Schwäbische Zeitung (Biberach)
Erste EM-Medaille für Sude/Laboureur
Beachvolleyballerinnen vom See holen Bronze bei Europameisterschaft in Lettland
FRIEDRICHSHAFEN - Der Frust über das verlorene Halbfinale ist schnell verflogen gewesen. Im kleinen Finale der Europameisterschaft in Jurmala (Lettland) wenige Stunden später lief es wieder im Team „LaSu“. Chantal Laboureur und Julia Sude haben Kinga Kolosinska und Jagoda Gruszczynska aus Polen nach großem Kampf mit 2:1 (17:21, 26:24, 15:8) bezwungen und sich die erste EM-Medaille ihrer Karriere geholt.
Die Satzergebnisse verraten es, es war knapp. So knapp, dass im zweiten Satz drei Matchbälle abgewehrt werden mussten. „Unser Trainer braucht jetzt einen Herzschrittmacher“, witzelte Julia Sude. „Es war wirklich eine extrem hart erkämpfte Medaille, nachdem wir mit einem Fuß bereits runter vom Treppchen waren.“
Nachdem das Spiel um Platz drei anfangs ähnlich verlief wie das Halbfinale zuvor, war es vor allem eine Frage des Willens gewesen, die Partie doch noch zu drehen, und zeigt den großen Kampfgeist, den das deutsche Nationalteam wenige Stunden nach der bitteren Niederlage an den Tag legte. „Im Finale geht es um Gold. Verlierst du, hast du wenigstens Silber. Anders im Spiel um Platz drei. Da geht es darum, etwas zu gewinnen oder alles zu verlieren“, sagte Laboureur. „Wir haben uns aus dieser schwierigen Situation herausgekämpft.“
Der Lohn für Nerven aus Stahl sind 10 000 Euro Preisgeld sowie 360 Punkte für die Rangliste. Ja, der Sonntag hatte es in sich bei der Europameisterschaft in Lettland, zehn Kilometer nördlich von Riga in der Bucht von Majori. Ganz anders, als der Verlauf der Gruppenphase: Laboureur und Sude traten im Pool A an und die ersten Aufgaben verliefen problemlos.
Der Auftakt gegen die Niederländerinnen Annemieke Driessen/Ilke Meertens war in 25 Minuten erledigt mit einem 2:0-Erfolg (21:13, 21:7). Am zweiten Tag fanden zwei Spiele statt. Die Spanierinnen Elsa Baquerizo McMillan und Paula Soria Gucérrez unterlagen in 34 Minuten mit 9:21 und 17:21. Ida Sinisalo/Niina Ahcainen aus Finnland waren nach 32 Minuten mit 2:0 (21:14, 21:15) geschlagen.
„Viel hat uns hier an das Turnier im vergangenen Jahr erinnert, das wir ja gewonnen haben. Das soll ein gutes Omen sein“, meinte Chantal Laboureur nach dem relativ entspannt erreichten Gruppensieg. Zur Belohnung gab es weitere Entspannung, nämlich eine Runde Pause, bis der Achtelfinalgegner ausgespielt war. Dieser entpuppte sich als Madelein Meppelink und Sophie van Gestel. Doch Laboureur/Sude blieben ihrem Rhythmus treu und gewannen auch hier klar mit 2:0 (21:12, 21:17).
Das Viertelfinale bedeutete den ersten Auftritt auf dem 3000 Zuschauer fassenden Center Court, der gut gefüllt und lautstark belebt war, schließlich standen die Weltranglistenzweiten den Lokalmatadoren Tina Graudina und Anastasija Kravcenoka gegenüber. In diesem Hexenkessel und bei erschwerten, sehr windigen Bedingungen blieben die Stuttgarterinnen cool und setzten ihre Siegesserie fort: 2:0 (21:16, 21:16) in 31 Minuten. In beiden Sätzen lagen die Lettinnen zunächst vorne.
Nervenstarker Schlussspurt
Doch „Chantal Laboureur und Julia Sude strahlten eine unglaubliche Ruhe aus“, wie Lars Gäbler vom Deutschen Volleyballverband berichtete. „Sie ließen sich auch durch Pfiffe der Zuschauer nicht aus dem Konzept bringen.“Die Folge: Jeweils Ausgleich und ein nervenstarker Schlussspurt.
Das Halbfinale gegen Kristyna Kolocova und Michala Kvapilova aus Tschechien wurde dann zum Kraftakt. Den ersten Satz verloren, den Service umgestellt, den zweiten Satz gewonnen. Der Tiebreak blieb bis zum 11:11 spannend. Doch führten zwei, drei schnelle Fehler zum tschechischen Triumph. Laboureur/Sude unterlagen mit 17:21 (21:15, 11:15) nach 45 Minuten Kampf, belohnten sich jedoch danach im Spiel um Platz drei umso mehr.