Schwäbische Zeitung (Biberach)
USA schicken Bomber Richtung Nordkorea
Washington und Pjöngjang setzen ihre gegenseitigen Drohgebärden fort
SEOUL/WASHINGTON (dpa) - Nach der Entsendung mehrerer Langstreckenbomber und Kampfjets der USA in den internationalen Luftraum östlich von Nordkorea werden die Verbalattacken zwischen beiden Ländern heftiger. US-Präsident Donald Trump verhöhnte den nordkoreanischen Staatschef Kim Jong-un am Samstagabend erneut als „Raketenmann“und konterte damit jüngste Angriffsdrohungen aus Pjöngjang. Nordkoreas Außenminister Ri Yongho hatte in seiner Rede bei der UNGeneraldebatte offen mit einem Raketenangriff seines Landes auf die USA gedroht. Ein „Besuch der Raketen im gesamten US-Festland ist unvermeidlich geworden“, sagte er. Sein Land werde „erbarmungslose, präventive Schritte“ergreifen, wenn die USA versuchten, das Hauptquartier in Pjöngjang oder das Militär Nordkoreas zu „köpfen“.
Es sei das erste Mal in diesem Jahrhundert, dass amerikanische Kampfflugzeuge oder Bomber so weit nördlich der entmilitarisierten Zone vor der nordkoreanischen Küste geflogen seien, teilte das Pentagon zu den von der Pazifikinsel Guam entsandten Bombern des Typs B-1B mit. Das unterstreiche, wie ernst die USA das „verwegene Verhalten“Pjöngjangs nähmen. „Die Mission ist eine Demonstration amerikanischer Entschlossenheit und eine klare Botschaft, dass der Präsident (Donald Trump) viele militärische Optionen hat, jeder Bedrohung zu begegnen“, hieß es weiter.
Lawrow warnt
„Ich habe gerade den Außenminister von Nordkorea bei der UN sprechen hören. Wenn er die Gedanken des kleinen Raketenmannes wiederholt, werden sie nicht mehr lange hier sein!“, schrieb Trump. Er hatte Kim bereits am Dienstag bei seiner Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen als „Raketenmann auf einer selbstmörderischen Mission“bezeichnet.
Nach Einschätzung der russischen Regierung haben die Raketenund Atomtests Nordkoreas bereits eine abschreckende Wirkung. „Die Amerikaner werden Nordkorea nicht angreifen, weil sie genau wissen, dass diese eine Atombombe haben“, sagte Außenminister Sergej Lawrow dem russischen Fernsehsender NTW am Sonntag. Sollten die USA dennoch angreifen, könne dies zu einer völlig unvorhersehbaren Lage führen, warnte der Chefdiplomat.
In seiner Ansprache konterte Nordkoreas Außenminister die harte Rhetorik Trumps mit scharfen Tönen. „Niemand außer Trump selbst ist auf einer selbstmörderischen Mission“, sagte Ri, der damit Trumps Angriff auf Kim Jong-un zitierte. Nordkorea befinde sich auf dem Weg zu einer Nuklearmacht und handle dabei auch „verantwortlich“. Diesen Status sowie die Fähigkeit eines atomaren Angriffs müsse sich das kommunistisch regierte Land von keinem anderen Staat bescheinigen lassen. „Unser letztes Ziel ist, mit den USA eine Machtbalance herzustellen“, sagte Ri, der die jüngsten Resolutionen des UN-Sicherheitsrats mit verschärften Sanktionen gegen Nordkorea als „ungerecht“kritisierte.
Bei der Kundgebung auf dem Kim-Il-sung-Platz in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang hätten sich am Samstag mehr als 100 000 Menschen aus allen Gesellschaftsschichten „in dem vollen Geist versammelt, die Feinde auszulöschen“, berichteten die Staatsmedien am Sonntag.
Alle Parteimitglieder und Bürger von Pjöngjang seien entschlossen, „die US-Imperialisten, den eingeschworenen Feind, vollständig von der Erde zu beseitigen“, rief demnach der Vizevorsitzende des Stadtkomitees der herrschenden Arbeiterpartei, Choe Hak Chol, als einer der Redner der Menge zu. Solche Massenkundgebungen sind in Nordkorea nicht unüblich, um die Unterstützung der Bürger für die Regierungspolitik zu demonstrieren.
Am Samstag hatte ein Erdbeben in der Nähe des Atomtestgeländes in Nordkorea die Befürchtung ausgelöst, das Land könnte möglicherweise einen neue Waffentest unternommen haben. Südkoreanische Experten erklärten jedoch, es habe sich um ein „natürliches Beben“der Stärke 3,2 gehandelt, nicht um einen Atomtest.