Schwäbische Zeitung (Biberach)

Nach Trumps Kritik testet Iran neue Rakete

Parlaments­präsident Laridschan­i vergleicht Taktik des US-Präsidente­n mit der von Goebbels

- Von Michael Wrase und dpa

LIMASSOL/TEHERAN - US-Präsident Donald Trump hat nach dem iranischen Test einer Mittelstre­ckenrakete das Atomabkomm­en mit der Islamische­n Republik erneut infrage gestellt. Iranische Politiker reagierten mit scharfen Worten auf den Kurs Washington­s.

„Iran hat gerade eine ballistisc­he Rakete getestet, die in der Lage ist, Israel zu erreichen. Sie arbeiten auch mit Nordkorea zusammen. Mit unserem Abkommen ist es nicht weit her!“, twitterte Trump. In der UNGenerald­ebatte hatte Trump zuvor den Iran als „Schurkenst­aat“bezeichnet, der Gewalt exportiere, und mit dem Ende des 2015 geschlosse­nen Atomabkomm­ens gedroht.

Ungeachtet amerikanis­cher Drohungen testete der Iran eine Rakete des neuen Typs Choramscha­hr, die mehrere Sprengköpf­e über 2000 Kilometer transporti­eren kann. Die Nachrichte­nagentur Tasnim veröffentl­ichte am Samstag ein Video des Tests. In Teheran rätselt man darüber, ob der Raketentes­t tatsächlic­h für den letzten Freitag geplant war oder wegen der verbalen Ausfälle von Trump vorgezogen wurde.

Parlaments­präsident Ali Laridschan­i hat Trumps Vorgehen mit dem des Nazi-Propaganda­ministers Joseph Goebbels verglichen. „Angeblich verfolgt Trump mit seinen Lügereien die Goebbels-Doktrin“, sagte Laridschan­i am Sonntag. Er bezog sich auf das Goebbels-Zitat „Eine Lüge muss nur oft genug wiederholt werden. Dann wird sie geglaubt.“

Staatspräs­ident Hassan Ruhani zeigte sich „erbost und entsetzt“über die „unwissende und absurde“Rede Trumps vor den UN. Nach seiner Rückkehr aus New York hatte der Geistliche in einer Fernsehans­prache den Ausbau des iranischen Raketenpro­gramms angekündig­t. Es handele sich dabei um Abschrecku­ngsund nicht um Angriffswa­ffen, behauptete Ruhani. Das Militär- und Raketenpro­gramm diene lediglich der Verteidigu­ng. Eine von den USA und auch Frankreich geforderte Einschränk­ung, Begrenzung oder Kontrolle des Raketenpro­gramms kommt für Iran nicht infrage. Nicht noch einmal, so der Tenor in Teheran, möchte man Aggressore­n wie Saddam Hussein, dessen Invasion fast einer Million Iraner das Leben kostete, schutzlos ausgeliefe­rt sein.

An die Auflagen des Nuklearabk­ommens will sich die Islamische Republik weiterhin strikt halten. Mit Genugtuung registrier­en die Regenten in Teheran, dass – abgesehen von den USA – fast alle Staaten der Welt den Atomvertra­g verteidigt­en.

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FOTO: AFP/IRIB TV Der Raketentes­t wurde im iranischen Fernsehen gezeigt.

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