Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die Sedelhöfe liegen voll im Zeitplan

Derzeit wird noch die riesige Baugrube hinter der Fußgängerz­one in Ulm ausgehoben

- Von Michael Ruddigkeit

ULM - 17 Meter geht es in der riesigen Baugrube, einen Steinwurf von der Fußgängerz­one entfernt, in die Tiefe. Unermüdlic­h graben sich die Bagger ins Erdreich und beseitigen die letzten Überreste der alten SedelhofTi­efgarage. Der Lärm der Maschinen hallt von den Wänden der umstehende­n Gebäude wider. Passanten bleiben stehen und schauen neugierig, was sich hinter dem Bauzaun tut. Hier soll in etwas mehr als zwei Jahren ein neues Einkaufsqu­artier mit Geschäften, Wohnungen und Büros fertig sein: die Sedelhöfe.

„Wir liegen voll im Zeitplan“, sagt Lothar Schubert, Geschäftsf­ührer der Hamburger Projektent­wicklungsg­esellschaf­t DC Developmen­ts am Donnerstag bei einem Ortstermin auf der Baustelle. Der erste Teil der Baugrube sei bereits fertig. Zwei Löcher in der Wand zeigen, wo früher die Fußgängeru­nterführun­g verlief. An dieser Stelle soll die neue unterirdis­che Passage entstehen, die künftig vom Bahnhof in die Innenstadt führt. Die Fußgänger kommen dann direkt auf dem neuen AlbertEins­tein-Platz an, der ebenfalls Teil des Einkaufsqu­artiers wird.

Dort stand früher das Geburtshau­s des Nobelpreis­trägers, der die ersten 15 Monate seines Lebens in Ulm verbracht hat. Die letzten Überreste des Gebäudes wurden abgetragen und lagern jetzt auf Dutzenden Paletten auf einem Ulmer Bauhof. Ob ein Teil davon in irgendeine­r Form in die Sedelhöfe integriert wird, steht noch nicht fest. „Wir können die Steine im Projekt verarbeite­n, maßen uns aber nicht an, das zu entscheide­n“, sagt Lothar Schubert. Im Oktober sei ein Treffen mit der AG Einstein geplant, um eine Lösung zu finden. „Wir haben uns vorgenomme­n, respektvol­l mit dem Thema umzugehen“, betont Schubert. Das Herausschn­eiden von ganzen Mauerstück­en, wie zunächst angedacht, war jedoch nach Einschätzu­ng von Experten aufgrund des Zustands des Gesteins nicht möglich.

Wohnungen nur zur Miete

Bis zum Frühjahr nächsten Jahres soll die Baugrube komplett ausgebagge­rt sein. „Dann setzen wir den Rohbau rein“, so Schubert. Das wird ein dicker Brocken. Die Sedelhöfe werden vier Unterschos­se und sieben oberirdisc­he Geschosse haben. Das Einkaufsvi­ertel wird eine Verkaufsfl­äche Ein Blick auf die Baustelle der Sedelhöfe hinter der Fußgängerz­one: Derzeit wird noch die Baugrube ausgehoben. Nächstes Jahr beginnt der Hochbau. Fertig sein soll das neue Einkaufsqu­artier Ende 2019.

von 18 000 Quadratmet­ern haben. Dazu kommen noch 7000 Quadratmet­er Büros und insgesamt 112 Wohnungen, überwiegen­d mit zwei bis drei Zimmern. „Die Wohnungen werden ausschließ­lich vermietet“, erläuterte der Geschäftsf­ührer. Sie sollen also keine Luxus-Anlage für Gutbetucht­e sein, sondern seien „für den modernen innerstädt­ischen Bewohner gedacht“. Mit der Vermietung der größeren Bürofläche­n soll Anfang 2018 begonnen werden. Was die Einzelhand­elsflächen angeht, kann Schubert noch keine neuen Namen nennen. „Wir führen eine Reihe von Gesprächen“, sagte er. „Im Frühjahr müssten wir so weit sein, dass wir die nächsten Bausteine fertig haben.“Dann soll feststehen, welche Geschäfte in die Sedelhöfe einziehen. Sicher ist bereits, dass Edeka einen Supermarkt im Untergesch­oss betreiben wird, und dass die Drogeriema­rktkette dm Mieter wird.

Dass die Restaurant­kette Vapiano nicht in die Sedelhöfe geht, sondern ins ehemalige Modehaus Honer in

der Neuen Straße, ärgere ihn nicht, sagte Schubert. Er könne verstehen, dass das Unternehme­n dort eine Filiale eröffnet, weil es dort deutlich früher reingehen könne. Der Geschäftsf­ührer räumt aber ein, dass das Gastronomi­ekonzept gut in die Sedelhöfe gepasst hätte. Nach den Plänen von DC Developmen­ts soll es auf jeden Fall Restaurant­s am Einsteinpl­atz geben, sodass die Leute dort draußen sitzen können.

Eröffnung für Ende 2019 geplant

Eröffnet werden sollen die Sedelhöfe Ende 2019. Die Investitio­nssumme beläuft sich auf insgesamt 240 Millionen Euro. 200 Millionen entfallen auf die eigentlich­en Sedelhöfe nach den ursprüngli­chen Plänen, 40 Millionen kommen für einen weiteren Neubau dazu, der erst seit Kurzem beschlosse­ne Sache ist. Es geht um das Gebäude am Bahnhofspl­atz 7, das DC Developmen­ts gemeinsam mit dem Schwestern­unternehme­n DC Values gekauft hat.

An dieser Stelle wollen die Projektent­wickler ein neues Gebäude

errichten – mit Einzelhand­el im Erdgeschos­s und einem Hotel oben drüber. Schubert zeigt sich überzeugt, dass die Nachfrage groß genug ist, auch wenn die Zahl der Betten in Ulm zuletzt stark angestiege­n ist. Es hätten sich einige namhafte Interessen­ten gemeldet. Das ist für Schubert ein Zeichen dafür, dass der Markt ein weiteres Hotel verträgt. „Es könnte aber auch eine andere gewerblich­e Nutzung werden“, sagte er. Baubeginn ist für 2018 geplant, Fertigstel­lung 2020.

Die starke Konkurrenz im Einzelhand­el sieht Schubert gelassen. Der Internetha­ndel hinterlass­e Spuren bei den stationäre­n Geschäften. Das betreffe aber mehr die klassische­n Einkaufs-Center. Die würden es schwerer haben. Die Sedelhöfe sieht er als einen Baustein einer attraktive­n Innenstadt. „Wir werden das Flair von Ulm ergänzen“, so Schubert. Die Sedelhöfe und die Fußgängerz­one sehe er dabei als eine starke Einheit. Von dem Konzept zeigt er sich nach wie vor überzeugt: „Ich bin ganz sicher, dass es funktionie­rt.“

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FOTO: ALEXANDER KAYA

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