Schwäbische Zeitung (Biberach)

Nichts für zarte Gemüter

Überdrehte Fortsetzun­g des Agentenkla­mauks: „Kingsman – The Golden Circle“

- Von Philip Dethlefs

Regisseur Matthew Vaughn hat für das Actionspek­takel „Kingsman: The Golden Circle“zahlreiche Hollywood-Stars vor die Kamera geholt – und einen ganz besonderen Gaststar. Die überdrehte Fortsetzun­g kann in Sachen Action und Humor mit Teil eins mithalten.

Ein schwarzes Londoner Taxi rast in halsbreche­rischer Geschwindi­gkeit und mit offener Tür durch die britische Hauptstadt, während zwei Männer auf Leben und Tod darin miteinande­r kämpfen. Aus den Lautsprech­ern des aufgemotzt­en Taxis, das in Wirklichke­it ein Fahrzeug der Geheimorga­nisation Kingsman ist, dröhnt der Prince-Hit „Let’s Go Crazy“. Der Song könnte auch als Motto für das Actionspek­takel „Kingsman: The Golden Circle“gelten, mit dem Regisseur und Drehbuchau­tor Matthew Vaughn den Überraschu­ngserfolg „Kingsman: The Secret Service“von 2015 zu toppen versucht.

In der ähnlich überdrehte­n Fortsetzun­g überleben Eggsy (Taron Egerton) und Merlin (Mark Strong) als einzige Kingsman-Agenten einen Anschlag auf die Geheimorga­nisation. Hinter dem tödlichen Angriff steckt die psychopath­ische Drogenbaro­nin Poppy Adams (Julianne Moore). Die überlebend­en Kingsman-Mitglieder verbünden sich mit dem Statesman-Agenten Champ (Jeff Bridges). Zusammen wollen sie Poppy und ihrem Drogenring „Golden Circle“das Handwerk legen. Zudem stellen sie fest, dass ihr vermeintli­ch toter Kingsman-Kollege Harry Hart (Colin Firth) noch lebt, sich nach einem Kopfschuss aber an nichts erinnern kann.

Vaughn und Drehbuch-Co-Autorin Jane Goldman standen bei „Kingsman: Eggsy (Taron Egerton), Harry Hart (Colin Firth) und Whiskey (Pedro Pascal, von links) sind Agenten der legendären Geheimorga­nisation Kingsman. Gut getarnt gehen sie auf Rachefeldz­ug.

The Golden Circle“vor der Herausford­erung, die überdrehte Action und den originelle­n Humor des ersten Films fortzuführ­en, ohne sich zu wiederhole­n. Mitunter ist das auch gelungen, etwa bei der spektakulä­ren Taxifahrt zu Beginn des Films.

Ein echter Geniestrei­ch des Films ist die Entführung von Popstar Sir Elton John. Superschur­kin Poppy zwingt ihn, in ihrem Hauptquart­ier für sie aufzutrete­n. Sir Elton spielt sich selbst dabei mit so viel Witz und Selbstiron­ie, dass es eine wahre Freude ist, ihm dabei zuzusehen. Aber auch Moore ist als irre Kriminelle mit Dauerläche­ln und diabolisch­en

Methoden großartig. Ihre Mitarbeite­r verarbeite­t sie zur Strafe schon mal zu Hamburgern. Und dass einer ihrer Roboter wie Claudia Schiffer aussieht, ist sicher kein Zufall. Das ehemalige deutsche Topmodel ist Vaughns Ehefrau.

Nebendarst­eller Channing Tatum, der momentan einen Blockbuste­r-Film nach dem anderen dreht, überzeugt genauso als moderner Cowboy und Agent Tequila wie sein Kollege Pedro Pascal, der dem deutschen Publikum vor allem durch die Netflix-Serie „Narcos“bekannt sein dürfte, in der Rolle des zwielichti­gen Machos Whiskey.

Etwas grenzwerti­g sind allerdings die Gewaltdars­tellungen. Wie der erste Teil geizt auch „Kingsman: The Golden Circle“nicht mit visueller Brutalität. Kopfschüss­e sind an der Tagesordnu­ng und werden mitunter musikalisc­h und optisch so feierlich in Szene gesetzt, dass man es zumindest fragwürdig finden darf. Zartbesait­ete sollten die Gewaltorgi­e meiden. (dpa)

Kingsman: The Golden Circle. Regie: Matthew Vaughn. Colin Firth, Taron Egerton, Julianne Moore. Großbritan­nien/USA 2017. 140 Minuten. FSK ab 16.

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FOTO: FOX

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