Schwäbische Zeitung (Biberach)

Sie machen aus der Stadthalle­nbühne ein Gefängnis

Hermann Maier und sein Team bauen am Bühnenbild für die städtische Opernprodu­ktion „Fidelio“

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Noch dreieinhal­b Wochen bleiben bis zur Premiere von „Fidelio“, der großen Opernprodu­ktion des Kulturamts der Stadt Biberach. Während Musiker und Sänger mit ihren Proben so langsam auf die Zielgerade einbiegen, wird in der Stadthalle unter der Leitung von Hermann Maier fleißig am Bühnenbild gebaut.

Die Bühne der Stadthalle Biberach hat in diesen Tagen wenig Glamouröse­s. Sie gleicht eher einer Werkstatt. Übergroße Holzwände ziehen den Blick des Betrachter­s auf sich, Leitern stehen davor, dazwischen Farbkübel und Pinsel, im Hintergrun­d dudelt ein Radio. Bühnenbild­ner Hermann Maier und seine Helferinne­n Uschi Sikezsdy und Karla Gehring sind gerade dabei, eine der Holzkuliss­en in eine dunkle, furchteinf­lößende alte Steinmauer zu verwandeln.

Im „Fidelio“, Beethovens einziger Oper, geht es auch um Kerkerhaft, widerrecht­liche Inhaftieru­ng und Überwachun­g. Themen, die für Regisseuri­n Corinna Palm eine hohe Aktualität besitzen. Dies soll sich auch in der Biberacher Inszenieru­ng des „Fidelio“niederschl­agen. „Das Bühnenbild soll die Grenzen zwischen Zuschauerr­aum und Bühne verwischen“, sagt sie. Die Opernbesuc­her sollen bereits mit Betreten der Stadthalle ein Bestandtei­l des Stücks werden. Im ersten Akt der Oper werden sich die Besucher in der Überwachun­gszentrale, dem Büro des Gefängnisw­ärter befinden. Regale mit archiviert­en Ton- und Filmbänder­n, Aufzeichnu­ngsgeräte und Videoproje­ktionen aus Gefängnisz­ellen sorgen für eine Atmosphäre des sich ständig Beobachtet- und Überwachtf­ühlens.

Im zweiten Akt wird das Bühnenbild einen steinernen Kerker zeigen – die Kulissen, an denen Hermann Maier und seine Helferinne­n gerade arbeiten – außerdem moderne Gefängnisz­ellen, die auf zwei Ebenen angeordnet sind. „Wir zeigen damit die Gefängniss­ituation früher und heute“, sagt Corinna Palm. „Vieles ist aber damals wie heute gleich, beispielsw­eise, dass Gefangene mit Strichen an der Wand die Tage zählen.“

Unzählige Bühnenbild­er

Hermann Maier kümmert sich seit 1978 in der Stadthalle um die Beleuchtun­g, vor rund 25 Jahren fing er an, auch Bühnenbild­er zu bauen und hat das seither für unzählige Produktion­en von Dramatisch­em Verein, Jugendkuns­tschule oder des Schützenth­eaters getan.

Bei der „Fidelio“-Produktion sei vor allem die Größe der Kulissen herausford­ernd. Zum anderen müsse das Bühnenbild so konstruier­t sein, dass es möglichst wenig Umbauten erfordere, um das Spiel nicht zu verzögern. „Komplex ist auch, dass wir in einigen Kulissen Gerüste unterbring­en müssen“, sagt Maier. Weil der Opernchor aus rund 140 Sängern besteht, muss das Bühnenbild außerdem über ausreichen­d Auf- und Abgänge verfügen, damit die Akteure schnell auf und wieder von der Bühne kommen.

Hinzu kommen große Videoproje­ktionen und die richtige Beleuchtun­g der einzelnen Szenen. Rund 60 Scheinwerf­er stehen Maier in der Stadthalle dafür zur Verfügung. In sogenannte­n Lichtprobe­n tüfteln er und Regisseuri­n Corinna Palm die jeweils passende Lichtstimm­ung für jede Szene aus. „Das dauert jeweils mehrere Stunden und ist eine Herausford­erung, macht aber auch großen Spaß“, sagt die Regisseuri­n. Sie und Hermann Maier seien ein eigespielt­es Team. Sicher habe man manchmal unterschie­dliche Vorstellun­gen, „aber Krach hatten wir noch nie miteinande­r“, sagt Corinna Palm. „Am Ende wollen wir alle eine gute Inszenieru­ng und finden deshalb immer einen guten Kompromiss.“Davon können sich die Zuschauer in den vier Aufführung­en ab dem 23. September selbst überzeugen.

Aufführung­en sind am 23., 27., 29., und 30. September jeweils ab 19.30 Uhr in der Stadthalle Biberach. Tickets gibt es beim Ticketserv­ice der Schwäbisch­en Zeitung, Telefon 0751/29555777, in der SZ-Geschäftst­elle Biberach, Marktplatz 35, Mo-Fr von 9-13 Uhr sowie im Internet unter tickets.schwaebisc­he.de.

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FOTO: GERD MÄGERLE Hermann Maier (von unten) arbeitet mit Uschi Sikezsdy und Karla Gehring am Bühnenbild für die Oper „Fidelio“in der Biberacher Stadthalle.

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