Schwäbische Zeitung (Biberach)
Erinnern an die ermordeten Kinder
Ausstellung „Syrien Zoom“ist noch bis 30. September im Rathaus Biberach zu sehen
BIBERACH - Anlässlich der interkulturellen Wochen in Biberach ist noch bis 30. September die Fotoausstellung „Syrien Zoom“im Foyer des Rathauses zu sehen. Die Gruppe „We can“hatte am Dienstagabend zur Vernissage eingeladen. Die jungen Syrer der Initiative wollen den Menschen mit ihrer Ausstellung zeigen, wie ihre Heimat vor dem Krieg aussah und wie sie heute aussieht. Im Mittelpunkt steht ein 20 Meter langes Banner, das an die vielen toten Kinder des Kriegs erinnert.
„Das Bild mit den vielen toten Kindern ist mir sehr ans Herz gegangen, das war schwer auszuhalten“, sagt Hedwig Grötzinger. „Kinder sind so hilflos im Krieg, das muss man sich immer bewusst machen, denn das ist irgendwie ein Tabuthema.“Gemeinsam mit Gudrun Zink hat sie die Ausstellungseröffnung besucht: „Es ist beeindruckend, was für ein blühendes Land Syrien war und jetzt ist alles zerbombt, das ist ein Verbrechen“, sagt Gudrun Zink. Am besten habe ihr gefallen, dass die jungen Syrer vor Ort waren und sich den Fragen der Gäste stellten: „Da bekommt man Informationen aus erster Hand.“
Ein Dankeschön an Biberach
„Wir wollen den Menschen zeigen, woher wir kommen und was in unserem Land passiert“, sagt Feras Alouf. „Wir haben uns das Ziel gesetzt, für das Volk von Syrien zu sprechen.“Außerdem wollen sie sich bei den Menschen bedanken, die sie in ihr Land aufgenommen haben: „Weil ihr mit uns fühlt“, sagt der 23-Jährige aus Damaskus.
Ulf Politz, Lehrer an der Karl-Arnold-Schule, war ebenfalls zu Gast im Rathaus: „Ich könnte mir gut vorstellen, dass jemand von der Gruppe mal zu uns in den Unterricht kommt und ein bisschen von Syrien erzählt“, sagt der Politik- und Geschichtslehrer. „Das Thema Flüchtlinge muss auch mit den Schülern thematisiert werden, das ist auch unser Lehrauftrag.“
„We can“zeigte auch einen kurzen Filmbeitrag über die Gruppe, im Anschluss konnten die Besucher Fragen stellen. Dabei ging es hauptsächlich darum, wie sie in Deutschland leben, was für Ziele sie haben und wie leicht
ihnen die deutsche Sprache fällt. Die 16-jährige Syrerin Sophie Alshihabi erzählte, dass es nicht immer so leicht sei, weil sie ihre Heimat sehr vermisse: „Aber ich komme hier gut klar und habe viele Freunde gefunden.“Auch das Thema Religion spielte bei der Diskussion eine Rolle. Ob sie der Auslöser des Kriegs gewesen sei? „Nein“, sagt Koutaiba Al Rahmoun. „Der Krieg hat nicht wegen Religion angefangen, sondern weil die Menschen sich gegen das System und die Regierung aufgelehnt haben.“Die Gruppe „We can“besteht überwiegend aus jungen Syrern, die
sich in Biberach kennengelernt haben. Anfang des Jahres haben sie die Initiative gegründet, in der sie sich gemeinsam mit Deutschen und Menschen aus unterschiedlichen Ländern ehrenamtlich engagieren. Sie sind auch die Macher des Theaterstücks „Die dunkelste Ecke“. Unterstützt werden sie vom Stadtjugendring und der Integrationsbeauftragten der Stadt, Martina Eisele.