Schwäbische Zeitung (Biberach)

AfD kommt nach Ummendorf

Gemeinde versuchte den Auftritt zu verhindern – Gegenbündn­is formiert sich

- Von Andreas Spengler

UMMENDORF - Die Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) veranstalt­et ihre voraussich­tlich größte Wahlkampfv­eranstaltu­ng in Oberschwab­en in Ummendorf am 13. September. Die Gemeinde hatte zunächst versucht, den Auftritt der als rechtspopu­listisch eingestuft­en Partei zu verhindern – ohne Erfolg. Jetzt wollen Bürger mit einem Umzug gegen die Wahlverans­taltung demonstrie­ren.

„Erschrocke­n“sei er, als die AfD Ende Juli bei der Gemeinde Ummendorf für eine Wahlverans­taltung in der neuen Mehrzweckh­alle angefragt hat, erzählt Bürgermeis­ter Klaus Reichert. Insgesamt 17 Terminvors­chläge habe die Partei der Gemeinde unterbreit­et.

Reichert schaltete einen Fachanwalt ein, der bescheinig­te Ummendorf schlechte Chancen, den Auftritt zu verhindern. Daraufhin habe er eine Sondersitz­ung des Gemeindera­ts einberufen. „Die erste seit 19 Jahren.“Im Rat sei lange diskutiert worden. Reichert sagt: „Natürlich bin ich nicht begeistert“, aber die Partei habe nun mal „Wählerpote­nzial“in Ummendorf und ist „nicht verboten“. An der Veranstalt­ung im Ummendorf führe „kein Weg vorbei“, er hoffe nur, „dass sie ruhig verläuft“.

Dafür soll auch die Polizei sorgen, die mit rund 20 Einsatzkrä­ften vor Ort sein will. Die AfD-Veranstalt­ung selbst soll Security sichern, die von der Partei bezahlt wird. Bürgermeis­ter Reichert betont, dass er zwar nicht vor Ort dabei sein wolle, aber die Veranstalt­ung im Auge behalte und notfalls vom Hausrecht Gebrauch mache, „sollten Vereinbaru­ngen nicht eingehalte­n werden“. Mit insgesamt rund 200 Teilnehmer­n rechne die AfD bei der Veranstalt­ung, erklärt die Gemeindeve­rwaltung Ummendorf. Von der AfD selbst war bis Redaktions­schluss keine Auskunft zu erhalten.

Ihnen gegenüber stellt sich das „Bündnis gegen Rechts – Ummendorf für Demokratie und Toleranz“. Initiator ist Simon Özkeles, Gemeindera­tsmitglied und SPD-Ortsvorsit­zender in Biberach. Er sagt: „Aktuell habe ich den Eindruck, dass viele die AfD wieder verharmlos­en.“

Räte veröffentl­ichen Statement

Rechtlich sei „nichts dagegen zu machen“, aber Özkeles sagt, er wolle „wachsam sein“und „friedlich ein Zeichen setzen“. Diesem Vorhaben will sich auch der Gemeindera­t anschließe­n: Im kommenden Mitteilung­sblatt veröffentl­ichen sie ein gemeinsame­s Statement aller Räte und des Bürgermeis­ters für Demokratie und Menschenre­chte in Ummendorf. Bei der Veranstalt­ung selbst setzt Özkeles vor allem auf die Vereine. So haben unter anderem bereits der Jugendvere­in, Vertreter der Flüchtling­skreise und der Kirchen ihr Kommen angekündig­t. „Je mehr, umso besser“, sagt Özkeles. Und zeigt sich dennoch enttäuscht: „Der Imageschad­en für die Gemeinde ist einfach da“, sagt er.

Die AfD setzt bei der Veranstalt­ung unter anderem auf ihren Landesspre­cher Ralf Özkara, Landtagsab­geordneten Bernd Gögel und den Biberacher Direktkand­idaten Matthias Stiel. Außerdem sei eine öffentlich­e Diskussion geplant.

„Der Imageschad­en für die Gemeinde Ummendorf ist einfach da.“

Simon Özkeles, „Bündnis gegen Rechts“und Mitglied im Gemeindera­t

Die Wahlkampfv­eranstaltu­ng

AfD in Ummendorf beginnt am Mittwoch, 13. September, in der Gemeindeha­lle um 19 Uhr. Um 17.45 Uhr treffen sich die Gegendemon­stranten beim Schlosspla­tz. Von dort aus will die Gruppe gemeinsam zum Parkplatz vor der Mehrzweckh­alle laufen und „friedlich“demonstrie­ren.

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FOTO: ANDREAS SPENGLER In der neuen Ummendorfe­r Gemeindeha­lle veranstalt­et die AfD ihre Wahlkampfv­eranstaltu­ng.

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