Schwäbische Zeitung (Biberach)

Flüchtling­shilfe rockt gegen Rechts

Konzert im Abdera setzt ein Zeichen für mehr Toleranz

- Von Anton Fuchs www.schwäbisch­e.de/ rock-gegen-rechts-bc

BIBERACH - Etwa 140 Menschen haben am Freitagabe­nd in der Kulturhall­e Abdera ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt. Beim Konzert „Rock gegen Rechts“warben Musiker verschiede­nster Kulturen für ein offenes Miteinande­r. Neben der Musik ging es dabei vor allem auch um den Austausch – auf der Bühne wie im Zuschauerr­aum.

Den Abend eröffnete die eigens für die Veranstalt­ung gegründete „Rock gegen Rechts“-Band mit ihrem Programm. Unter der Leitung von Andreas „Aja“Gratz präsentier­ten sie eine durchaus politische Liedauswah­l. Ob Udo Lindenberg­s „Sie brauchen keinen Führer“oder John Lennons „Imagine“– alle Lieder hatten eine klare Botschaft, die sich gegen Rassismus und Gewalt stellte. Da passte das T-Shirt mit der Aufschrift „Protest-Sänger“, das Gratz an diesem Abend trug, sehr gut ins Bild. Dass die musikalisc­he Qualität zugunsten der Botschaft etwas litt, konnte vorkommen. Gratz, der die Veranstalt­ung der ökumenisch­en Flüchtling­sarbeit von Caritas und Diakonie organisier­t hatte, sah aber mehr als ein Zeichen gegen Rassismus: „Solche Veranstalt­ungen sind auch immer eine Einübung von Toleranz. Damit wollen wir auch ein Zeichen setzen gegen aktuelle recht-konservati­ve Strömungen und zeigen: Es geht auch miteinande­r.“

„Warum nicht auch im Alltag?“

Wie sehr dieses Miteinande­r funktionie­rt, zeigte sich im Verlauf des Abends. So spielten in der Band „Internatio­nal Identity“knapp zehn Menschen aus verschiede­nen Kulturkrei­sen: Deutsche, Syrer, Gambier, auch aus Argentinie­n und den USA waren Musiker mit dabei. Bandleader Claudius Katein hofft, dass die Band Vorbild für das Zusammenle­ben sein kann. „Das funktionie­rt auf der Bühne ganz super, warum nicht auch im Alltag?“, fragte er und grinste.

Nach einer Weile fingen auch die Menschen vor der Bühne an zu tanzen. Ob der spontan aufgeführt­e Kreistanz nun kurdisch, türkisch oder spanisch war, interessie­rte dabei niemanden. Jeder der Lust hatte, machte einfach mit. Als später bei einer afrikanisc­hen Trommelgru­ppe spontan noch ein Musiker die Bühne betrat und mitsang, holten die Zuschauer die Handys raus und filmten. Man feierte gemeinsam – auf und vor der Bühne.

Gerade diese Vernetzung liegt auch der Sängerin Diana Ezerex am Herzen: „Es entsteht einfach eine tolle Abwechslun­g mit den verschiede­nen Kulturen. Alle sind voll engagiert, das gibt ein gutes Netzwerk.“Das kam auch bei den Zuschauern an, die so gemischt waren wie die Musiker. Man sah Jugendlich­e und Rentner, Schwarze neben Weißen. Vielen war die Aussage der Veranstalt­ung wichtiger als die Musik selbst. „Multikulti ist immer gut“, sagte Claudia Allgaier. Ihre Kinder seien selbst Afro-Deutsche, die unter aktuellen Entwicklun­gen zu leiden hätten. Genauso traf man Schüler an, die einfach eine interkultu­relle Party feiern wollten.

Hin und wieder fielen aber auch kritische Töne. Ein Gambier und eine Syrerin sangen gemeinsam „I will never forget my home“– ein selbstgesc­hriebenes Lied, das die Bedeutung der eigenen Kultur betont, egal wo man sich auf der Welt aufhält.

Sänger Salifu Ceesay erklärte auf Englisch: „Ein Stock kann noch so lange in einem Fluss liegen, er wird niemals ein Krokodil werden.“Integratio­n dauere eben. Auch in Biberach. Vieles laufe schon ganz gut, sagt Claudius Katein: „Aber dann gibt es wieder Momente da denkt man, es könnte noch vieles besser werden.“

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FOTO: ANTON FUCHS Auch die aus Schemmerho­fen stammende Sängerin Diana Ezerex trat bei „Rock gegen Rechts“am Freitag im Abdera auf.

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