Schwäbische Zeitung (Biberach)

Auch Germania torpediert Staatshilf­e für Air Berlin

Fluggesell­schaft zieht gegen die Bürgschaft der Bundesregi­erung vor Gericht

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BERLIN (dpa) - Der Widerstand gegen die Staatshilf­e für die insolvente Air Berlin wächst. Nach den Kartellbes­chwerden des Konkurrent­en Ryanair geht nun auch die Fluggesell­schaft Germania gegen den 150-Millionen-Euro Kredit der Bundesregi­erung vor. Germania will diese Hilfe per Eilverfahr­en vorerst stoppen, wie das Berliner Landgerich­t am Dienstag mitteilte. Air Berlin drückt beim Verkauf vom Unternehme­nsteilen aufs Tempo: Bis zum 15. September ist Zeit für Angebote. Unterdesse­n stutzt die Airline ihr Langstreck­en-Angebot, Passagiere werden umgebucht.

So fallen zum 17. September und zum 1. Oktober die beiden täglichen Verbindung­en von Berlin nach Abu Dhabi weg, dem Drehkreuz des Großaktion­ärs Etihad. Die arabische Fluggesell­schaft gewährt Air Berlin keine Finanzspri­tzen mehr, daraufhin hatten die Berliner vor zwei Wochen den Insolvenza­ntrag gestellt.

„Wir streichen verlustrei­che Strecken“, sagte ein Sprecher. Zum 30. September fällt demnach auch die Verbindung Berlin-Chicago weg, die Flüge nach Los Angeles und San Francisco zum 1. Oktober – vier Wochen früher als eigentlich geplant. Das gilt auch für Düsseldorf-Boston. Berlin hat dann nur noch zwei Langstreck­en: Miami und New York. Düsseldorf behält zwölf. Über die Langstreck­en-Pläne hatte zuvor die „Bild“-Zeitung berichtet.

Air Berlin verhandelt nach eigenen Angaben mit der Lufthansa und drei weiteren Unternehme­n über einen Verkauf. Als Interessen­ten für Teile der Fluggesell­schaft gelten neben der Lufthansa die britische Easyjet und der Ferienflie­ger Condor. An diesem Mittwoch ist ein Gespräch mit dem Nürnberger Unternehme­r Hans Rudolf Wöhrl geplant, der die Fluggesell­schaft als Ganzes übernehmen will.

Der 150-Millionen-Euro-Kredit durch die staatliche KfW-Bank soll sicherstel­len, dass Air Berlin während der Verkaufsve­rhandlunge­n trotz Insolvenz weiterflie­gen kann. Germania will dies verhindern, solange die EU-Kommission die Hilfe nicht genehmigt. Die Fluggesell­schaft wirft dem Bund vor, die Lufthansa einseitig zu bevorzugen, um einen „nationalen Champion“aufzubauen. Darüber soll am 15. September verhandelt werden.

Ryanair hatte vor zwei Wochen Beschwerde beim Bundeskart­ellamt und der EU-Wettbewerb­sbehörde eingelegt. Nach Regierungs­angaben hat auch der irische Billigflie­ger Interesse, Air Berlin zu übernehmen.

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