Schwäbische Zeitung (Biberach)
Willkommen im Folterhimmel
Forscher der Arge Blautopf stellen auf Sommerbühne jüngste Entdeckungen vor
BLAUBEUREN - Sehr gut besucht ist der Vortrag der Höhlenforscher von der Arbeitsgemeinschaft Blautopf auf der Sommerbühne gewesen. Trotz kühlem, regnerischen Wetter ließen es sich die Zuschauer nicht nehmen, Neues aus der Blauhöhle zu erfahren – bei beinahe höhlenauthentischem Klima: nass und kalt.
Gut eingepackt in Regenponchos, gewärmt von Sitzkissen und mitgebrachten Decken lauschten die Besucher den unterhaltsamen Ausführungen der Höhlenforscher Andreas Kücha und Werner Gieswein. Die beiden kommentierten spektakuläre Bilder aus der Blauhöhle mit der für sie typisch bekannten Art und Weise: Während Andreas Kücha seriös und wissenschaftlich informierte, war Werner Gieswein nie um einen flapsigen, aber stets erheiternden und aufmunternden Spruch verlegen. „Es ist unfassbar, dass ihr bei dem Sauwetter kommt und euch dahin setzt“, begrüßt Gieswein beispielsweise mit einem Augenzwinkern das Publikum.
Acht Grad kaltes Wasser
Der Vortrag, der den Auftakt zum letzten Sommerbühnenwochenende dieser Saison gebildet hat, stand unter dem Motto „20 Jahre Arge Blautopf“. Im Mittelpunkt stand vor allem der Wandel der Tauchtechnik. Die Zuschauer erlebten den schon legendären Höhlentaucher Jochen Hasenmayer, der in einem Nasstauchanzug Stundenlang durch Lehm verschmierte Gänge wandern: Höhlenforscher sind nicht zimperlich. durch das acht Grad kalte Wasser geschwommen ist. Die niedrigen Temperaturen in der Höhle machen den Forschern jedoch auch heute noch trotz wesentlich besserer Ausstattung zu schaffen: „Es gibt nur zwei Zustände: Entweder man friert wie verrückt in Ruhe oder man schwitzt fürchterlich, wenn man in Bewegung ist“, fasste Andreas Kücha zusammen.
Doch die Faszination der Unterwelt lässt diese Unannehmlichkeiten rasch vergessen. „Das Credo des Irrsinns lautet: Gib niemals, aber auch niemals auf “, fasste Gieswein passend zusammen. Dadurch kamen die Zuschauer auf der Sommerbühne in den Genuss von atemberaubenden Bildern aus der Blauhöhle und erlebten mithilfe von Kurzfilmen hautnah mit, was unter besagtem Irrsinn zu verstehen ist: Mit der Bohrmaschine drei Stunden lang drei Kilometer durch lehmverschmierte, rutschige Gänge zu wandern, kalte Gewässer zu durchqueren, sich durch scheinbar unpassierbare Engstellen zu quetschen, um schließlich in der sogenannten Folterkammer am Ende der bislang bekannten Blauhöhle mit einer aktuellen Länge von 13,5 Kilometern anzukommen. Und sich dort mit der Bohrmaschine zentimeterweise weiterzuarbeiten, oder besser gesagt: zu quälen. Immerhin entdeckten die Forscher eine neue kleine Kammer, den Folterhimmel. Es geht also nicht immer in großen Schritten mit der Entdeckung der Blauhöhle weiter, sondern auch mal zentimeterweise.