Schwäbische Zeitung (Biberach)
Noch 143 Lehrstellen im Landkreis unbesetzt
Handwerksbetriebe wollen auch nach Ausbildungsstart weitere Plätze besetzen
ULM/BIBERACH (sz) - Zum Ausbildungsstart am 1. September haben sich im Gebiet der Handwerkskammer Ulm 2645 Menschen für eine Karriere im Handwerk entschieden. Damit ist der Rekordwert des Vorjahres, der bei 2700 Lehrverträgen lag, noch nicht erreicht.
Ende September werden die endgültigen Zahlen für das Handwerk stehen. Mit Ausbildungsbotschaftern, Bildungspartnerschaften und Kooperationen mit den Schulen geht die Nachwuchswerbung der Handwerkskammer Ulm auf die Jugendlichen zu. Genauso sind Studienabbrecher oder Quereinsteiger im Handwerk willkommen. Hauptgeschäftsführer Tobias Mehlich: „Aktuell ist noch viel Bewegung auf dem Ausbildungsmarkt, denn auch nach dem 1. September beginnen viele eine Ausbildung. Für den Start einer Ausbildung ist es nicht zu spät. Quer über alle Gewerke hinweg sind noch etwa 1000 Ausbildungsplätze zwischen Jagst und Bodensee offen. Das sind echte Chancen, die die jungen Menschen ergreifen können.“So sind im Landkreis Biberach noch 143 Lehrstellen unbesetzt, im Stadtkreis Ulm: 88, im Alb-Donau-Kreis 172 und im Landkreis Ravensburg 241.
Die Ausbildungsberater der Handwerkskammer Ulm informieren und zeigen die Perspektiven einer Ausbildung im Handwerk auf. Mehlich: „Gerade bei Eltern, Abiturienten und Lehrern sehen wir, dass die Karrierechancen einer Ausbildung wieder ins Bewusstsein zurückkehren. Diese Entwicklung ist gut. Deshalb werden wir unser Engagement nicht zurückfahren.“
Mehlich verweist auch auf den Schulterschluss aller Handwerksorganisationen beim Thema Nachwuchs: „Das Handwerk ist hier geschlossen mit viel Energie unterwegs. In den vergangenen Jahren haben wir uns neue Zielgruppen erschlossen, beispielsweise Abiturienten und Gymnasiasten. Wir liegen aktuell bei einer Abiturienten-Quote von 15 Prozent. Zudem haben wir vielfach die Karrierewege erneuert und attraktiver gemacht, beispielsweise mit einer Kombination aus Lehre und Studium. Jugendliche sehen so ihre Entwicklungsmöglichkeiten im Handwerk – und wenn sie sich fürs Handwerk entscheiden, dann bleiben sie dabei. Das zeigt sich in der Abbruchquote von 11,5 Prozent im Jahr 2016. Davon profitieren unsere Betriebe unmittelbar.“
Als Beispiel für den Einsatz der Handwerkskammer nennt Mehlich auch das Engagement zur Gewinnung von Fachkräften mit Flüchtlings- oder Migrationshintergrund: „Viele Flüchtlinge haben ein gutes Sprachniveau erreicht. Um eine Ausbildung zu beginnen, sind weiterführende Sprachkurse das A und O. Wir nehmen diese Menschen mit, um den Fachkräftebedarf in den Betrieben zu decken“, betont Mehlich.
Beispielsweise haben Schulabsolventen auch in den kommenden Wochen noch beste Chancen auf einen Ausbildungsvertrag in den Bereichen Elektro, Kraftfahrzeug-Mechatronik, Friseure, Sanitär/Heizung/Klima sowie Zimmerer. Hier können die Handwerksbetriebe quasi jeden Ausbildungswunsch bedienen.