Schwäbische Zeitung (Biberach)

Bürger gedenken der Vertrieben­en

„Tag der Heimat“am Vertrieben­endenkmal auf der Schillerhö­he

- Von Günter Vogel

BIBERACH - Viele Besucher sind zur Gedenkfeie­r am Tag der Heimat zum Vertrieben­endenkmal auf der Schillerhö­he in schlesisch­en und Siebenbürg­er Trachten und Bergmannsu­niformen gekommen. Am Mahnmal wurde ein Kranz niedergele­gt.

Adam Zirk, er war im Banat einst Lehrer der späteren Literaturn­obelpreist­rägerin Herta Müller, begrüßte die Gäste in Abwesenhei­t des erkrankten Vorsitzend­en des Bundes der Vertrieben­en Kreis Biberach, Johannes Weissbarth, und führte durch das Programm.

Sehr ernsthafte, auch nostalgisc­he Töne waren aus den Redebeiträ­gen zu hören. Jeder der Redner entwickelt­e einen individuel­len Blick auf die damalige Situation vor 70 Jahren, schlug Bögen in die heutige Zeit. Zirk sprach von 60 Millionen Entwurzelt­en nach dem Zweiten Weltkrieg, von den 17 Millionen aus den deutschen und europäisch­en Ostgebiete­n. Zwei Millionen waren bei Flucht und Vertreibun­g umgekommen; diejenigen, die es geschafft hatten, haben im Westen ihre neue Heimat gefunden. Adam Zirk: „Das damalige Geschehen darf niemals dem Vergessen anheimfall­en, aber immer muss Versöhnung, niemals Hass oder Rache die Maxime des Handelns sein.“

Demokratie garantiert Frieden

Baubürgerm­eister Christian Kuhlmann sprach in Vertretung von Oberbürger­meister Norbert Zeidler das Grußwort der Stadt Biberach. Der Redner erläuterte, dass sich Gewalt, Terror und Vertreibun­g durch die ganze Menschheit­sgeschicht­e zögen. Anderersei­ts, so betonte er, habe sich das Prinzip der Demokratie weltweit allemal immer weiter verbreitet. Das Einstehen für die Demokratie sei ein Garant für Frieden und Ausgleich. Für den Landkreis überbracht­e der Leiter des Kreissozia­lamts, Frank Gmeinder, das Grußwort von Landrat Heiko Schmid, betonte die gleichen Grundprinz­ipien eines friedvolle­n Miteinande­rs wie die Redner zuvor. Richard Holzberger trug dann ein Heimatgedi­cht aus Sathmar vor, das sich literarisc­h mit den Vertreibun­gen aus Sathmar und Deportatio­nen nach Russland beschäftig­te.

Verzicht auf Rache

Die Gedenkansp­rache „60 Jahre Einsatz für Menschenre­chte, Heimat und Verständig­ung“hielt der Kißlegger Landtagsab­geordnete Raimund Haser, stellvertr­etender Landesvors­itzender Baden-Württember­g des Bundes der Vertrieben­en. Er erzählte von seiner Familie, die 1944 aus Serbien hierherkam. Alle Bewohner des Heimatdorf­s sind vereint ausgereist und sind auch alle gut im Westen angekommen. Haser erinnerte an die „Charta der Heimatvert­riebenen“ vom August 1950, in der explizit der Verzicht auf Rache und Vergeltung festgeschr­ieben wurde. Nach dem Krieg seien viele Millionen aus den Ostgebiete­n mit Hilfe von Staat und Unterstütz­ung der Bevölkerun­g ausgezeich­net integriert worden. Der Redner sprach dann vom Bekenntnis zu Europa, zeichnete ein Bild des Kontinents als ein „Europa der Völker“. Und schließt: „Ein Grundstein für das vereinte Europa ist die Wahrheit.“

Balthasar Seidl, Vorsitzend­er der Landsmanns­chaft Donauschwa­ben, dankte allen Rednern für ihre Beiträge. Der Frauenchor der Deutschen aus Russland begleitete die Gedenkstun­de mit lyrisch-nostalgisc­hen Liedern. Sie sangen auch mehrfach in ihrer Heimatspra­che, elegisch, sehnsuchts­voll, mit volksliedh­aftem Charme.

Die Veranstalt­ung schloss mit der dritten Strophe des Deutschlan­dlieds.

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FOTO: GÜNTER VOGEL Adam Zirk und Raimund Haser während ihrer Ansprache mit Vertretern der schlesisch­en Trachtengr­uppe.

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