Schwäbische Zeitung (Biberach)
Gegen Ausländer, für das „eigene Volk“
AfD trifft sich in der Ummendorfer Gemeindehalle zur Wahlkampfveranstaltung
UMMENDORF - Die Alternative für Deutschland (AfD) hat am Mittwochabend in Ummendorf ihre größte Wahlkampfveranstaltung in der Region abgehalten. Etwa 350 Zuhörer kamen in die Gemeindehalle, um unter anderem den Biberacher Bundestagskandidaten Matthias Stiel und den Landessprecher Ralf Özkara zu hören. Vor der Halle demonstrierten rund 200 Gegner gegen die als rechtspopulistisch eingestufte Partei.
Von den Protestrufen war in der Halle nichts mehr zu hören. Jalousien und Fenster blieben geschlossen, die AfD-Mitglieder und interessierte Bürger unter sich. Und dennoch waren die Demonstranten des „Bündnisses gegen Rechts“Gesprächsstoff. Der Zuhörer Guido Steiner aus Warthausen empörte sich im Gespräch mit der SZ, er empfinde es als „Frechheit, als Nazi tituliert zu werden“. Ein anderer, der anonym bleiben möchte, forderte gar: „Die gehören eingesperrt“.
Kritik an Demonstranten
Auch auf dem Podium der AfD kritisierten die Redner die Demonstranten mit markigen Worten. AfD-Landessprecher Ralf Özkara sagte: „Diese Bahnhofsklatscher und Gutmenschen kapieren erst, was in diesem Land los ist, wenn es auf dem Marktplatz von Biberach die erste Steinigung gegeben hat.“
In der zweistündigen Wahlkampfveranstaltung zeichneten die Redner das Bild eines Landes, das am Abgrund stehe und bedroht werde von einer diffusen Übermacht an kriminellen Ausländern, allen voran Muslimen. Schuld daran trügen vor allem die „Altparteien“. Direktkandidat Stiel bezeichnete die SPD als „vernunft-amputierte Sozialschwätzer“, Özkara die FDP als „Prostituierte der Politiklandschaft“, die nur noch als Mehrheitsbeschafferin tauge. Die Grünen erwähnten die Redner mit keinem Wort. Den größten Fehler habe aber ohnehin CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel begangen, indem sie „sogenannte Flüchtlinge vollkommen unkontrolliert“über die Bundesgrenze gelassen habe.
Im Mittelpunkt der Redebeiträge stand die Forderung nach einem „Gefühl fürs eigene Volk“. „Das eigene Volk“sei in den vergangenen Jahren vernachlässigt worden und wehrlos geworden und bestehe größtenteils aus Bürgern, die sich statt der Nachrichten „Katzenvideos angucken. Das sind dann die, die Altparteien wählen“, sagte Özkara. Er forderte einen „starken Patriotismus als Waffe gegen Islam“und die „Altparteien loszuwerden“.
Von seinen Eltern habe er einst gelernt, „wenn dich einer haut, dann hau zurück“, sagte der AfD-Politiker Guido Reil, der aus dem Ruhrpott nach Ummendorf gekommen war. Die AfD stehe für den harten Rechtsstaat. Straftäter sollten nicht resozialisiert werden, Moscheen präzise überwacht werden und Schaumküsse wieder Negerküsse heißen dürfen. Die Energiewende sei „völlig schwachsinnig“, und die Autoindustrie solle nicht an den Pranger gestellt werden. „Das ist der letzte Motor unserer Gesellschaft, den dürfen wir nicht kaputt machen“, so Reil.
Dank an Gemeinde Ummendorf
Für die geplante öffentliche Diskussion fehlte am Ende der Veranstaltung offenbar die Zeit. Von den Zuschauern gab es dennoch zeitweise stehende Ovationen. AfD-Kreispressesprecher Wolfgang Mächler zeigte sich zufrieden mit der Resonanz und bedankte sich bei der Gemeinde Ummendorf, insbesondere bei Bürgermeister Klaus Reichert. Dieser habe die Veranstaltung gegen den Willen des Gemeinderats ermöglicht. Dieser Darstellung widersprach Reichert am Donnerstag gegenüber der SZ. Der Gemeinderat habe mit großer Mehrheit zugestimmt: „Wir mussten das zulassen nach Recht und Gesetz.“