Schwäbische Zeitung (Biberach)
Gebackenes und Gedrucktes im Überfluss
Noch zwei Wochen bis zur Bundestagswahl und irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Wahlkampf allmählich in seine skurrile Phase geht. Während es die AfD-Spitzenkandidatin auf Bundesebene offenbar gezielt auf einen medialen Eklat nach dem anderen anzulegen scheint, dabei aber eher wie die beleidigte Leberwurst wirkt, ist die Dynamik im lokalen Umfeld noch überschaubar. Wer die Kandidaten der verschiedenen Parteien beim Wochenmarkt an ihren Ständen beobachtet, der bemerkt, dass sie trotz unterschiedlicher politischer Ansichten menschlich ganz gut miteinander klarzukommen scheinen.
Für ein wenig Unfrieden sorgte lediglich die CDU, als sie die Plakate ihres Kandidaten in Biberach eine Nummer zu groß aufhängte. Manchem Nicht-CDU-Anhänger schien der Rief Josef im Format DIN A0 dann doch etwas zu „großkopfert“. Die CDUler wiederum meinten: „A schees G’sicht braucht halt Platz.“Nach Intervention des städtischen Ordnungsamts einigte man sich schiedlich-friedlich: Der zu großkopferte Josef wurde inzwischen durch einen etwas kleineren ersetzt und ist trotz allem noch gut zu erkennen. Viel zu lesen gibt’s auf dem Plakat ja ohnehin nicht. Aber das ist ein anderes Thema ...
So dicht wie die Wahlplakate an den Laternenmasten beieinander hängen, so hoch ist die Dichte an Bäckereien und Buchhandlungen schon bald am Biberacher Kapellenplatz. Zu den zwei Bäckern hat sich vorige Woche ein dritter aus dem Bayerischen dazugesellt. Fast ist man geneigt, von einem „Backwaren-Bermudadreieck“zu sprechen. Andererseits: Konkurrenz belebt das Geschäft. Das gilt wohl auch, wenn im nächsten Jahr aus dem Salzstadel ein „Buchstadel“wird und sich zu jede Menge Gebackenem auch noch jede Menge Gedrucktes gesellt. Warten müssen dagegen weiter diejenigen, die noch immer auf Filialen der „BuchstabenKetten“wie H&M oder dm hoffen. Ein schönes Wochenende!
Euer Marktplatz-Esel