Schwäbische Zeitung (Biberach)

Eine abenteuerl­iche Hühnerjagd

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Einen kuriosen Fund hat vor einigen Tagen die Tierärztin Annerose Weiß am Spindelwag­er Stausee gemacht. Als sie am Wochenende mit ihren Hunden dort spazieren ging, hörte sie auf einmal im Gebüsch ein Huhn gackern. „Das hat mich stutzig gemacht, denn in unmittelba­rer Nähe zum See gibt es keinen Hof, der Hühner hält“, erklärte sie am Telefon. „Hühner laufen nicht einfach weg, von sich aus entfernen sie sich nie mehr als hundert Meter von ihrem Hof“, so die Tierärztin. Da sie wusste, dass die Tiere in der freien Natur nicht überleben können, verbrachte sie den Sonntagnac­hmittag damit, alle Hühnerhalt­er rund um Rot anzurufen, um den Halter ausfindig zu machen.

Doch niemand vermisste die Hühner. Keiner konnte sich erklären, woher die Tiere kamen. „Wir haben dann einen Hänger an den See gestellt, in der Hoffnung, dass die Tiere diesen als provisoris­chen Stall annehmen würden“, erinnert sich Annerose Weiß. Inzwischen war klar, dass es sich nicht nur um ein Huhn, sondern um eine ganze Schar handelte. Alarmiert durch den Anruf der Tierärztin, hatte eine der anderen Hühnerhalt­erfamilien sich ebenso auf den Weg zum See gemacht und die meisten Hühner eingefange­n. „Ein Küken hatte sich jedoch so im Dickicht versteckt, dass wir nicht dran kamen.“Am nächsten Tag telefonier­etn sich die Hühnerfreu­nde erneut zusammen und beschlosse­n, eine zweite Rettungsak­tion zu starten.

Unterstütz­t von zahlreiche­n Kindern, robbten die Erwachsene­n durch das Dickicht am See und versuchten auch noch dieses eine Küken zu retten. „Hätten wir die Tiere da draußen gelassen, sie wären entweder verhungert und dem Fuchs zum Opfer gefallen“, ist sich Annerose Weiß sicher. „Hühner sind domestizie­rte Tiere, die kann man nicht einfach aussetzen und sich einbilden, dass die das überleben.“

In einer wilden Verfolgung­sjagd gelang es den Kindern, dem Küken ins tiefste Dickicht zu folgen und es aufs offene Feld zu treiben. Ein Apportierh­und schnappte sich das Tier und brachte es unverletzt zu seinen Rettern. Insgesamt acht Hühner und zwölf Küken haben die Abenteurer in dieser gemeinsame­n Aktion gerettet.

Da sich kein Halter gemeldet hatte, wurden die Tiere inzwischen unter den Hühnerfreu­nden aufgeteilt und sind somit nun wieder in Sicherheit. Auch Annerose Weiß hat ein paar der Tiere bei sich aufgenomme­n. „Für uns alle war es ein Abenteuer, das nun gut zu Ende gegangen ist. Wütend macht mich dennoch, wie jemand Tieren so etwas antun kann.“Katrin Bölstler

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FOTO: PRIVAT Die Hühner befinden sich nun wieder in Sicherheit.

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