Schwäbische Zeitung (Biberach)
Die Sedelhöfe liegen voll im Zeitplan
Derzeit wird noch die riesige Baugrube hinter der Fußgängerzone in Ulm ausgehoben
ULM - 17 Meter geht es in der riesigen Baugrube, einen Steinwurf von der Fußgängerzone entfernt, in die Tiefe. Unermüdlich graben sich die Bagger ins Erdreich und beseitigen die letzten Überreste der alten SedelhofTiefgarage. Der Lärm der Maschinen hallt von den Wänden der umstehenden Gebäude wider. Passanten bleiben stehen und schauen neugierig, was sich hinter dem Bauzaun tut. Hier soll in etwas mehr als zwei Jahren ein neues Einkaufsquartier mit Geschäften, Wohnungen und Büros fertig sein: die Sedelhöfe.
„Wir liegen voll im Zeitplan“, sagt Lothar Schubert, Geschäftsführer der Hamburger Projektentwicklungsgesellschaft DC Developments am Donnerstag bei einem Ortstermin auf der Baustelle. Der erste Teil der Baugrube sei bereits fertig. Zwei Löcher in der Wand zeigen, wo früher die Fußgängerunterführung verlief. An dieser Stelle soll die neue unterirdische Passage entstehen, die künftig vom Bahnhof in die Innenstadt führt. Die Fußgänger kommen dann direkt auf dem neuen AlbertEinstein-Platz an, der ebenfalls Teil des Einkaufsquartiers wird.
Dort stand früher das Geburtshaus des Nobelpreisträgers, der die ersten 15 Monate seines Lebens in Ulm verbracht hat. Die letzten Überreste des Gebäudes wurden abgetragen und lagern jetzt auf Dutzenden Paletten auf einem Ulmer Bauhof. Ob ein Teil davon in irgendeiner Form in die Sedelhöfe integriert wird, steht noch nicht fest. „Wir können die Steine im Projekt verarbeiten, maßen uns aber nicht an, das zu entscheiden“, sagt Lothar Schubert. Im Oktober sei ein Treffen mit der AG Einstein geplant, um eine Lösung zu finden. „Wir haben uns vorgenommen, respektvoll mit dem Thema umzugehen“, betont Schubert. Das Herausschneiden von ganzen Mauerstücken, wie zunächst angedacht, war jedoch nach Einschätzung von Experten aufgrund des Zustands des Gesteins nicht möglich.
Wohnungen nur zur Miete
Bis zum Frühjahr nächsten Jahres soll die Baugrube komplett ausgebaggert sein. „Dann setzen wir den Rohbau rein“, so Schubert. Das wird ein dicker Brocken. Die Sedelhöfe werden vier Unterschosse und sieben oberirdische Geschosse haben. Das Einkaufsviertel wird eine Verkaufsfläche Ein Blick auf die Baustelle der Sedelhöfe hinter der Fußgängerzone: Derzeit wird noch die Baugrube ausgehoben. Nächstes Jahr beginnt der Hochbau. Fertig sein soll das neue Einkaufsquartier Ende 2019.
von 18 000 Quadratmetern haben. Dazu kommen noch 7000 Quadratmeter Büros und insgesamt 112 Wohnungen, überwiegend mit zwei bis drei Zimmern. „Die Wohnungen werden ausschließlich vermietet“, erläuterte der Geschäftsführer. Sie sollen also keine Luxus-Anlage für Gutbetuchte sein, sondern seien „für den modernen innerstädtischen Bewohner gedacht“. Mit der Vermietung der größeren Büroflächen soll Anfang 2018 begonnen werden. Was die Einzelhandelsflächen angeht, kann Schubert noch keine neuen Namen nennen. „Wir führen eine Reihe von Gesprächen“, sagte er. „Im Frühjahr müssten wir so weit sein, dass wir die nächsten Bausteine fertig haben.“Dann soll feststehen, welche Geschäfte in die Sedelhöfe einziehen. Sicher ist bereits, dass Edeka einen Supermarkt im Untergeschoss betreiben wird, und dass die Drogeriemarktkette dm Mieter wird.
Dass die Restaurantkette Vapiano nicht in die Sedelhöfe geht, sondern ins ehemalige Modehaus Honer in
der Neuen Straße, ärgere ihn nicht, sagte Schubert. Er könne verstehen, dass das Unternehmen dort eine Filiale eröffnet, weil es dort deutlich früher reingehen könne. Der Geschäftsführer räumt aber ein, dass das Gastronomiekonzept gut in die Sedelhöfe gepasst hätte. Nach den Plänen von DC Developments soll es auf jeden Fall Restaurants am Einsteinplatz geben, sodass die Leute dort draußen sitzen können.
Eröffnung für Ende 2019 geplant
Eröffnet werden sollen die Sedelhöfe Ende 2019. Die Investitionssumme beläuft sich auf insgesamt 240 Millionen Euro. 200 Millionen entfallen auf die eigentlichen Sedelhöfe nach den ursprünglichen Plänen, 40 Millionen kommen für einen weiteren Neubau dazu, der erst seit Kurzem beschlossene Sache ist. Es geht um das Gebäude am Bahnhofsplatz 7, das DC Developments gemeinsam mit dem Schwesternunternehmen DC Values gekauft hat.
An dieser Stelle wollen die Projektentwickler ein neues Gebäude
errichten – mit Einzelhandel im Erdgeschoss und einem Hotel oben drüber. Schubert zeigt sich überzeugt, dass die Nachfrage groß genug ist, auch wenn die Zahl der Betten in Ulm zuletzt stark angestiegen ist. Es hätten sich einige namhafte Interessenten gemeldet. Das ist für Schubert ein Zeichen dafür, dass der Markt ein weiteres Hotel verträgt. „Es könnte aber auch eine andere gewerbliche Nutzung werden“, sagte er. Baubeginn ist für 2018 geplant, Fertigstellung 2020.
Die starke Konkurrenz im Einzelhandel sieht Schubert gelassen. Der Internethandel hinterlasse Spuren bei den stationären Geschäften. Das betreffe aber mehr die klassischen Einkaufs-Center. Die würden es schwerer haben. Die Sedelhöfe sieht er als einen Baustein einer attraktiven Innenstadt. „Wir werden das Flair von Ulm ergänzen“, so Schubert. Die Sedelhöfe und die Fußgängerzone sehe er dabei als eine starke Einheit. Von dem Konzept zeigt er sich nach wie vor überzeugt: „Ich bin ganz sicher, dass es funktioniert.“