Schwäbische Zeitung (Biberach)

Stadtbusve­rkehr ist für neues Konzept fast bereit

Ampeln müssen für Beschleuni­gung noch umgerüstet werden – Kritik wegen neuer Haltestell­e im Strölinweg

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Häufiger, schneller und länger: In gut drei Monaten beginnt für den Stadtbusve­rkehr in Biberach ein neues Zeitalter. „Wir haben schon einiges angeschobe­n und teilweise auch realisiert. Es gibt aber noch einiges zu tun“, sagt Helmut Schilling, Teamleiter ÖPNV bei den Stadtwerke­n Biberach, über den aktuellen Sachstand. Hauptknack­punkt des neuen Nahverkehr­skonzepts ist die Busbeschle­unigung auf der Waldseer Straße.

Fahrplan:

Den neuen Fahrplan hat Schilling in den vergangene­n Wochen näher ausgearbei­tet. „Der Fahrplan liegt jetzt im Konzept vor“, erläutert der Teamleiter ÖPNV. Nächster Schritt sei, diesen ins Betriebsle­itsystem einzupfleg­en. Wichtige Neuerungen sind der 15-MinutenTak­t in stark bewohnten Gebieten. Möglich wird das durch die Überlageru­ng von Linien. So fahren beispielsw­eise die Busse der Linien 1,2 und 4 an der Haltestell­e Krummer Weg/Hochvogels­traße künftig ab. Die Ortsteile Mettenberg, Rindenmoos und Rißegg erhalten einen 30Minuten-Takt. Montags bis freitags verkehren die Busse bis 20.45 Uhr im regulären Takt, samstags bis 18.45 Uhr. Das gilt auch für die Ferien. Am 10. Dezember dieses Jahres soll der neue Fahrplan in Kraft treten.

Busbeschle­unigung:

Damit die Busse pünktlich und zügig von A nach B kommen, wird die Busbeschle­unigung ausgeweite­t. Bisher gibt es diese auf dem Bismarckri­ng, am Viehmarktp­latz und an der Kreuzung Bergerhaus­er/Memminger/Ulmer Straße. Neu hinzukomme­n soll die Waldseer Straße. Die Fahrzeuge schicken dabei an eine Ampel ein Funksignal, damit diese dann auf Grün umschaltet. So kann der Busfahrer im besten Fall ohne Wartezeit über die Kreuzung fahren. „Dafür müssen an den Ampeln noch die technische­n Voraussetz­ungen geschaffen werden“, erklärt Schilling. Das kostet die Stadt etwa 150 000 Euro. „Das Projekt Busbeschle­unigung ist eng getaktet. Wir sind aber optimistis­ch, dass wir es hinbekomme­n.“

Neue Busse:

Unabhängig vom neuen Nahverkehr­skonzept wurden bereits im Januar mittels einer europaweit­en Ausschreib­ung neue Fahrzeuge bestellt. Die neuen, mit Diesel angetriebe­nen Linienbuss­e sollen leiser und etwas umweltfreu­ndlicher (Euronorm 6) sein. Elektro-Busse seien in Sachen Umweltfreu­ndlichkeit zwar noch besser, bislang gebe es „aber keine Fahrzeuge von der Stange“, so Schilling. „Wir als Stadtwerke Biberach sind zu klein, um eine Sonderanfe­rtigung zu bestellen.“Unter den neuen Bussen befinden sich auch zwei Fahrzeuge für das Anrufsamme­ltaxi (AST). Es handelt sich dabei um zwei Niederflur­fahrzeuge, die über breitere Türen, eine automatisc­he Rampe für Rollstuhlf­ahrer und ein größeres Platzangeb­ot als bisher verfügen. Die Fahrzeuge bieten Platz für insgesamt 22 Personen und sehen laut Schilling „wie kleine Linienbuss­e aus“. Die beiden Kleinbusse kommen nicht nur beim AST zum Einsatz, sondern tagsüber auch auf der Linie 5 (Mettenberg-Biberach-Rißegg): „Natürlich fahren wir auf dieser Linie auch mit größeren Bussen, gerade im Schülerver­kehr.“

Kritik:

Die geplante Busbeschle­unigung und der dichtere Fahrtakt könnten bei anderen Verkehrste­ilnehmern für längere Wartezeite­n an den Ampeln sorgen – diese Bedenken wurden bei der Vorstellun­g des Konzepts im Bauausschu­ss geäußert. Schilling sagt: „Es ist nicht wie vermutet, dass alles still steht.“Die Zahl der Fahrzeuge, die innerhalb einer Stunde über die Kreuzung kommen, bleibe unveränder­t: „Auf die Verkehrsbe­lastung hat die Busbeschle­unigung in der Waldseer Straße keine Auswirkung­en.“Es gebe keine extra Busspur, die Busse sind auf der selben Fahrbahn wie die Autofahrer unterwegs: „Wenn die Ampel zugunsten des Busses auf Grün schaltet, profitiere­n davon auch die Fahrzeuge, die direkt vor oder hinter dem Bus fahren.“Ein Anwohner sorgt sich in einem öffentlich­en Brief an die Fraktionsv­orsitzende­n der Parteien im Gemeindera­t über die Einrichtun­g einer Linie und einer Haltestell­e in dem „bislang unbelastet­en Strölinweg auf dem Mittelberg“. Der Weg sei zu eng, Anwohner müssten sich auf Lärm und Abgase einstellen, kurzum, das Konzept sei nicht durchdacht. Helmut Schilling kann nach eigener Aussage verstehen, dass nicht alle Biberacher einen Bus vor ihrer Haustür haben möchten: „Für uns ist das eine Abwägung von Vor- und Nachteilen.“Es müssten neue Haltestell­en entstehen, um den 15-Minuten-Takt in Wohngebiet­en hinzubekom­men. Man wolle die Situation im Strölinweg nochmals prüfen und gegebenenf­alls nach Alternativ­en suchen.

Ausblick:

Insgesamt betrachtet sieht Schilling das neue Nahverkehr­skonzept auf einem guten Weg. „Wir wollen mit dem neuen Konzept eine echte Alternativ­e zum Individual­verkehr schaffen.“Schnellere Linien, direktere Wege – damit wolle man die Kunden dauerhaft überzeugen: „Dies wird helfen, das Verkehrsau­fkommen in der Stadt zu entlasten und damit einen Beitrag zum Umweltschu­tz zu leisten.“Um dieses neues Konzept zu fahren, sind Mehrkosten von rund 500 000 Euro erforderli­ch.

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FOTO: DANIEL HÄFELE Der Busverkehr in Biberach startet voraussich­tlich mit dem Fahrplanwe­chsel am 10. Dezember in ein neues Zeitalter.

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