Schwäbische Zeitung (Biberach)
Seriennummern der gestohlenen Pässe sind den Behörden bekannt
IS erbeutete mehr als 11 000 syrische Reisedokumente – Bundeskriminalamt wurde wohl durch Assads Geheimdienst informiert
LIMASSOL - Die Terrormilizen des sogenannten Islamischen Staates (IS) sollen nach einem Bericht der „Bild am Sonntag“(Bams) bei ihren Raubzügen mehr als 11 000 syrische Blanko-Pässe erbeutet haben. Es handelt sich dabei um echte Dokumente, welche noch leer sind, aber nach ihrer „Beschriftung“mit Personendaten zur Einreise nach Europa genutzt werden könnten.
Voraussetzung dafür ist jedoch ein Einreisevisum, welches in den gefälschten Pass eingeklebt werden müsste. Die Gefahr, dass dies geschieht, ist aber relativ gering, da die offenbar fortlaufenden Seriennummern der vom IS gestohlenen Blanko-Pässe den deutschen Behörden bekannt sind. Sie wurden auch an die Datenbanken der Sicherheitsbehörden im gesamten Schengen-Raum, also auch in die Schweiz, nach Österreich und nach Luxemburg, weitergeleitet.
Die Regierung in Berlin hatte die diplomatischen Beziehungen zu Syrien nach dem Beginn des Volksaufstandes vor mehr als sechs Jahren abgebrochen. Die von Insidern als „ausgezeichnet“beschriebenen Kontakte zwischen den syrischen Geheimdiensten und dem Bundeskriminalamt (BKA) wurde jedoch aufrechterhalten und in den drei Jahren sogar noch intensiviert. Zum „Austausch von Informationen“reisen hochrangige BKA-Beamte regelmäßig auf dem Landweg von Beirut nach Damaskus.
Bei der Bekämpfung des IS-Terrorismus, betonen Insider weiter, habe sich Syrien bisher sehr kooperativ gezeigt. Auch die Seriennummern der vom IS erbeuteten Blanko-Pässe dürften staatliche syrische Sicherheitsbehörden nach Berlin übermittelt haben.
Dort geht man davon aus, dass „im Zusammenhang der Flüchtlingssituation terroristische Organisationen weiterhin die Möglichkeit nutzen könnten, potenzielle Attentäter oder Unterstützer unentdeckt nach Europa einzuschleusen. Im Regelfall, räumte ein BKA-Sprecher in der „Bild am Sonntag“ein, werde ein geund verfälschter Pass jedoch genutzt, um illegal einzureisen, ohne dass weitere Motive, wie die Ausübung eines terroristischen Anschlages, damit verfolgt würden.
Sollte es also zutreffen, dass die Nummern der vom IS erbeuteten Blanko-Pässe im gesamten Schengen-Raum bekannt und per Computer tatsächlich abrufbar sind, dann scheint die Gefahr ihrer Benutzung durch Terroristen relativ gering zu sein. Diese sind, wie die Vergangenheit gezeigt hat, aber Meister im Erkennen von undichten Stellen, welche es bei aller Wachsamkeit vermutlich immer wieder geben wird.