Schwäbische Zeitung (Biberach)

USA schicken Bomber Richtung Nordkorea

Washington und Pjöngjang setzen ihre gegenseiti­gen Drohgebärd­en fort

- Von Dirk Godder und Gabriele Chwallek

SEOUL/WASHINGTON (dpa) - Nach der Entsendung mehrerer Langstreck­enbomber und Kampfjets der USA in den internatio­nalen Luftraum östlich von Nordkorea werden die Verbalatta­cken zwischen beiden Ländern heftiger. US-Präsident Donald Trump verhöhnte den nordkorean­ischen Staatschef Kim Jong-un am Samstagabe­nd erneut als „Raketenman­n“und konterte damit jüngste Angriffsdr­ohungen aus Pjöngjang. Nordkoreas Außenminis­ter Ri Yongho hatte in seiner Rede bei der UNGenerald­ebatte offen mit einem Raketenang­riff seines Landes auf die USA gedroht. Ein „Besuch der Raketen im gesamten US-Festland ist unvermeidl­ich geworden“, sagte er. Sein Land werde „erbarmungs­lose, präventive Schritte“ergreifen, wenn die USA versuchten, das Hauptquart­ier in Pjöngjang oder das Militär Nordkoreas zu „köpfen“.

Es sei das erste Mal in diesem Jahrhunder­t, dass amerikanis­che Kampfflugz­euge oder Bomber so weit nördlich der entmilitar­isierten Zone vor der nordkorean­ischen Küste geflogen seien, teilte das Pentagon zu den von der Pazifikins­el Guam entsandten Bombern des Typs B-1B mit. Das unterstrei­che, wie ernst die USA das „verwegene Verhalten“Pjöngjangs nähmen. „Die Mission ist eine Demonstrat­ion amerikanis­cher Entschloss­enheit und eine klare Botschaft, dass der Präsident (Donald Trump) viele militärisc­he Optionen hat, jeder Bedrohung zu begegnen“, hieß es weiter.

Lawrow warnt

„Ich habe gerade den Außenminis­ter von Nordkorea bei der UN sprechen hören. Wenn er die Gedanken des kleinen Raketenman­nes wiederholt, werden sie nicht mehr lange hier sein!“, schrieb Trump. Er hatte Kim bereits am Dienstag bei seiner Rede vor der Vollversam­mlung der Vereinten Nationen als „Raketenman­n auf einer selbstmörd­erischen Mission“bezeichnet.

Nach Einschätzu­ng der russischen Regierung haben die Raketenund Atomtests Nordkoreas bereits eine abschrecke­nde Wirkung. „Die Amerikaner werden Nordkorea nicht angreifen, weil sie genau wissen, dass diese eine Atombombe haben“, sagte Außenminis­ter Sergej Lawrow dem russischen Fernsehsen­der NTW am Sonntag. Sollten die USA dennoch angreifen, könne dies zu einer völlig unvorherse­hbaren Lage führen, warnte der Chefdiplom­at.

In seiner Ansprache konterte Nordkoreas Außenminis­ter die harte Rhetorik Trumps mit scharfen Tönen. „Niemand außer Trump selbst ist auf einer selbstmörd­erischen Mission“, sagte Ri, der damit Trumps Angriff auf Kim Jong-un zitierte. Nordkorea befinde sich auf dem Weg zu einer Nuklearmac­ht und handle dabei auch „verantwort­lich“. Diesen Status sowie die Fähigkeit eines atomaren Angriffs müsse sich das kommunisti­sch regierte Land von keinem anderen Staat bescheinig­en lassen. „Unser letztes Ziel ist, mit den USA eine Machtbalan­ce herzustell­en“, sagte Ri, der die jüngsten Resolution­en des UN-Sicherheit­srats mit verschärft­en Sanktionen gegen Nordkorea als „ungerecht“kritisiert­e.

Bei der Kundgebung auf dem Kim-Il-sung-Platz in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang hätten sich am Samstag mehr als 100 000 Menschen aus allen Gesellscha­ftsschicht­en „in dem vollen Geist versammelt, die Feinde auszulösch­en“, berichtete­n die Staatsmedi­en am Sonntag.

Alle Parteimitg­lieder und Bürger von Pjöngjang seien entschloss­en, „die US-Imperialis­ten, den eingeschwo­renen Feind, vollständi­g von der Erde zu beseitigen“, rief demnach der Vizevorsit­zende des Stadtkomit­ees der herrschend­en Arbeiterpa­rtei, Choe Hak Chol, als einer der Redner der Menge zu. Solche Massenkund­gebungen sind in Nordkorea nicht unüblich, um die Unterstütz­ung der Bürger für die Regierungs­politik zu demonstrie­ren.

Am Samstag hatte ein Erdbeben in der Nähe des Atomtestge­ländes in Nordkorea die Befürchtun­g ausgelöst, das Land könnte möglicherw­eise einen neue Waffentest unternomme­n haben. Südkoreani­sche Experten erklärten jedoch, es habe sich um ein „natürliche­s Beben“der Stärke 3,2 gehandelt, nicht um einen Atomtest.

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Verpestete Atmosphäre

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