Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mehr soziale Gerechtigk­eit gefordert

Gewerkscha­ftsbund DGB veranstalt­et in Biberach Podiumsdis­kussion zur Bundestags­wahl

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Rente, prekäre Arbeitsver­hältnisse, bezahlbare­r Wohnraum und Bildung – das sind wichtige Themen bei der DGB-Podiumsdis­kussion am Mittwochab­end in der Stadthalle Biberach gewesen. Naturgemäß, der DGB ist ein Gewerkscha­ftsbund, taten sich SPD, Grüne und Linke im Vergleich zur CDU und FDP leichter, die etwa 150 Besucher im Kleinen Saal zu überzeugen. Die AfD war nicht eingeladen.

Wie sieht es mit der Lohngerech­tigkeit in Deutschlan­d aus? Das wollte Moderator Rüdiger Bäßler von der „Stuttgarte­r Nachrichte­n/Zeitung“unter anderem von den Bundestags­kandidaten wissen. Martin Gerster (SPD) sah im Mindestloh­n einen guten Anfang, auch „wenn dieser noch höher sein könnte“. Er kritisiert­e die Befristung von Arbeitsver­trägen ohne sachlichen Grund genauso wie das fehlende Rückkehrre­cht von Arbeitnehm­ern aus Teilzeit in Vollzeit: „Mit der CDU war das nicht zu machen.“Josef Rief (CDU) hielt dagegen: Das Gesetz hätte den Aspiranten mehr geschadet als genützt. Innerhalb der Koalition mit der SPD habe man einige gute Dinge erreicht, wie beispielsw­eise höhere Löhne für einzelne Berufsgrup­pen: „Erzieherin­nen verdienen ein ordentlich­es Gehalt.“

Befristung von Arbeitsver­trägen

Das sahen nicht nur einige Besucher anders, sondern auch Anja Reinalter (Grüne): „Die Bezahlung entspricht nicht der Leistung und der Verantwort­ung.“Das gelte auch für Pflegeberu­fe: „Wären Erziehung und Pflege typische Männerberu­fe, wäre schon früher etwas passiert.“Ralph Heidenreic­h

(Linke) sprach davon, dass die Leiharbeit ausgenutzt worden sei, um die Löhne zu drücken. Tim Hundertmar­k (FDP) nannte die Befristung von Arbeitsver­trägen als unverzicht­bar, ansonsten wäre beispielsw­eise die Elternzeit nicht möglich.

Die knapp zweistündi­ge Diskussion, inklusive Besucherfr­agen, verlief sachlich. Bäßler achtete darauf, dass die Antworten nicht ausuferten. Die Teilnehmer ließen sich gegenseiti­g ausreden. Dadurch war es dem Besucher gut möglich, sich ein Bild von den Positionen der Parteien zu machen. Die größten Unterschie­de wurden an diesem Abend beim Thema „bezahlbare­r Wohnraum“deutlich. Rief sprach von einem „ganzen Bündel an Maßnahmen“die es brauche,

um dem Problem Herr zu werden. Der Bund habe bereits Förderprog­ramme aufgelegt. Zudem sei das beschleuni­gte Verfahren für die Ausweisung von Baugebiete­n eingeführt worden: Um genügend Wohnraum zu bekommen, müsse der Wohnungsba­u angekurbel­t werden.

Entlastung für Wohnungsma­rkt

Ein Fehler sei es gewesen, den sozialen Wohnungsba­u herunterzu­fahren, sagte Gerster. Insbesonde­re Arbeitnehm­er mit befristete­n Verträgen oder geringen Löhnen seien die Verlierer hierbei. Deshalb müssten auch prekäre Arbeitsver­hältnisse ausgemerzt werden, um eine Entspannun­g auf dem Wohnungsma­rkt hinzubekom­men. Reinalter möchte den

Wohnungsba­u nicht allein der Wirtschaft überlassen. Zudem müsse das Spekuliere­n mit Immobilien ein Ende haben. Das beschleuni­gte Verfahren zur Baugebiets­ausweisung helfe nicht dabei, mehr bezahlbare­n Wohnraum zu schaffen: „Der Paragraf 13b im Baugesetzb­uch fördert nur die Zersiedlun­g. Das Wohnen der Zukunft muss anders aussehen.“

Heidenreic­h rechnete vor, dass sozialer Wohnungsba­u auch lukrativ sein könne, was man am Beispiel Biberach sehe. Hundertmar­k appelliert­e dafür, der Staat solle nicht länger eingreifen: „Die Mietpreisb­remse verwaltet den Mangel.“Der Staat müsse Rahmenbedi­ngungen verbessern, der Bau von Wohnungen sei dann Aufgabe der Wirtschaft.

 ?? FOTO: DANIEL HÄFELE ?? Gäste und Veranstalt­er der Podiumsdis­kussion: Josef Rief (von links), Tim Hundertmar­k, Anja Reinalter, Herbert Kasperek (Kreisvorsi­tzender DGB), Ralph Heidenreic­h und Martin Gerster.
FOTO: DANIEL HÄFELE Gäste und Veranstalt­er der Podiumsdis­kussion: Josef Rief (von links), Tim Hundertmar­k, Anja Reinalter, Herbert Kasperek (Kreisvorsi­tzender DGB), Ralph Heidenreic­h und Martin Gerster.
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