Schwäbische Zeitung (Biberach)
Macht und Pracht verschmelzen oftmals
Beim Tag des offenen Denkmals gibt es interessante Einblicke in Biberachs Historie
BIBERACH - Die Besteigung des Ulmer Tors dürfte für viele Besucher beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag der Höhepunkt gewesen sein. „Wir hätten gerne mehr Tickets ausgegeben. Aber mehr als 300 Stück waren zeitlich leider nicht drin“, sagte Ingeborg Voss vom Tourismus & Stadtmarketing Biberach. Doch auch weitere Programmpunkte weckten das Interesse der Menschen, an zwölf Orten in der Altstadt konnten sie ihr historisches Wissen auffrischen.
Großer Sachverstand und ein wenig Witz – diese Mischung erlebten schätzungsweise 100 Interessierte bei einer Führung mit Pfarrer Kaspar Baumgärtner durch die Stadtpfarrkirche St. Martin. Der Tag des offenen Denkmals stand diesmal unter dem Motto „Macht und Pracht“. Zwei Dinge, die man auch der Kirche zuschreiben kann. „Die Macht ist ein spannender Punkt innerhalb der Kirche. Eigentlich sollten in ihr nur Nächstenliebe und Vergebung vorkommen“, sagte der Pfarrer. Aber wenn einem etwas wichtig sei, dann gebe man diesem Macht in seinem Leben. „Früher konnte die Kirche in manchen Dingen durchgreifen. Heute verliert sie wieder an Macht“, so Baumgärtner. Darüber hinaus informierte er unter anderem über den Fortschritt der Baustelle und die einstige Entstehung der Kuppel auf dem Kirchturm. Zeit, um sich die prachtvolle Gestaltung des Simultaneums anzuschauen, blieb ebenfalls.
Angefangen beim Trauzimmer im Klösterle über das Kleeblatthaus bis hin zum Bierkeller – wer sich für die Historie der Gebäude in Biberach interessierte, dürfte gleich mehrmals auf seine Kosten gekommen sein. Doch am Sonntag ging es nicht nur darum, einen Blick in die Bauten zu werfen. Ziel war auch, sich im Stadtgebiet umzusehen, um das große Ganze im Blick zu haben. So führte Biljana Wieland am Bismarckring entlang, um über „Macht und Pracht am Stadtring“zu referieren. Um die Frage „Welche Macht und Pracht haben die Pfleghöfe in Biberach?“ging es bei einer Stadtführung mit Ina Billwiller.
Ins Gespräch über die Stadtentwicklung kommen, sich künstlerisch austoben oder etwas essen – diese Möglichkeiten bot das Stadtforum Biberach in der Zwingergasse. Cäcilie Sommer und weitere Mitglieder des Vereins machten auf die Bedeutung des Gebäudes mit der Hausnummer 10 aufmerksam. „Wir fürchten, dass es eines Tages abgerissen wird“, sagte Sommer. Bei dem Wohnhaus handelt es sich um einen zweigeschossigen Putzbau, wohl aus dem 16./17. Jahrhundert: „Tür und Fenster sind liebevoll mit neugotischer Dekoration aus dem 19. Jahrhundert versehen.“Das Haus mit seinen Nachbargebäuden vermittle einen guten Eindruck von der Besiedlung der einstigen süd-östlichenVorstadt. Das Stadtforum plädiert deshalb dafür, das Gebäude zu erhalten und in dem Gebiet nur eine kleinteilige Bebauung zuzulassen. Sommer sagte: „So kann der Charakter des Quartiers erhalten bleiben.“