Schwäbische Zeitung (Biberach)
Maduro rückt wegen US-Sanktionen näher an Russland
Als die USA am vergangenen Freitag Sanktionen gegen Venezuela verhängten, dürfte sich Russlands Präsident Wladimir Putin die Hände gerieben haben. Denn mit den verschärften Strafmaßnahmen wird die linksautoritäre Regierung in Caracas noch weiter isoliert. Und je stärker Venezuela international zum Paria-Staat wird, desto größer wird die Rolle strategischer und bedingungsloser Verbündeter wie China und vor allem Russland. „Wir werden keine Probleme haben, unser Öl auf anderen Märkten zu verkaufen“, sagte Staatschef Nicolás Maduro in einer Fernsehansprache trotzig, als er gegen die Strafen aus Washington wetterte.
Sie sollen den staatlichen Ölkonzern PDVSA treffen und es der venezolanischen Regierung erschweren, an frisches Geld zu kommen. Es sind die ersten Strafmaßnahmen, die sich nicht gegen Mitglieder der Regierung oder andere Personen richten, sondern das System insgesamt treffen sollen. Ein Importverbot für Erdöl ist zunächst nicht vorgesehen.
29 Millionen Dollar am Tag
95 Prozent der Exporteinnahmen Venezuelas stammen aus dem Öl-Geschäft. Die USA sind dabei der größte Abnehmer des Rohstoffs. 638 000 Fass oder rund 30 Prozent der täglichen Förderung gingen im Juli in die USA. Caracas bekommt 29 Millionen Dollar am Tag aus den USA überwiesen. Fiele dieses Geld weg, droht Maduros Regierung die sofortige Zahlungsunfähigkeit. Eine Abhängigkeit, die dem Machthaber Bauchschmerzen verursacht.
Vor allem deshalb hat er die Zusammenarbeit mit Russland deutlich intensiviert. Für frische Dollar und Kredite bieten die Venezolaner den Russen lukrative Teilhabe an neun Ölund Gasförderprojekten. PDVSA und der staatliche russische Ölkonzern Rosneft verhandeln etwa über mögliche Joint-Venture im Orinoco-Delta, wo sich die größten Reserven des Landes befinden. Bereits jetzt arbeiten Moskau und Caracas bei fünf Ölund Gasprojekten zusammen. Venezuela verfügt mit über 300 Milliarden Barrel über die größten nachgewiesenen Erdölreserven weltweit und ist ein interessanter Partner.
Russland sei dabei, China als wichtigsten Partner zu verdrängen, sagt Asdrúbal Oliveros, Chef der privaten Beratungsfirma „Ecoanalítica“in Caracas. „Russland und Rosneft steigern ihr Engagement hier stetig.“Die Regierung in Moskau nimmt die Einladung aus Caracas zu engerer Zusammenarbeit aus geopolitischen Überlegungen gerne an, um so in Lateinamerika Einfluss zu gewinnen. Das Engagement Moskaus ist vergleichbar mit dem der Sowjetunion in Kuba zu Zeiten des Kalten Krieges, als Moskau die Castro-Regierung wirtschaftlich stützte und dafür einen Fuß im „Hinterhof“der USA hatte.
Jetzt setzt sich Russland in einem Land fest, das für Washington zu seinem Einflussgebiet gehört. Caracas auf der anderen Seite bekommt so einen potenten Sponsor, der vorerst das wirtschaftliche Überleben der Linksnationalisten sichert. In mindestens zwei Fällen hat Maduro die Petrodollar aus Russland bereits dafür eingesetzt, Zinsen an die Gläubiger von PDVSA-Anleihen zu zahlen und so einen Zahlungsausfall zu vermeiden.