Schwäbische Zeitung (Biberach)
Leben entschleunigen
Zu dem Artikel „Blitzer haben Erziehungseffekt“(SZ vom 18. August) und dem Leserbrief „Schild kostet nicht die Welt“schreibt ein Leser:
Meiner Meinung nach sind keine zusätzlichen Hinweisschilder für eine stationäre Geschwindigkeitskontrollanlage erforderlich. Das gelbe Ortsschild hat genug Aussagekraft für das Fahrverhalten, das danach vom Verkehrsteilnehmer erwartet wird. In Baden-Württemberg wird eine solche Anlage übrigens mindestens 150 Meter hinter dem Ortsschild aufgestellt – für diejenigen, die sich nach Passieren desselben noch eine Weile überlegen wollen, was die Allgemeinheit denn erwartet.
Diese Anlagen sind nach Meinung der Anwohner auch sehr effizient in der Lärmreduzierung. Man steuert mit seinem Fahrverhalten auch den Grad der Rücksichtnahme und Höflichkeit gegenüber Anwohnern. Auf jeden Fall sind solche Anlagen aber effizient in der Prävention, ob zum Zeitpunkt des Passierens mit Kamera bestückt oder nicht. Wenn ein Kind in eine Straße rennt, weist auch kein Schild darauf hin. Da sind dann selbst die erlaubten 50 Kilometer pro Stunde zu viel. Die Aussage des Ortsschilds ist also: Ab hier nicht mehr als 50 Km/h, eher weniger, weil im Falle eines spontanen Vorfalls schon 20 Km/h zu viel sein können.
Wenn man es dauernd so eilig hat, dass man sich bei der Wahl der Fahrgeschwindigkeit im Grenzbereich des Erlaubten bewegen muss, dann sollte man sein Leben entschleunigen. Ich kenne gute Reisebüros, bei denen man entsprechende „Wellnessund Entschleunigungsangebote“buchen kann. Oder man wendet sich an Bürgermeister Klaus Reichert, der einem dann die Schönheiten seines Ortes zeigt. Spätestens dann wird einem gewahr, dass man ruhig auch mal langsamer durchfahren könnte – oder sogar anhalten. Peter Rieger, Biberach