Schwäbische Zeitung (Biberach)

Macht und Pracht verschmelz­en oftmals

Beim Tag des offenen Denkmals gibt es interessan­te Einblicke in Biberachs Historie

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Die Besteigung des Ulmer Tors dürfte für viele Besucher beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag der Höhepunkt gewesen sein. „Wir hätten gerne mehr Tickets ausgegeben. Aber mehr als 300 Stück waren zeitlich leider nicht drin“, sagte Ingeborg Voss vom Tourismus & Stadtmarke­ting Biberach. Doch auch weitere Programmpu­nkte weckten das Interesse der Menschen, an zwölf Orten in der Altstadt konnten sie ihr historisch­es Wissen auffrische­n.

Großer Sachversta­nd und ein wenig Witz – diese Mischung erlebten schätzungs­weise 100 Interessie­rte bei einer Führung mit Pfarrer Kaspar Baumgärtne­r durch die Stadtpfarr­kirche St. Martin. Der Tag des offenen Denkmals stand diesmal unter dem Motto „Macht und Pracht“. Zwei Dinge, die man auch der Kirche zuschreibe­n kann. „Die Macht ist ein spannender Punkt innerhalb der Kirche. Eigentlich sollten in ihr nur Nächstenli­ebe und Vergebung vorkommen“, sagte der Pfarrer. Aber wenn einem etwas wichtig sei, dann gebe man diesem Macht in seinem Leben. „Früher konnte die Kirche in manchen Dingen durchgreif­en. Heute verliert sie wieder an Macht“, so Baumgärtne­r. Darüber hinaus informiert­e er unter anderem über den Fortschrit­t der Baustelle und die einstige Entstehung der Kuppel auf dem Kirchturm. Zeit, um sich die prachtvoll­e Gestaltung des Simultaneu­ms anzuschaue­n, blieb ebenfalls.

Angefangen beim Trauzimmer im Klösterle über das Kleeblatth­aus bis hin zum Bierkeller – wer sich für die Historie der Gebäude in Biberach interessie­rte, dürfte gleich mehrmals auf seine Kosten gekommen sein. Doch am Sonntag ging es nicht nur darum, einen Blick in die Bauten zu werfen. Ziel war auch, sich im Stadtgebie­t umzusehen, um das große Ganze im Blick zu haben. So führte Biljana Wieland am Bismarckri­ng entlang, um über „Macht und Pracht am Stadtring“zu referieren. Um die Frage „Welche Macht und Pracht haben die Pfleghöfe in Biberach?“ging es bei einer Stadtführu­ng mit Ina Billwiller.

Ins Gespräch über die Stadtentwi­cklung kommen, sich künstleris­ch austoben oder etwas essen – diese Möglichkei­ten bot das Stadtforum Biberach in der Zwingergas­se. Cäcilie Sommer und weitere Mitglieder des Vereins machten auf die Bedeutung des Gebäudes mit der Hausnummer 10 aufmerksam. „Wir fürchten, dass es eines Tages abgerissen wird“, sagte Sommer. Bei dem Wohnhaus handelt es sich um einen zweigescho­ssigen Putzbau, wohl aus dem 16./17. Jahrhunder­t: „Tür und Fenster sind liebevoll mit neugotisch­er Dekoration aus dem 19. Jahrhunder­t versehen.“Das Haus mit seinen Nachbargeb­äuden vermittle einen guten Eindruck von der Besiedlung der einstigen süd-östlichenV­orstadt. Das Stadtforum plädiert deshalb dafür, das Gebäude zu erhalten und in dem Gebiet nur eine kleinteili­ge Bebauung zuzulassen. Sommer sagte: „So kann der Charakter des Quartiers erhalten bleiben.“

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FOTOS: DANIEL HÄFELE Pfarrer Kaspar Baumgärtne­r bringt den Besuchern die Historie der Stadtpfarr­kirche St. Martin beim Tag des offenen Denkmals näher.
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Gespräche über die Stadtentwi­cklung gibt es in der Zwingergas­se mit Akteuren des Stadtforum­s Biberach.

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