Schwäbische Zeitung (Biberach)
Eine Zeitreise durch zwei Jahrzehnte
Beatsteaks bringen beim achten Album ihr gesamtes Repertoire zum Vorschein
RAVENSBURG - Immer wiederkehrender Einheitsbrei steht auch beim Beatsteaks-Album Nummer acht nicht auf der Speisekarte. „Wenn wir immer nur dieselbe Leier spielen, wären wir alle nicht glücklich dabei“, sagte Frontmann Arnim TeutoburgWeiß einige Wochen vor Veröffentlichung von „Yours“im eigens produzierten Podcast. Darin philosophieren die Berliner ausführlich über ihr neuestes Werk. „Euer“bedeutet der Titel wörtlich übersetzt – sprichwörtlich also ein Geschenk an die Fans.
Und so könnte man das neueste Werk auch begreifen. Es spiegelt die Entwicklung der Berliner in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehr als gut wieder: vom schnörkellosen Punkrock zum detailverliebten Alternative-Rock, mit dem sie den ein oder anderen Radiohit landeten und es sogar zweimal mit ihren Alben auf Platz 1 schafften.
Die ersten Vorab-Auskoppelungen „I Do“, „40 Degrees“und „L auf der Stirn“versprachen Gutes. „40 Degrees“bereits, das zweite Stück des Albums, das sich an den dynamischen Start vom Opener „Break Down“anschmiegt, ist ein Sinnbild für das mehr als 20-jährige Schaffen der Berliner Alternativeund Punkrockband. Simple, aber kraftvolle Gitarrenakkorde, ein dynamisch singender Arnim Teutoburg-Weiß und eine mitreißende Song-Dynamik. Doch genau wie ihre sieben Vorgänger-Alben sind auch die insgesamt 21 Titel immer wieder überraschend und abwechslungsreich.
Die Hauptstädter nehmen den Hörer auf „Yours“mit auf eine Zeitreise durch ihr bisheriges Schaffen. Auf Songs wie „You in Your Memories“, „Fever“oder „Sucker“ist die Band wieder bei dem Sound ihres Erstlingswerks „48/49“. Schlichter Punkrock, der je nach Song auch mal nach rund 90 Sekunden wieder vorbei ist.
Mit „Break Down“gelingt der Band der Sprung in den Sound der „Neuzeit“ihrer Schaffenszeit, in der sie mit ihren Alben „Boombox“(2011) und „Beatsteaks“(2014) gleich zweimal die Spitze der Albumcharts erklimmen konnten. Zwischendurch erklingen aber auch immer wieder, der Band nicht untypische, experimentelle Stücke wie Titelsong „Yours“, bei dem sich dreckig verzerrter Gesang und Gitarren mit glasklaren Beats und einem Teppich aus Elektroklängen vermischen, der mit einer Hommage an den „The Offspring“Song „Pretty Fly (For a White Guy)“endet. Auch „L auf der Stirn“in Zusammenarbeit mit Deichkind oder „Abbadu“, mit der Hilfe von Ärzte-Frontmann Farin Urlaub, fallen etwas aus dem typischen Klangmuster. Zwischendurch holen OffTempo-Stücke wie „Filthy Crime“oder „Hate to Love“oder eher groovende Offbeat-Songs wie „I Do“oder „Summertime“den Hörer dann wieder vom Experimentiertrip zurück auf den Boden.
Kein Einheitsbrei
Kritiker könnten genau auch aus diesem Abwechslungsreichtum Arnim Teutoburg-Weiß (Gesang), Peter Baumann (Gitarre, Backing Vocals), Bernd Kurzke (Gitarre), Alexander Rosswaag (Bass) und Stefan Hircher (Schlagzeug) fehlende Konstanz vorwerfen. Auch wenn der berühmte berüchtigte rote Faden auf „Yours“nur schwer auffindbar ist, bringt die Vielschichtigkeit des Albums immer wieder erfrischende und überraschende Aspekte mit sich – eben alles andere als fade schmeckender Einheitsbrei.