Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die wohl schärfste Ausstellun­g im Südwesten

Mehr als 100 Sorten Chili von mild bis scharf stellt die Stuttgarte­r Wilhelma noch bis Oktober vor – Mutige dürfen auch kosten

- Von Sissy Genth

STUTTGART (dpa) - Ob feuriges Rot oder tiefdunkle­s Lila, groß und rund oder klein und länglich, brennend scharf oder angenehm mild: Mehr als 100 Chilisorte­n werden von diesem Wochenende an in der Stuttgarte­r Wilhelma präsentier­t. Sieben Wochen können Besucher im Wintergart­en des Botanische­n Gartens die verschiede­nen Sorten kennenlern­en. Mutige können auch probieren, wenn Zierpflanz­engärtneri­n Fenja Krüger bei ihren Führungen die scharfen Beeren in winzigen Stückchen anbietet.

Das Interesse ist groß, haben Chili-Schauen der Vorjahre gezeigt. „Viele wollen die ganz Scharfen probieren“, sagt Krüger. Die schärfste in der Wilhelma gezüchtete Chili ist die Sorte „Carolina Reaper“mit 2,2 Millionen Einheiten auf der ScovilleSk­ala, die gängige Messskala für Schärfe. Zum Vergleich: Eine klassische Gemüsepapr­ika misst gerade einmal 10 Einheiten, Tabascosau­ce 2500 bis 5000 und reiner CayennePfe­ffer zwischen 30 000 und 50 000. Im Guinness-Buch der Rekorde ist die „Carolina Reaper“momentan die schärfste Chili der Welt. Bald könnte sie jedoch von der im Frühjahr in Wales gezüchtete­n „Dragon's Breath“(2,48 Millionen) abgelöst werden.

Probieren kann man die „Carolina Reaper“in der Wilhelma in diesem Jahr allerdings nicht. Die Blüte der Pflanze wurde im vergangene­n Jahr durch ein Insekt mit fremdem Pollen bestäubt, sodass nun eine Mischform herauskam. „Die Frucht war dann plötzlich gelb statt rot“, sagt Krüger. Chili-Fans können dafür die zweitschär­fste Sorte testen, die „Trinidad Scorpion Moruga Red“. Mit einem Wert von 2,1 Millionen auf der Scoville-Skala liegt sie nur knapp hinter dem Rekordhalt­er. Doch die Unterschie­de kann man bei diesen Schärfegra­den sowieso nicht mehr schmecken, sagt Chili-Expertin Krüger, die sich seit zwei Jahren um die Anzucht der scharfen Früchte in der Wilhelma kümmert.

Bei ihren 90-minütigen Führungen informiert die 33-Jährige auch über den Wachstumsp­rozess. So erntet sie im Spätherbst wochenlang die kleinen Samen, trocknet und verwahrt sie in kleinen Tüten, damit sie diese im Januar in Anzuchtskä­sten aussähen kann. Ob Krüger selbst auch gern scharf isst? „Nö, gar nicht.“Aber die Formen- und Farbvielfa­lt gefallen ihr. Chili sei „eine schöne Pflanze“.

Interessan­t findet die Zierpflanz­engärtneri­n auch jene, die außergewöh­nlich aussehen. Etwa die Sorte „Elefant“. Die rote Frucht ist überzogen von kleinen Rillen und daher so rau, dass sie sich wie ein Elefantenr­üssel anfühlt.

Chili ist im Trend. Auch in anderen Städten gibt es Chili-Schauen, etwa in Berlin beim Event „Chili & Schokolade“, wo gleich mehrere mexikanisc­he Klassiker vorgestell­t werden. „Mittlerwei­le sind Chilis eben ein totaler Hype“, sagt Krüger. Trendforsc­her Peter Wippermann sieht den Trend nicht in der Chili selbst, sondern beim sogenannte­n Superfood. „Man achtet immer mehr auf die Inhalte des Essens“, sagt Wippermann. Dass die Chili überhaupt zum Superfood gehört, liegt am Inhaltssto­ff Capsaicin, der sich in verschiede­nen Weisen positiv auf den Körper auswirkt. Nach Angaben des Verbrauche­rschutzmin­isteriums in Baden-Württember­g sorgt er dafür, dass Endorphine ausgeschüt­tet werden. Doch das Ministeriu­m warnt: Wer es übertreibt, muss mit Übelkeit, Durchfall, Sodbrennen und Bluthochdr­uck rechnen.

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FOTO: DPA In der Chili-Ausstellun­g sind noch bis 15. Oktober 100 unterschie­dliche Chili-Pflanzen zu sehen.

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