Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wenn sich plötzlich alles bewegt
Der Gutenzeller Christof Kling spricht über das Erdbeben in Mexiko
MEXIKO-STADT/GUTENZELL - Bei dem schweren Erdbeben in Mexiko sind am Dienstag mehr als 230 Menschen ums Leben gekommen. Einer, der das Erdbeben hautnah miterlebt hat, ist Christof Kling aus Gutenzell. Der 31-Jährige lebt seit dreieinhalb Jahren in Mexiko-Stadt. „Meiner Freundin und mir geht es gut“, sagt Kling im SZ-Gespräch. „Das ist das Wichtigste.“
Gegen 13 Uhr Ortszeit erschütterte das Beben am Dienstag Mexiko. Christof Kling war zu diesem Zeitpunkt in seinem Büro im German Center in Santa Fe. „Auf einmal hat sich alles bewegt, Dinge flogen vom Tisch.“Kurioserweise ereignete sich die Katastrophe just am Jahrestag des verheerenden Erdbebens vom 19. September 1985, an dem die alljährliche Erdbebenübung stattfindet. Im German Center wurde diese zwei Stunden zuvor abgehalten. „Das war gut, zumal nach dem Erdbeben vor zwei Wochen die Motivation für die Übung bei den meisten groß war“, sagt Kling. „Aber die Realität sieht dann doch anders aus als so eine Probe.“
Nach dem Beben am Dienstag verließ der 31-Jährige das German Center, fand sich mit zahlreichen anderen draußen am Sammelpunkt ein. „Jeder versucht natürlich, schnellstmöglich seine Familie zu erreichen“, schildert Kling. Telefonieren funktionierte zu diesem Zeitpunkt aber schon nicht mehr. Über WhatsApp hatte Christof Kling schließlich Kontakt zu seiner Freundin Yesica, die in ihrem Bürokomplex im 41. Stock ausharren musste.
Später trafen sich die beiden zu Hause, wo sie zwei Freunden eine vorübergehende Bleibe gaben, deren Wohnungen nach dem Erdbeben nicht mehr bewohnbar waren. Nachdem der erste Schock verdaut war, machten sich Christof und Yesica auf den Weg, um anderen zu helfen. „Die Leute hatten sich selbst organisiert, brachten Wasser und Essen mit und verteilten es dort, wo es gebraucht wurde.“
Das German Center darf Christof Kling derzeit noch nicht wieder betreten. Statiker müssen das Gebäude zunächst untersuchen. Für ihn sei es schwierig, sagt Christof Kling, einzuschätzen, bis wann wieder so etwas wie Alltag in die mexikanische Hauptstadt Einzug halten werde. „Gewisse Dinge werden sicher noch eine Zeit lang brauchen.“Vor drei Jahren hat Christof Kling schon einmal ein kleineres Beben in Mexiko erlebt, aber längst nicht in dieser Intensität. „Diese beiden Male waren schon heftig.“