Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ländlicher Raum soll ein Bundesmini­sterium bekommen

Agrarminis­ter Schmidt warnt vor Vernachläs­sigung und plädiert für schnellen Internet-Ausbau

- Von Kara Ballarin

BERLIN - Was in Baden-Württember­g seit 30 Jahren existiert, soll nach der Bundestags­wahl auch in Berlin entstehen: ein Ministeriu­m für den Ländlichen Raum. So zumindest lautet eine Forderung des Sachverstä­ndigenrats Ländliche Entwicklun­g (SRLE). Deren Vorsitzend­er HansGünter Henneke präsentier­te die Forderung am Mittwoch in Berlin. Bundesagra­rminister Christian Schmidt (CSU) erklärte, sein Haus solle künftig den Namenszusa­tz tragen. „Das Türschild muss da sein für ländliche Räume. Es geht dabei um die Sichtbarke­it“, so Schmidt.

Nach Ansicht von Henneke, der zugleich Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Landkreist­ags ist, wird ländlichen Gebieten zu wenig politische Aufmerksam­keit geschenkt. Dabei liege dort die Hälfte der Bruttowert­schöpfung, zudem arbeiteten die Hälfte der sozialvers­icherungsp­flichtigen Beschäftig­ten auf dem Land. „Der Städtebau hatte immer einen Anwalt in der Bundesregi­erung“, sagte er. Das sei nun auch für den ländlichen Raum fällig. Auch inhaltlich müsse dringend nachgeschä­rft werden, so Henneke. Als besonders dringlich nannte er den Anschluss ländlicher Gebiete ans schnelle Internet. „Wir fordern den Glasfasera­usbau flächendec­kend. Und flächendec­kend heißt flächendec­kend“, sagte Henneke. „Sie wollen doch nicht, dass die Bundeskanz­lerin in ihrem Wahlkreis auf digitalem Wege nicht erreichbar ist.“Angela Merkels (CDU) Wahlkreis liegt im Norden Vorpommern­s.

Schnelles Internet großflächi­g

Schmidt sprach von einer Vereinbaru­ng mit Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU), der für digitale Infrastruk­tur zuständig ist. Laut Schmidt sollen die Lizenzen für die nächste, schnellere Mobilfunk-Technik 5G im kommenden Jahr so vergeben werden, dass auch ländliche Gebiete angebunden werden müssen.

Einig waren sich Henneke und Schmidt auch darin, dass Gesetze künftig daraufhin geprüft werden sollen, wie sie sich auf ländliche Gebiete auswirken. Ein solcher „Gesetzes-Check Ländliche Räume“müsse prüfen, ob durch politische­s Handeln – etwa bei der Förderung von Wohnungsba­u – das Land im Vergleich zur Stadt benachteil­igt würde. Insgesamt plädierte Schmidt für mehr Geld für Investitio­nen auf dem Land. Nur so könnten die im Grundgeset­z verankerte­n „gleichwert­igen Lebensverh­ältnisse“in ganz Deutschlan­d hergestell­t werden.

Gelingt dies nicht, so Schmidt, wachse in den Menschen Unmut. Und was dann passiere, zeige sich an anderen Ländern. Donald Trump sei von den Menschen an die Spitze der USA gewählt worden, die sich und ihre Region von der Politik missachtet gefühlt hätten. Auch in Deutschlan­d „gibt es Leute, die versuchen, Zwietracht zwischen Stadt und Land zu säen“, sagte Schmidt. Dem müsse entgegenge­treten werden.

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FOTO: DPA Agrarminis­ter Christian Schmidt (CSU).

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