur zur Schule gehen
Die an Muskelschwund erkrankte 16-Jährige sucht Freiwillige im sozialen Jahr – Nur mit Unterstützung kann sie aufs TG in Biberach
BIBERACH/BURGRIEDEN - Pia Schmid aus Burgrieden leidet unter einer seltenen Form von Muskelschwund und sitzt in einem Spezialrollstuhl. Trotzdem besucht sie ab dem kommenden Schuljahr das Technische Gymnasium (TG) Biberach und damit zum ersten Mal eine Regelschule. sagt ihr Vater Karl-Heinz Schmid.
„Warum nicht, das ist ganz normal“, sagt sie. Hilfe braucht sie aber trotzdem. Pia Schmid ist künstlerisch sehr begabt, sie malt und zeichnet sehr gerne. „Ich brauche halt deutlich länger“, sagt die 16-Jährige. Für ein Bild des Eiffelturms rund drei Monate, denn Pia braucht Ruhephasen, um zum Beispiel überhaupt den Stift halten zu können. Der Grund: Pia leidet unter spinaler Muskelatrophie, Typ 2. Als Kind konnte sie noch hin und wieder stehen – jetzt geht das nicht mehr. „Man wird immer schwächer“, sagt Pia.
Ihren Realschulabschluss hat sie am Körperbehindertenzentrum Oberschwaben (KBZO) in Weingarten gemacht, mit einem Notendurchschnitt von 1,2. Ihre Mutter Rueng Rong zeigt stolz auf die Preise an Pias Zimmerwand, die sie für gute Schulleistungen bekommen hat.
Für Pia war klar, dass sie nach der Realschule das TG besuchen möchte – wegen der Fachrichtung Design und Gestaltung. Eine Alternative wäre vielleicht eine Ausbildung gewesen. Aber darauf hat Pia Schmid keine Lust, schließlich will sie später einmal auch studieren. „Irgendwas mit Design, so genau weiß ich das noch nicht“, sagt sie.
„Probeschultage“verlaufen gut
„Wenn Pia sich etwas vornimmt, dann packt sie das auch“, erklärt ihr Vater Karl-Heinz Schmid. Die Familie
„Wenn Pia sich etwas vornimmt, dann packt sie das auch“,
stehe immer hinter ihr, sagt er und sie ergänzt: „Mich zwingt hier niemand zu irgendwas.“Trotzdem: Der Wechsel auf das TG in Biberach wird anstrengend, das weiß sie. „Ich bin schon noch etwas nervös“, gesteht Pia. Kurz vor Schuljahresende hat sie sich die Schule für ein paar Tage etwas näher angeschaut und beim Unterricht mitgemacht. Die Aufzüge funktionierten, die Mitschüler waren sehr nett und die Lehrer sehr hilfsbereit, resümiert sie.
Neu wird an dem Gymnasium sein, dass sie 24 Mitschüler haben wird. Bislang waren es nur neun. Pias zukünftige Klassenkameraden werden sich auch auf Neuerungen einstellen müssen, denn Pia braucht im Unterricht die Unterstützung einer Hilfskraft. „Ich kann den Stift nicht so lange halten und manchmal muss ich auch diktieren“, erklärt sie. Je nach körperlicher Verfassung muss sie in ihrem Rollstuhl auch mal liegen. Trotzdem wird Pia am regulären Schulalltag teilnehmen.
Für die Assistenz sucht sie eine Freiwilligendienstleistende (FSJ oder BFD). „Sie soll für alles da sein, was ein Mensch so braucht“, sagt Pia Schmid. Die Stelle wird vom Landratsamt Biberach finanziert und sollte, wenn möglich, von einer ehemaligen Abiturientin belegt werden. „Wenn ich in Mathe oder Englisch was diktiere, dann dürfen da ja keine Fehler rein“, sagt Pia. Es habe schon Bewerbungen gegeben, bald findet ein erstes Treffen statt.
Trotzdem sucht Pia Schmid weiter, denn für jedes Jahr an der Schule braucht sie eine neue Begleitung. „Man gewöhnt sich daran“, sagt sie über die ständige Hilfe. Zu Hause assistiert ihr neben den Eltern auch ihr 13 Jahre alter Bruder Sam. Wenn Pia gerade keine Hausafgaben macht oder zeichnet, dann liest sie oder teilt ihr Leben in dem sozialen Netzwerk Instagram. „Wie ein ganz normales Mädchen eben“, sagt sie.
Wer sich als Freiwillige für die Begleitung von Pia bewerben oder mehr Informationen möchte, kann sich bei Norbert Donath vom KBZO Weingarten melden unter Telefon 0171/5394772.