Schwäbische Zeitung (Biberach)

Der Liebe wegen nach Auckland

Der gebürtige Biberacher Jörg Kopp lebt seit 32 Jahren in Neuseeland

- Von Felizitas Eglof

BIBERACH - Von Biberach nach Neuseeland. Jörg Kopp lebt seit 32 Jahren auf dem Inselstaat im südlichen Pazifik. Nach einer gescheiter­ten Beziehung sei er im Jahr 1984 mit einem guten Kumpel nach Griechenla­nd gereist, um zu entspannen. Dort haben sie Bekanntsch­aft mit zwei Mädchen gemacht, einer Australier­in und einer Neuseeländ­erin. „Wir verstanden uns alle gut und so luden wir sie damals ein, uns in Biberach zu besuchen, falls sie einmal in Deutschlan­d sind“, erinnert sich der heute 58Jährige. Kurze Zeit später standen die zwei tatsächlic­h vor seiner Tür in Biberach. „Wie es eben so kommt, verliebte ich mich in die Neuseeländ­erin und sie blieb weitere sechs Monate in Deutschlan­d.“

1985 entschied sich der gelernte Raumaussta­tter dann, mit seiner Freundin für ein Jahr nach Neuseeland zu gehen. Nachdem er eine Arbeitsgen­ehmigung bekommen hatte, ging es los. „Ich war begeistert von dem Land, vor allem weil ich dort viel mehr persönlich­e Freiheiten hatte und immer noch habe.“

Um diese Freiheiten weiter auszuleben, blieb er in Auckland in Neuseeland und machte sich als Raumaussta­tter selbststän­dig. Um sich seinen Traum vom eigenen Haus zu verwirklic­hen, kaufte er sich 1989 ein Stück Land. „Anfangs habe ich dort in einem Wohnwagen gewohnt, denn das Grundstück war wie ein Urwald, ich musste erst einmal Platz schaffen.“Sein Wohnhaus und ein Gästehaus baute der gelernte Raumaussta­tter

selbst. Auf Hausbau folgten 1986 die Hochzeit mit seiner neuseeländ­ischen Frau und schließlic­h drei Kinder.

„Am Anfang war mir nicht wirklich bewusst, dass ich meine Heimat Biberach vermisse“, erinnert sich Kopp. Nach sieben Jahren kehrte er zum ersten Mal wieder nach Biberach zurück. „Es war schön, wieder in Deutschlan­d zu sein, und vor allem hat sich meine Mutter gefreut, ihre Enkel zu sehen.“Mittlerwei­le habe er die Heimat schätzen gelernt. „Je länger ich weg bin, desto mehr schätze ich Biberach und natürlich unsere Kultur“, sagt der 58-Jährige. „So etwas wie das Schützenfe­st, auf dem ich alte Schulfreun­de nach fast 50 Jahren wiedersehe, ist einfach einzigarti­g.“Deshalb ist er zurzeit auf Heimaturla­ub. „Ich habe mir ein Fahrrad gekauft und bin damit viel am Bodensee und in Oberschwab­en herumgefah­ren.“Außerdem ist es dem Wahl-Neuseeländ­er sehr wichtig, seine Beziehunge­n zu alten Freunden in der Heimat zu pflegen. Und auch das Kulinarisc­he fehlt. „Wenn ich nach Biberach kommen, hole ich mir zu Beginn meistens einen Leberkäs im Knauzenwec­ken, das ist einfach einmalig auf der Welt“, sagt Kopp lachend.

An Neuseeland schätze er hauptsächl­ich die Menschen. „Sie sind sehr offen und freundlich“, erzählt er, „Auch die Maori, die Ureinwohne­r Neuseeland­s, sind sehr interessie­rt an neuen Kulturen.“Die Natur sei ein weiterer Grund, warum er dort seit 32 Jahren lebt. „Das Land ist wahnsinnig authentisc­h und überall herrscht ein Gefühl von Ruhe.“Neuseeland ist für Jörg Kopp Heimat geworden. „Ich bin zwar noch heimatverb­unden, jedoch würde ich hier nicht mehr wohnen wollen. Ich glaube, ich würde nicht mehr in die deutsche Struktur hineinpass­en.“

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FOTOS/MONTAGE: PRIVAT/MICHELLE BARBIC Jörg Kopp lebt mit seiner Familie glücklich in Neuseeland.

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