Schwäbische Zeitung (Biberach)
In Reinstetten werden zwei Klassen zusammengelegt
Entscheidung sorgt für Unmut bei den Eltern – Stadtverwaltung schreibt Brief an Schulamt
REINSTETTEN - Manche Klassen im Schulamtsbezirk Biberach sind in diesem Schuljahr größer als geplant. Wegen des Lehrermangels wird in Einzelfällen, wie berichtet, der Klassenteiler nach oben gesetzt, was dazu führen kann, dass Klassen zusammengelegt werden. Davon betroffen ist auch die Gemeinschaftsschule Reinstetten. Kommende Woche werden zwei zweite Klassen zu einer zusammengeführt. Sowohl die Eltern der betroffenen Schüler als auch die Stadtverwaltung Ochsenhausen haben sich deshalb an das Staatliche Schulamt in Biberach gewandt – was an der Entscheidung aber nichts ändern wird.
Gemeinderat Helmut Bock (Freie Wähler) hatte das Thema in der Gemeinderatssitzung am Dienstag angesprochen und sich nach dem aktuellen Stand erkundigt. Michael Schmid-Sax, bei der Stadtverwaltung verantwortlich für den Bereich Bildung, schilderte kurz die Lage und erklärte, dass es natürlich nicht optimal sei, wenn erst zu Beginn des neuen Schuljahres neue Fakten geschaffen werden.
„Ich kann den Ärger der Eltern nachvollziehen, wir haben darauf aber leider keinen Einfluss“, sagte Schmid-Sax in der Sitzung. Trotzdem wandte sich die Stadtverwaltung einen Tag nach der Sitzung in einem Schreiben, das der SZ vorliegt, an das Staatliche Schulamt in Biberach, wie es zuvor bereits die Eltern getan hatten. Bürgermeister Andreas Denzel bittet darum, die Entscheidung noch einmal zu überprüfen und von der Zusammenlegung von Klassen an der Grundschule Reinstetten abzusehen.
30 Schüler in einer Klasse
Schulleiter Uwe Stark konkretisiert im SZ-Gespräch: Seit vergangener Woche Donnerstag sei klar, dass die beiden zweiten Klassen zusammengelegt werden müssen. Ab kommenden Montag gehen dann 30 Schüler in dieselbe Klasse. Bei den beiden vierten Klassen geht Stark – anders als noch in der Gemeinderatssitzung am Dienstag angeklungen war – davon aus, dass diese bis auf Weiteres nicht zusammengelegt werden. Uwe Stark spricht angesichts der Zusammenlegung der zweiten Klassen von einer „sehr unglücklichen Situation für uns“. Diese Entscheidung habe für die Stundenpläne und Raumbelegungen „weitreichende Folgen“. Das sei aber das kleinste Problem.
Schwerer wiege der pädagogische Aspekt: Die betroffenen Schüler hätten im vergangenen Schuljahr ein Vertrauensverhältnis zu ihren Lehrern entwickelt. Nun gebe es teils neue Ansprechpartner. „Das ist aus pädagogischer Sicht natürlich nicht wertvoll“, sagt Stark. Für eine Reinstetter Lehrerin hat dieser Schritt konkret zur Folge, dass sie einen halben Lehrauftrag als Krankheitsvertretung bekommt und in Reinstetten nur noch mit einem halben Deputat unterrichtet.
Die Entscheidung der Eltern, sich an das Schulamt zu wenden, bezeichnet der Schulleiter als deren „gutes Recht“. Fairerweise, so Uwe Stark, müsse man aber auch fragen, was hinter dieser Entscheidung stecke. Es gebe Schulen, die mit Lehrern unterversorgt sind. Und er als Schulleiter müsse in solch einem Fall kollegial denken: „Wir müssen Verständnis haben, auch wenn es für uns eine bittere Pille ist.“Der stellvertretende Schulamtsleiter Achim Schwarz weiß um die Sorgen der betroffenen Eltern in Reinstetten, hatte mit diesen bereits Kontakt. „Wir versuchen, die Sachlage zu begründen und zu erklären“, sagt Schwarz. Das Schulamt sei in „extrem engem Austausch“mit dem Schulleiter und plane mit ihm gemeinsam das weitere Vorgehen. Wichtig sei nun, dass die Schule in Ruhe arbeiten könne. Nachfragen von Eltern, die laut Schwarz zum Teil „sehr massiv“sind, seien dafür eher hinderlich: „Ich erwarte eine gewisse Akzeptanz der Entscheidung, auch von den Eltern vor Ort.“
13,5 Lehrerstellen freibekommen
Eine genaue Zahl, wie viele Grund-, Haupt-, Werkreal- und Realschulen nun zu Beginn des Schuljahres Klassen zusammenlegen müssen, hat der stellvertretende Amtsleiter nicht parat. Es seien aber „deutlich weniger“als die in einem Pressegespräch Anfang des Monats geschätzten 60 Klassen. Klar ist hingegen: 13,5 Lehrerstellen hätten durch die Zusammenlegungen generiert werden können und stehen jetzt zur Verfügung.
An der Entscheidung zur Zusammenlegung der beiden zweiten Klassen in Reinstetten gibt es für Achim Schwarz nichts zu rütteln. „Die Entscheidung wird Bestand haben.“Das Reservoir an zur Verfügung stehenden Lehrkräften sei leer. „Und wir wissen aktuell nicht, was beispielsweise an Krankheiten im Laufe des Schuljahres kommt“, sagt Schwarz. „Die Situation könnte dann noch gravierender aussehen als derzeit.“