Schwäbische Zeitung (Biberach)
Riedlingen will Gartenschau ausrichten
Gemeinderat fasst einstimmig Beschluss – Planstatt Senner bereitet Bewerbung vor
RIEDLINGEN - Was die Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch im vergangenen Jahr angeregt hat, wird nun angegangen: Die Stadt Riedlingen bewirbt sich um die Ausrichtung einer „kleinen Landesgartenschau“in den Jahren 2031 bis 2035. Dies hat der Gemeinderat am Dienstagabend einstimmig beschlossen. Im Bewerbungsverfahren wird die Stadt begleitet vom Büro „Planstatt Senner“aus Überlingen, das schon etliche Landesgartenschau-Bewerbungen übernommen hat. Stadt und Räte erhoffen sich von einer Bewerbung Impulse für die städtebauliche Weiterentwicklung in Riedlingen.
Die Ausrichtung einer Landesgartenschau sei deutlich mehr als „eine Blümchenschau“, wie es viele Leute immer noch im Kopf haben, hieß es in der Ratssitzung. Es gehe darum, „Strukturen zu schaffen, die dauerhaft sind“, betonte Bürgermeister Marcus Schafft in seinen einleitenden Worten. Ob Ruheplätze, Wege, Gebäude oder Brücken – diese Infrastruktureinrichtungen können im Zuge der Gartenschau geplant und etabliert werden. Zusätzlich positiv ist: eine Ausrichterkommune für eine Landesgartenschau wird Förderschwerpunkt. 50 Prozent der Kosten für dauerhafte Infrastruktureinrichtungen werden bezuschusst.
Bis Dezember 2019 müssen die Planungen und die Konzeption für eine Gartenschau stehen. Dann ist Abgabeschluss für die Antragsunterlagen der Bewerbung – in der Hoffnung für eine Gartenschau in den Jahren 2031 bis 2035 den Zuschlag zu erhalten. In der Sitzung hieß es allerdings, dass sich dafür wohl rund 20 Städte bewerben, 15 also leer ausgehen.
Richtschnur für Stadtentwicklung
Aber unabhängig davon, ob die Stadt Ausrichter-Stadt wird, sieht der Gemeinderat allein in der Bewerbung schon einen Nutzen für die Stadt: „Wir bekommen für einen überschaubaren Betrag Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Stadt entwickelt werden kann“, sagte Josef Martin. Das könne für die künftige städtebauliche Entwicklung als Richtschnur dienen. In diesen Planungsprozess sollen auch die Bürger in starkem Maße beteiligt werden.
Diese Konzeption wird das Büro Senner erstellen. Zwei Büros hatten je eine halbe Stunde Zeit, um ihre Überlegungen im Rat zu präsentieren. Neben Johann Senner war noch Professor Siegfried Knoll im Rat, der in der Stadt Riedlingen bereits die Gestaltung der Freiflächen um die neue Kanalbrücke übernommen hat.
In seiner ersten Ideenskizze stellte Senner die Donau ins Zentrum des Gartenschaugebiets. Zudem will er die „grünen Lungen“der Stadt entlang der Donau in die Konzeption miteinbeziehen. Darunter versteht er das Naturschutzgebiet hinter dem TSV-Sportgelände und die Grünflächen in Verlängerung zum Stadthallenareal. Dieses Areal an der Unterriedstraße bezeichnete Johann Senner als „Goldenes Vlies“, als Fläche mit großem Potenzial, die man gut überlegt umgestalten sollte; wie er überhaupt das Potenzial der Stadt herausstellte. Er sah kein Hindernis darin, dass der eine Lungenflügel Naturschutzgebiet ist, der andere im Hochwassergebiet liegt. Auch eine erste Idee stellte er vor: Der Brey’schen Kanal könnte in ein Flussbad umgebaut werden.
„Unsere Philosophie ist es, Zusammenhänge zu erkennen“, sagte Senner in der Sitzung und zeigte die Art der Arbeit seines Büros anhand von vergangenen Landesgartenschauen. Für Riedlingen steht in diesem Jahr eine Bestandsanalyse an, dann 2018 eine große Bürgerbeteiligung, in der viele Ideen gesammelt werden sollen. Daraus soll „ein Gesamtkonzept gegossen werden“, so Senner. Abgabe der Bewerbung: Ende 2019.
Die Bürgerbeteiligung ist wichtig, sowohl im Rahmen der Bewerbung als auch für das Ergebnis: „Die Bürgerbeteiligung beginnt heute Abend und dauert zehn Jahre“, so Senner. Denn ohne Bürger, ohne Vereine ist die Schau nicht zu stemmen. Doch in Riedlingen gibt es bereits viele Ideen. So hat etwa Dr. Joachim Kieferle bereits „das grüne Band um Riedlingen“in die Diskussion gebracht. Und die Gewerbeverbände haben im Vorfeld in einer Stellungnahme eine Bewerbung positiv bewertet.
Auch Knoll gab in seiner Präsentation einen Überblick über vergangene Landesgartenschau-Projekte seines Büros. Auch er betonte: „Gartenschauen sind zu Unrecht als Blütenolympiade verschrien.“Dadurch werden immer Impulse ausgelöst. „Aus dem Bestand entwickeln“, nannte er die Philosophie seines Unternehmens. Nachhaltigkeit und die spätere Pflegeplanung seien wichtige Aspekte der Konzeption.