Schwäbische Zeitung (Biberach)
Eine Anstrengung, die sich lohnt
Franziska Hagel aus Steinhausen lebt ein Jahr für ein Praktikum in Baltimore
STEINHAUSEN/BALTIMORE - Der Spruch „Man wächst an seinen Aufgaben“trifft wahrscheinlich perfekt auf Franziska Hagel aus Steinhausen an der Rottum zu. Die 26-Jährige absolviert seit März ein einjähriges Praktikum als Bürokauffrau in den Vereinigten Staaten und hat bereits viele Erfahrungen gesammelt.
Franziska Hagel durchläuft ihr Praktikum in Baltimore, der größten Stadt des US-Bundestaats Maryland. Die Hafenstadt an der Ostküste hat es ihr angetan. „Ich wollte schon seit ich 16 bin eine Weile ins Ausland“, erzählt sie. „Ich dachte anfangs an ein Jahr als Au-pair, aber durch meine Ausbildung hat sich ein Auslandspraktikum beim Unternehmen Peri angeboten.“
Peri ist ein Unternehmen für Schalungs- und Gerüsttechnik mit Hauptsitz in Weißenhorn. Die Kauffrau für Bürokommunikation hat das Praktikum hauptsächlich begonnen, um ihre Englisch-Kenntnisse zu vertiefen und um ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Zunächst hat sie drei Monate bei ihrer Tante gewohnt, die nicht weit von der Großstadt entfernt lebt. „Die Mieten hier sind sehr teuer, da war es schwer eine Unterkunft zu finden“, sagt Hagel dazu. „Außerdem habe ich mit meiner Tante jemanden, der mich unterstützt und mir Tipps gibt.“Jetzt lebt sie in einer Wohngemeinschaft und unternimmt viel mit ihren Mitbewohnern.
„Ich habe mich inzwischen gut eingelebt“, erzählt die Steinhauserin. Doch der Beginn war nicht einfach
„Anfangs gab es keinen Tag, an dem nichts schief gegangen ist.“Franziska Hagel, Peri-Praktikantin in Baltimore
für sie: „Anfangs gab es keinen Tag, an dem nichts schief gegangen ist“, erzählt sie und fügt hinzu: „Auch heute noch werde ich mit Herausforderungen konfrontiert. Ich bin aber auch stolz, wie gut ich mit diesen Problemen umgegangen bin und mich durch sie weiterentwickelt habe.“Vor allem die Tatsache, dass die Praktikantin in vielen Dingen auf sich alleine gestellt war, hat sie selbstständiger gemacht. Sie sei dadurch Auch New York hat Franziska Hagel besucht. viel selbstbewusster geworden. Wenn sie von Verwandten und Freunden besucht wird, seien diese überrascht, wie sehr sie sich verändert habe. „Am Anfang war es ein wenig belastend, zu sehen, dass meine Freunde Dinge ohne mich unternommen haben“, erinnert sie sich. „Ich war nun mal weit weg und hatte noch keinen Anschluss gefunden.“Um mehr Kontakte zu knüpfen, wird sie ab Mitte September zusammen mit einer Mitbewohnerin in einer Kickball League spielen. „Das läuft über Social Baltimore“, sagt Hagel, ein Programm, das von der Stadt Baltimore angeboten wird. Das Ziel des Programms ist es, dass sich neue Leute kennenlernen können, um gemeinsam Sport zu machen.
Amerikaner sind unbeschwerter
An den Sport hat sie sich schnell gewöhnt, an die Arbeit allerdings noch nicht: „Die Arbeitswelt in den Staaten gestaltet sich schon ein bisschen anders als in Deutschland“, meint Hagel. Die Menschen auf der Arbeit seien hier „unbeschwerter“. Privatund Berufsleben seien hier nicht so streng getrennt wie in ihrer Heimat. Andererseits vermisse sie flexiblere Arbeitszeiten, wie sie diese aus Deutschland kennt. Vor allem aber vermisse sie ihre Familie. „Meine Eltern sind zwar im Moment zu Besuch, aber ich freue mich trotzdem schon auf meine Heimkehr. Durch die Zeitverschiebung ist es immer ein bisschen schwierig, Kontakt aufzunehmen.“
Wenn sie wieder in Deutschland ist, freut sie sich am meisten auf das Wiedersehen mit der Familie. Doch dann steht für die 26-Jährige die Jobsuche an. „Ich fange schon jetzt an, mich in der Region Biberach für einen neuen Beruf zu bewerben.“Jedem, der sich überlegt, für eine Weile ins Ausland zu gehen, kann sie nur empfehlen, diesen Schritt zu wagen. „Natürlich ist es nicht leicht, aber man erlebt so viele tolle Dinge und macht solch eine enorme, positive Entwicklung durch, dass es sich lohnt.“