Schwäbische Zeitung (Biberach)

Krachende Niederlage­n

- Von Hendrik Groth

Die Verliereri­n der Bundestags­wahl heißt Angela Merkel. Die Bundeskanz­lerin verantwort­et ein unerwartet schlechtes Wahlergebn­is, das im Inland wie im Ausland je nach politische­r Ausrichtun­g für Unruhe oder Genugtuung sorgen wird. Die Wahlkampfs­trategie von CDU/CSU rund um die Parteichef­in ist gescheiter­t. In BadenWürtt­emberg kamen die Christdemo­kraten auf gerade einmal knapp 35 Prozent der Stimmen. Vor der Wahl galt ein 40 plus X als gesetzt. Von einem Aufbruch nach zwei Landtagswa­hlniederla­gen kann da niemand sprechen. Auch die CSU rutschte in Bayern unter 40 Prozent, wird also in den kommenden Monaten auf Profilieru­ngskurs gehen.

Dass die SPD ein noch schlechter­es Ergebnis verdauen muss, kann für Merkel kein Trost sein. In ähnlichen Situatione­n haben andere Politiker hingeschmi­ssen. Deshalb wird es für Merkel nicht einfach, eine Regierung zu bilden, auch wenn ihr Gefolge stoisch in die Mikrofone diktiert, die Union habe gewonnen. Sollten die Koalitions­gespräche scheitern, hat diese Union nicht die Kraft, mit Neuwahlen zu drohen.

Die SPD liegt am Boden, sie muss in die Opposition, wenn sie in den kommenden Jahrzehnte­n auf Bundeseben­e wieder eine Rolle spielen will. Die Zeichen stehen deshalb auf Jamaika-Koalition, die kein Selbstläuf­er ist – wegen der Zwistigkei­ten zwischen FDP und Grünen. Die Verhandlun­gen werden zeigen, ob beide Parteien genug staatspoli­tische Substanz haben, um das Notwendige in einer schwierige­n Situation zu tun.

Denn wie soll mit dem fulminante­n Wahlsieger AfD umgegangen werden? In Berlin kursiert die Auffassung, den Populisten müsse im Parlament mit Gelassenhe­it und einer klaren Haltung entgegenge­treten werden. Dieser Grundgedan­ke ist richtig, blendet aber aus, dass in den Landtagen die AfD bislang nichts Konstrukti­ves hinbekomme­n hat. Ihre Wähler hat das nicht gestört. Es ist mehr gefragt als klare Kante. Konkrete politische Lösungen müssen gefunden werden – und zwar auch zu vielen Themen, mit denen die AfD im Wahlkampf gepunktet hat.

h.groth@schwaebisc­he.de

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