Schwäbische Zeitung (Biberach)
Das bewegt Erstwähler aus dem Wahlkreis Biberach
Die SZ hat mit jungen Menschen gesprochen, die am Sonntag erstmals zur Bundestagswahl gehen dürfen
Bildungspolitik ist wichtiges Thema
„Es fühlt sich gut an, zum ersten Mal wählen zu dürfen“, sagt Judith
Schmid aus Attenweiler. „Gleichzeitig habe ich aber auch das Gefühl, dass ich noch nicht genug Lebenserfahrung habe, um über manche Themen, speziell in der Berufswelt, zu entscheiden.“Als junger Mensch, so meint sie, müsse man deswegen bei der Meinungsbildung vorsichtig sein, weil man durch mangelnde Erfahrung leicht beeinflusst werden könne. Die 19-Jährige findet aber auch, dass man sich trotzdem gerade bei der ersten Möglichkeit an der Wahl beteiligen solle. „Wenn man das nicht tut, macht es zumindest keinen Sinn, sich über das Ergebnis zu beschweren.“Ein wichtiges Wahlthema ist für sie die Bildungspolitik. „Ich wünsche mir mehr Zeit in der Schule, damit der Unterricht nicht nur oberflächlich stattfindet. Deswegen sollte die neue Regierung für mehr Lehrkräfte sorgen und das einheitliche neunjährige Gymnasium einführen.“(mem)
Wirtschaft soll stabil bleiben
Der Erstwähler Gardijan Wenger aus Goppertshofen freut sich, bei der Bundestagswahl selbst mitbestimmen zu dürfen. „Ich durfte bereits bei der Kommunal- und Landtagswahl meine Stimme abgeben, aber die Bundestagswahl ist natürlich nochmal größer, da bin ich gespannt aufs Ergebnis. Deshalb finde ich es auch wichtig, sich frühzeitig zu informieren. Ich lese viel Zeitung oder schaue mir TV-Talkshows an, was ich persönlich hilfreich für die Meinungsbildung finde. Von der neuen Regierung würde ich mir wünschen, dass sie unsere Wirtschaft weiter stabil hält. Außerdem sollte sie dem demografischen Wandel entgegentreten, dass auch meine Generation mal eine Rente bekommt. Zur Wahl zu gehen, sieht der 19-jährige Student eines dualen Studiums als Bürgerpflicht an. „Wir leben in einer Demokratie, was nicht selbstverständlich ist. Da sollte jeder von seinem Wahlrecht Gebrauch machen.“(feli)
Regierung soll Umweltschutz fördern
Julia Breitfelder aus Sulmingen freut sich darauf, wählen zu dürfen. „Klar, ich bin ein bisschen nervös, weil es auch ein kleines Stück Verantwortung ist. Trotzdem finde ich, Wahlbeteiligung ist wichtig , weil es die erste Bürgerpflicht ist. Wenn man in einer Demokratie lebt, sollte man schließlich die Möglichkeiten nutzen, um an unserer Politik teilzuhaben.“Die 18-Jährige ist sich sicher, dass vor allem Erstwähler an Politik interessiert sind. „Gerade, weil junge Leute zum ersten Mal wählen, fangen sie an, sich politisch zu informieren und zu orientieren.“Für sie ist zum Beispiel Umweltschutz besonders wichtig. „Es sollte die Priorität der Regierung sein, sodass entsprechende Maßnahmen wie erneuerbare Energien in Zukunft konsequent durchgesetzt werden können. Genauso wichtig ist mir Integrationsförderung. Migranten sollten beispielsweise einen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen.“(mem)
Bessere Bezahlung für Pflegekräfte
„Für mich ist es ungewohnt, wählen zu dürfen“, erzählt der 18-jährige
Florian Hirt aus Biberach. „Ich frage mich oft, ob ich dazu schon ausreichend informiert bin. Schließlich trägt man Verantwortung und investiert Zeit, um sich eine Meinung zu bilden.“Laut ihm lohnt sich dieser Zeitaufwand aber, da man von seinem Recht Gebrauch mache. „Vielleicht sind manche junge Menschen gerade wegen der Selbstverständlichkeit ihrer Rechte in unserer Demokratie nicht an Politik interessiert. Ich werde mich jedenfalls noch mit einigen Parteimitgliedern unterhalten, um herauszufinden, von wem ich mich am besten vertreten fühle.“Dem angehenden Studenten liegt unter anderem soziale Gerechtigkeit am Herzen: „Ich wünsche mir zum Beispiel von der künftigen Regierung eine bessere Bezahlung für Pflegekräfte.“Des Weiteren interessiert er sich für die Terrorismusbekämpfung. Die könne nur durch ein starkes Europa stattfinden. (mem)
Um Integration intensiver kümmern
„Freuen tue ich mich auch auf die Wahl, aber das ist nicht die gleiche Freude, wie wenn man zum ersten Mal alleine Auto fahren darf“, sagt Maike
Laack aus Sulmingen. „Ich glaube so geht es vielen Erstwählern. Zum Beispiel wird über das Thema nicht wirklich geredet, zumindest in meinem Bekanntenkreis nicht. Außerdem fühle ich mich als Erstwählerin, wie wenn ich mich besonders auf die Wahl vorbereiten muss, dabei sollten sich alle gut vorbereiten. Ich informiere mich im Internet. Von der künftigen Bundesregierung wünsche ich mir eine intensivere Arbeit in der Integrationspolitik, aber genauso sollte sich die Regierung gleichwertig um eigenen Bürger kümmern. Außerdem sollten die Bildungsunterschiede in Deutschland beseitigt werden.“Zur Wahl zu gehen findet die 19-jährige Studentin wichtig: „Die Bevölkerung wird in der Regierung widergespiegelt, deshalb sollten viele wählen gehen, damit die Interessen der kompletten Bevölkerung abgedeckt ist.“(feli)
Soziale Gegensätze verringern
„Ich finde Wähler tragen eine große Verantwortung,“sagt Manuel Funk aus Ochsenhausen, „es fühlt sich aber gut an, diese Verantwortung übertragen zu bekommen, denn ich sehe das nicht als Last, sondern als Aufgabe.“Der Student wird am 24. September zum ersten Mal zu einer Bundestagswahl gehen. „Hauptsächlich informiere ich mich über verschiedene Tageszeitungen. Wahlplakate finde ich eher negativ, da sie nur Werbung sind und es gibt keine festen Inhalte hinter den Phrasen. Ich erwarte, dass die neue Bundesregierung verstärkt versucht, die Schere zwischen Arm und Reich zu schließen. Ich finde es einfach nicht okay, dass Manager den Dieselskandal verursachen und trotzdem noch Millionen Boni bekommen, währenddessen viele Leute nicht mal wissen, wie sie ihre Miete zahlen sollen. Da ich viel Zug fahre, finde ich es wichtig, dass allgemein mehr in die Infrastruktur investiert wird.“(feli)