Schwäbische Zeitung (Biberach)
Stadtbusverkehr ist für neues Konzept fast bereit
Ampeln müssen für Beschleunigung noch umgerüstet werden – Kritik wegen neuer Haltestelle im Strölinweg
BIBERACH - Häufiger, schneller und länger: In gut drei Monaten beginnt für den Stadtbusverkehr in Biberach ein neues Zeitalter. „Wir haben schon einiges angeschoben und teilweise auch realisiert. Es gibt aber noch einiges zu tun“, sagt Helmut Schilling, Teamleiter ÖPNV bei den Stadtwerken Biberach, über den aktuellen Sachstand. Hauptknackpunkt des neuen Nahverkehrskonzepts ist die Busbeschleunigung auf der Waldseer Straße.
Fahrplan:
Den neuen Fahrplan hat Schilling in den vergangenen Wochen näher ausgearbeitet. „Der Fahrplan liegt jetzt im Konzept vor“, erläutert der Teamleiter ÖPNV. Nächster Schritt sei, diesen ins Betriebsleitsystem einzupflegen. Wichtige Neuerungen sind der 15-MinutenTakt in stark bewohnten Gebieten. Möglich wird das durch die Überlagerung von Linien. So fahren beispielsweise die Busse der Linien 1,2 und 4 an der Haltestelle Krummer Weg/Hochvogelstraße künftig ab. Die Ortsteile Mettenberg, Rindenmoos und Rißegg erhalten einen 30Minuten-Takt. Montags bis freitags verkehren die Busse bis 20.45 Uhr im regulären Takt, samstags bis 18.45 Uhr. Das gilt auch für die Ferien. Am 10. Dezember dieses Jahres soll der neue Fahrplan in Kraft treten.
Busbeschleunigung:
Damit die Busse pünktlich und zügig von A nach B kommen, wird die Busbeschleunigung ausgeweitet. Bisher gibt es diese auf dem Bismarckring, am Viehmarktplatz und an der Kreuzung Bergerhauser/Memminger/Ulmer Straße. Neu hinzukommen soll die Waldseer Straße. Die Fahrzeuge schicken dabei an eine Ampel ein Funksignal, damit diese dann auf Grün umschaltet. So kann der Busfahrer im besten Fall ohne Wartezeit über die Kreuzung fahren. „Dafür müssen an den Ampeln noch die technischen Voraussetzungen geschaffen werden“, erklärt Schilling. Das kostet die Stadt etwa 150 000 Euro. „Das Projekt Busbeschleunigung ist eng getaktet. Wir sind aber optimistisch, dass wir es hinbekommen.“
Neue Busse:
Unabhängig vom neuen Nahverkehrskonzept wurden bereits im Januar mittels einer europaweiten Ausschreibung neue Fahrzeuge bestellt. Die neuen, mit Diesel angetriebenen Linienbusse sollen leiser und etwas umweltfreundlicher (Euronorm 6) sein. Elektro-Busse seien in Sachen Umweltfreundlichkeit zwar noch besser, bislang gebe es „aber keine Fahrzeuge von der Stange“, so Schilling. „Wir als Stadtwerke Biberach sind zu klein, um eine Sonderanfertigung zu bestellen.“Unter den neuen Bussen befinden sich auch zwei Fahrzeuge für das Anrufsammeltaxi (AST). Es handelt sich dabei um zwei Niederflurfahrzeuge, die über breitere Türen, eine automatische Rampe für Rollstuhlfahrer und ein größeres Platzangebot als bisher verfügen. Die Fahrzeuge bieten Platz für insgesamt 22 Personen und sehen laut Schilling „wie kleine Linienbusse aus“. Die beiden Kleinbusse kommen nicht nur beim AST zum Einsatz, sondern tagsüber auch auf der Linie 5 (Mettenberg-Biberach-Rißegg): „Natürlich fahren wir auf dieser Linie auch mit größeren Bussen, gerade im Schülerverkehr.“
Kritik:
Die geplante Busbeschleunigung und der dichtere Fahrtakt könnten bei anderen Verkehrsteilnehmern für längere Wartezeiten an den Ampeln sorgen – diese Bedenken wurden bei der Vorstellung des Konzepts im Bauausschuss geäußert. Schilling sagt: „Es ist nicht wie vermutet, dass alles still steht.“Die Zahl der Fahrzeuge, die innerhalb einer Stunde über die Kreuzung kommen, bleibe unverändert: „Auf die Verkehrsbelastung hat die Busbeschleunigung in der Waldseer Straße keine Auswirkungen.“Es gebe keine extra Busspur, die Busse sind auf der selben Fahrbahn wie die Autofahrer unterwegs: „Wenn die Ampel zugunsten des Busses auf Grün schaltet, profitieren davon auch die Fahrzeuge, die direkt vor oder hinter dem Bus fahren.“Ein Anwohner sorgt sich in einem öffentlichen Brief an die Fraktionsvorsitzenden der Parteien im Gemeinderat über die Einrichtung einer Linie und einer Haltestelle in dem „bislang unbelasteten Strölinweg auf dem Mittelberg“. Der Weg sei zu eng, Anwohner müssten sich auf Lärm und Abgase einstellen, kurzum, das Konzept sei nicht durchdacht. Helmut Schilling kann nach eigener Aussage verstehen, dass nicht alle Biberacher einen Bus vor ihrer Haustür haben möchten: „Für uns ist das eine Abwägung von Vor- und Nachteilen.“Es müssten neue Haltestellen entstehen, um den 15-Minuten-Takt in Wohngebieten hinzubekommen. Man wolle die Situation im Strölinweg nochmals prüfen und gegebenenfalls nach Alternativen suchen.
Ausblick:
Insgesamt betrachtet sieht Schilling das neue Nahverkehrskonzept auf einem guten Weg. „Wir wollen mit dem neuen Konzept eine echte Alternative zum Individualverkehr schaffen.“Schnellere Linien, direktere Wege – damit wolle man die Kunden dauerhaft überzeugen: „Dies wird helfen, das Verkehrsaufkommen in der Stadt zu entlasten und damit einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.“Um dieses neues Konzept zu fahren, sind Mehrkosten von rund 500 000 Euro erforderlich.