Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ein Genuss für Freunde der akustische­n Musik

Das Trio Vibração begeistert beim Rondellkon­zert mit Virtuositä­t und Spielfreud­e

- Von Hans-Bernd Sick

BIBERACH - Virtuos, mitreißend, begeistern­d – auf diesen Nenner lässt sich das jüngste Biberacher Rondellkon­zert mit dem Trio Vibração bringen. Aber anscheinen­d lockt man mit akustische­r Musik nicht so viele Besucher auf den Gigelberg wie mit Rock- und Pop-Cover, denn die Stadtbierh­alle – es war mal wieder eine Gewitterwa­rnung ausgesproc­hen worden – war zwar ordentlich gefüllt, aber doch nicht so voll wie bei den vorherigen Abenden.

Für die Künstler wohl nichts Neues, denn die freuten sich über die zahlreiche­n Besucher. Und die, die nicht kamen, haben ein wahrhaft exzellente­s Konzert verpasst. Der in Erolzheim lebende Däne Jesper Rübner-Petersen bewegt sich in einer eher unauffälli­gen Nische der vielfältig­en und zahlreiche­n Musikgenre­s, aber er zählt immerhin zur Creme der europäisch­en Folk-Mandolinis­ten. Gemeinsam mit dem fingerfert­igen Akustikgit­arristen Oliver Waitze und dem in Wain aufgewachs­enen Bassisten Max Schaaf hat er beim Rondellkon­zert begeistert.

Los ging es mit zwei flotteren Stücken, McAuliffes „Pan Handle Rag“im Western Swing und dem funky Bluegrass-Tune „Stomp’n’Stiver“– einer überzeugen­den Kompositio­n von Jesper Rübner-Petersen. Gleich beim Auftaktstü­ck wurden die ausgefeilt­en Soli auf Gitarre und Mandoline vom Publikum mit Szenenappl­aus belohnt. Mit Peter Ostroushko­s „Heart of the Heartland“kam eine andere musikalisc­he Note zur Geltung, sehr ruhig und filigran, kunstvoll und mit höchster Fingerfert­igkeit zelebriert­en die drei diesen Mandolinen­walzer.

Der US-amerikanis­che Mandolinis­t David Grisman steuerte an diesem Abend einige Songs bei; seine Dawg Music – ein Stilmix aus Bluegrass, Swing und Jazz – erklang unter anderem bei „Dawg Funk“und dem „Hot Club Swing“, bei dem der grandiose Bassist Max Schaaf sich erstmals seinen Beifall mit einem überzeugen­den Basssolo erzupfte. Auch Django Reinhardt war mit einigen Kompositio­nen vertreten. Als erstes Stück von ihm interpreti­erte das Trio Vibração den „Minor Blues“, wieder mit einem gefühlvoll-zarten Mandolinen­solo. Und Max Schaaf steuerte hier auf seinem Kontrabass ein weiteres Solo bei, das ausdruckss­tark belegte, warum er sich bei einem der großen der Gypsy-Swing-Meistergit­arristen, Joscho Stephan, einen Ruf als exzellente­r Sideman erspielte.

Nicht nur durch die stilistisc­he Vielfalt überzeugte das Trio, sondern auch durch weitere Instrument­e. Beim Banjo-Medley zupfte Oliver Waitze das 5-String Banjo und Jesper wechselte auf die akustische Gitarre. Als eine wunderbare Melodie entpuppte sich dabei das lyrische „Beautiful Nothing“von Jens Krüger, während sich bei Bela Flecks „Big Country“der typische BluegrassS­ound einstellte. Bei „Rawhide”, einem Stück von Bill Monroe, dem Vater des Bluegrass, wechselten sich Waitze und Rübner-Petersen mit schier aberwitzig schnellen Soli auf der Gitarre und der Mandoline ab.

Eine weitere Klangnote bekam dieses Rondellkon­zert mit dem Choro „Assanhado“des Brasiliane­rs Jacob Bittencour­t, plötzlich fanden sich die Besucher in Südamerika wieder. Dazu gab es später noch „Bossa Dorado“einen Bossa Nova mit Gypsy-Swing-Akkorden, eine Kompositio­n von Joscho Stephan.

Lied aus Skandinavi­en

Und wenn schon ein Däne mit dabei ist, braucht es auch ein Lied aus Skandinavi­en; das verträumte „Johsefins Dopvals“der schwedisch­en Gruppe Väsan schloss diese Lücke sehr zur Freude der Zuhörer. Jedenfalls erstaunlic­h und fasziniere­nd, welche Klangvielf­alt und Abwechslun­g diese drei Virtuosen allein mit ihren drei Instrument­en schufen. Sie pendelten mühelos zwischen diesen unterschie­dlichen Genres hin und her, präsentier­ten sich mit viel Spielfreud­e und -witz als eine homogene Einheit auf der Bühne.

Das Publikum zollte dem Trio viel und kräftigen Applaus. Es gab lautstarke­s rhythmisch­es Klatschen nach dem letzten regulären Song „Ride The Wild Turkey“, sodass noch Zugaben folgten.

Am Sonntag, 3. September, gibt es im Rondell Rock’n’Roll mit Pig Ass & the Hoodlums. Weitere Infos: www.muna-bc.de

 ?? FOTO: HANS-BERND SICK ?? Das Trio Vibração, bestehend aus (v. l.) Oliver Waitze, Max Schaaf und Jesper Rübner-Petersen, hatte es beim Rondellkon­zert in der Stadtbierh­alle mit einem fachkundig­en Publikum zu tun.
FOTO: HANS-BERND SICK Das Trio Vibração, bestehend aus (v. l.) Oliver Waitze, Max Schaaf und Jesper Rübner-Petersen, hatte es beim Rondellkon­zert in der Stadtbierh­alle mit einem fachkundig­en Publikum zu tun.

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