Schwäbische Zeitung (Biberach)

AfD saugt den Unmut auf

- Von Roland Ray

Einen großen Gewinner hat diese Bundestags­wahl auch im Wahlkreis Biberach: die AfD. Die rechtspopu­listische Partei hat zwischen Iller und Albtrauf 12,5 Prozent der Zweitstimm­en geholt und liegt damit auf Augenhöhe mit der SPD. Auf den weitgehend unbekannte­n AfD-Kandidaten Matthias Stiel entfielen 11,3 Prozent der Erststimme­n. Und das in einem Landstrich, in dem wirtschaft­liche Probleme ein Fremdwort sind und das Zusammenle­ben mit Flüchtling­en und Migranten sich vergleichs­weise konfliktfr­ei gestaltet. Trotzdem hat der auf die Themen Überfremdu­ng und innere Sicherheit getrimmte Wahlkampf der AfD auch bei uns wie schon bei der Landtagswa­hl 2016 verfangen – und anderweiti­gen Unmut in der Bevölkerun­g über die herrschend­en Verhältnis­se offenbar mit aufgesogen.

Kein Zweifel war angebracht, dass Josef Rief erneut in den Bundestag einzieht – der Wahlkreis Biberach ist für die CDU unveränder­t eine sichere Bank. Zufrieden kann Rief freilich überhaupt nicht sein: Die Christdemo­kraten verloren massiv an Stimmen und fielen wie schon 2009 unter die 50-Prozent-Marke. Die schwarze Bastion bröckelt erneut.

Ein bitterer Wahlabend muss es für Martin Gerster gewesen sein. Die SPD hat – wie die CDU – im Bund ein historisch schlechtes Ergebnis eingefahre­n, und auch Gersters persönlich­es Resultat hinkt den eigenen Ansprüchen hinterher. Dank seines komfortabl­en Rangs auf der SPD-Landeslist­e gehört er zwar weiter dem Bundestag an, muss jedoch nach Lage der Dinge auf der Opposition­sbank Platz nehmen. Seine Möglichkei­ten, für den Wahlkreis Biberach etwas zu erreichen, schränkt das zwangsläuf­ig ein. Dennoch: Der Wahlkreis darf sich glücklich schätzen, auch künftig durch zwei Abgeordnet­e im Parlament vertreten zu sein.

Anja Reinalter hat den Grünen habhafte Zuwächse bei den Erstund Zweitstimm­en beschert – ein Achtungser­folg ist das allemal. Den bundesweit steilen Aufwärtstr­end der FDP, vor vier Jahren gnadenlos in den Keller gerasselt, spiegelt auch das hiesige Resultat. Die Linke hat leicht zugelegt, bleibt aber chancenlos.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany