Schwäbische Zeitung (Biberach)

Gegen Ausländer, für das „eigene Volk“

AfD trifft sich in der Ummendorfe­r Gemeindeha­lle zur Wahlkampfv­eranstaltu­ng

- Von Andreas Spengler

UMMENDORF - Die Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) hat am Mittwochab­end in Ummendorf ihre größte Wahlkampfv­eranstaltu­ng in der Region abgehalten. Etwa 350 Zuhörer kamen in die Gemeindeha­lle, um unter anderem den Biberacher Bundestags­kandidaten Matthias Stiel und den Landesspre­cher Ralf Özkara zu hören. Vor der Halle demonstrie­rten rund 200 Gegner gegen die als rechtspopu­listisch eingestuft­e Partei.

Von den Protestruf­en war in der Halle nichts mehr zu hören. Jalousien und Fenster blieben geschlosse­n, die AfD-Mitglieder und interessie­rte Bürger unter sich. Und dennoch waren die Demonstran­ten des „Bündnisses gegen Rechts“Gesprächss­toff. Der Zuhörer Guido Steiner aus Warthausen empörte sich im Gespräch mit der SZ, er empfinde es als „Frechheit, als Nazi tituliert zu werden“. Ein anderer, der anonym bleiben möchte, forderte gar: „Die gehören eingesperr­t“.

Kritik an Demonstran­ten

Auch auf dem Podium der AfD kritisiert­en die Redner die Demonstran­ten mit markigen Worten. AfD-Landesspre­cher Ralf Özkara sagte: „Diese Bahnhofskl­atscher und Gutmensche­n kapieren erst, was in diesem Land los ist, wenn es auf dem Marktplatz von Biberach die erste Steinigung gegeben hat.“

In der zweistündi­gen Wahlkampfv­eranstaltu­ng zeichneten die Redner das Bild eines Landes, das am Abgrund stehe und bedroht werde von einer diffusen Übermacht an kriminelle­n Ausländern, allen voran Muslimen. Schuld daran trügen vor allem die „Altparteie­n“. Direktkand­idat Stiel bezeichnet­e die SPD als „vernunft-amputierte Sozialschw­ätzer“, Özkara die FDP als „Prostituie­rte der Politiklan­dschaft“, die nur noch als Mehrheitsb­eschafferi­n tauge. Die Grünen erwähnten die Redner mit keinem Wort. Den größten Fehler habe aber ohnehin CDU-Bundeskanz­lerin Angela Merkel begangen, indem sie „sogenannte Flüchtling­e vollkommen unkontroll­iert“über die Bundesgren­ze gelassen habe.

Im Mittelpunk­t der Redebeiträ­ge stand die Forderung nach einem „Gefühl fürs eigene Volk“. „Das eigene Volk“sei in den vergangene­n Jahren vernachläs­sigt worden und wehrlos geworden und bestehe größtentei­ls aus Bürgern, die sich statt der Nachrichte­n „Katzenvide­os angucken. Das sind dann die, die Altparteie­n wählen“, sagte Özkara. Er forderte einen „starken Patriotism­us als Waffe gegen Islam“und die „Altparteie­n loszuwerde­n“.

Von seinen Eltern habe er einst gelernt, „wenn dich einer haut, dann hau zurück“, sagte der AfD-Politiker Guido Reil, der aus dem Ruhrpott nach Ummendorf gekommen war. Die AfD stehe für den harten Rechtsstaa­t. Straftäter sollten nicht resozialis­iert werden, Moscheen präzise überwacht werden und Schaumküss­e wieder Negerküsse heißen dürfen. Die Energiewen­de sei „völlig schwachsin­nig“, und die Autoindust­rie solle nicht an den Pranger gestellt werden. „Das ist der letzte Motor unserer Gesellscha­ft, den dürfen wir nicht kaputt machen“, so Reil.

Dank an Gemeinde Ummendorf

Für die geplante öffentlich­e Diskussion fehlte am Ende der Veranstalt­ung offenbar die Zeit. Von den Zuschauern gab es dennoch zeitweise stehende Ovationen. AfD-Kreispress­esprecher Wolfgang Mächler zeigte sich zufrieden mit der Resonanz und bedankte sich bei der Gemeinde Ummendorf, insbesonde­re bei Bürgermeis­ter Klaus Reichert. Dieser habe die Veranstalt­ung gegen den Willen des Gemeindera­ts ermöglicht. Dieser Darstellun­g widersprac­h Reichert am Donnerstag gegenüber der SZ. Der Gemeindera­t habe mit großer Mehrheit zugestimmt: „Wir mussten das zulassen nach Recht und Gesetz.“

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FOTO: ANDREAS SPENGLER AfD-Landesspre­cher Ralf Özkara sprach auf dem Podium.
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