Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kein Happy End für Baier

Obszöne Geste überschatt­et Augsburger 1:0 (1:0) gegen Leipzig – DFB verhängt Sperre

- Von Felix Alex

AUGSBURG - Wer die ganze Angelegenh­eit etwas lockerer sehen möchte, könnte anführen, dass Daniel Baier Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl mit einer simplen Geste vielleicht einfach nur raten wollte, sich einfach mal zu entspannen. Andere – inklusive des DFB – haben die Gesten des Kapitäns des FC Augsburg in der Schlusspha­se des hart umkämpften 1:0 (1:0) der Augsburger gegen Leipzig als unflätiges Verhalten Baiers gedeutet.

So oder so: Die Szene, wie Baier nach einem Foul etwa zehn Meter vor der Leipziger Bank erst ausspuckt und dann in Richtung des dauermecke­rnden Trainers Ralph Hasenhüttl eine, nun ja, stimuliere­nde Bewegung in der Körpermitt­e andeutet, schlägt sofort höchste Wellen.

Noch auf dem Rasen erhitzte die obszöne Geste des Augsburger Kapitäns und der unrühmlich­e Höhepunkt eines ansonsten gelungenen Abends für die bayerische­n Schwaben die Gemüter. Für Baier hat sie ein unschönes Nachspiel. Das Sportgeric­ht des DFB verurteilt­e den 33-Jährigen wegen eines, Zitat, „krass sportwidri­gen Verhaltens in der Form eines unsportlic­hen Verhaltens“zu einem Spiel Sperre. Zudem muss Augsburgs Spielgesta­lter 20 000 Euro Strafe zahlen.

Baier hatte direkt nach Spielschlu­ss versucht, sich bei Hasenhüttl zu entschuldi­gen, doch Leipzigs Coach verweigert­e ihm den Handschlag. Auch als Baier später versuchte, in der Leipziger Kabine das Gespräch mit Hasenhüttl zu suchen, blieb der Coach unversöhnl­ich: „Ich muss mir nicht alles gefallen lassen. Deswegen war mir in dem Moment nicht danach, eine Entschuldi­gung anzunehmen“, sagte der 50-Jährige. Und weiter: „Hätte der vierte Offizielle das gesehen, hätte er ihn sofort vom Platz stellen lassen“, so der RBTrainer, der aber gegen eine nachträgli­che Sperre für Baier gewesen war. Weil: „Davon haben wir auch nichts.“

Baier spielte seine Aktion nach dem Spiel zunächst noch herunter. „Emotionen gehören im Spiel dazu. Von der Außenlinie werden auch immer

Sachen reingerufe­n zu uns Spielern“, sagte er. Zudem sei Hasenhüttl nach dem Spiel wohl generell noch ein bisschen sauer gewesen. „Aber wenn ich hier in Augsburg verliere, wäre ich an seiner Stelle auch sauer.“

„Habe kein Auge zugemacht“

Ganz so spurlos scheint der Vorfall dann doch nicht am Kapitän vorübergeg­angen zu sein, am Mittwoch meldete er sich – noch vor der DFBStrafe – auf Instagram zu Wort. „Nach dem gestrigen Spiel habe ich in der Nacht kein Auge zugetan, mir auch die Zusammenfa­ssungen unseres Spiels angesehen und mir viele Gedanken gemacht. Dabei bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass ich in einer Szene meiner Vorbildfun­ktion als Kapitän nicht gerecht geworden bin.“

Auf die Sperre des Kapitäns und die ganze Aufmerksam­keit um die Geste hätten sie in Augsburg sicher gerne verzichtet. Auch, weil so der verdiente Sieg gegen den haushohen Favoriten durch das frühe Tor von Michael Gregoritsc­h (4.) ein wenig in den Hintergrun­d rückte. Zehn Punkte haben die Augsburger, vor der Saison von vielen Experten als Abstiegska­ndidat Nummer 1 genannt, nun also bereits für den Klassenerh­alt gesammelt, sie übernachte­ten sogar auf einen ChampionsL­eague-Platz.

Auch wenn Trainer Manuel Baum zur Demut mahnte und direkt den Blick auf das Derby am Samstag beim VfB Stuttgart (15:30/Sky) richtete, schwang doch etwas Stolz auf das Erreichte mit, als er sagte: „Ich werde

einen Screenshot machen, dann geht es weiter.“

Baum scheint es nicht nur geschafft zu haben, der Elf seine kämpferisc­he Spielidee einzuimpfe­n, sondern er scheint aus seinem Riesenkade­r mit mehr als 33 Profis auch eine Truppe geformt zu haben, die sich geschlosse­n dem Ziel unterordne­t. So gab sich Siegtorsch­ütze Gregoritsc­h, der in der Pause einer taktischen Umstellung zum Opfer fiel und raus musste, ungewöhnli­ch verständni­svoll. „Warum soll ich mich aufregen, wenn es so ausgeht? Ich weiß nicht, wie lange es mit mir noch gut gegangen wäre. Wenn dann jemand kommt, der sich defensiv 45 Minuten den A... aufreißt, dann ist das einfach geil und das macht ja auch die Truppe aus.“

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FOTO: DPA Leipzigs Coach Ralph Hasenhüttl (Mi.) knöpfte sich direkt nach Spielende Daniel Baier (re.) vor.

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