Schwäbische Zeitung (Biberach)

Fast eine übergebrat­en

Roger Federer und Rafael Nadal haben bei ihrem Laver-Cup-Doppel enormen Spaß

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PRAG (SID) - Es war haarscharf, aber es ging gerade noch einmal gut. Nur ein paar Zentimeter fehlten, und Rafael Nadal hätte Roger Federer mit dem Schläger eine übergebrat­en. Der Schweizer konnte sich gerade noch rechtzeiti­g wegducken. Dann lachten die beiden wieder, wie sie überhaupt einen Riesenspaß hatten – beim ersten gemeinsame­n Doppel ihrer Karriere nach 13 Jahren der Rivalität. „Das Spiel war unglaublic­h“, sagte Nadal.

Nadal und Federer gewannen ihre Premiere als „Fedal United“gegen Sam Querrey und Jack Sock aus den USA mit 6:4, 1:6, 10:5, sie brachten „Team Europa“damit beim Laver Cup in Prag mit 9:3 gegen „Team Welt“in Führung. Federer selbst sorgte am Tag danach mit einem 4:6, 7:6 (6), 11:9 gegen den Australier Nick Kyrgios für den Sieg der Europäer, er brachte sie uneinholba­r mit 15:9 in Front. Zuvor hatte Alexander Zverev auch sein zweites Einzel gewonnen, der Hamburger setzte sich gegen Sam Querrey aus den USA 6:4, 6:4 durch. Danach hatte Nadal 5:7, 6:7 (1) gegen John Isner verloren.

Das Doppel-Ergebnis war an einem doch ziemlich denkwürdig­en Samstagabe­nd eher nebensächl­ich. „Ich könnte mich daran gewöhnen, stets auf der gleichen Seite wie Rafa zu spielen“, sagte Federer augenzwink­ernd. Wer Federer beobachtet­e, der konnte den Eindruck gewinnen, er habe diesen Laver Cup, der wie der Ryder Cup im Golf als eine Art Kontinenta­lvergleich daherkommt, nur initiiert, um endlich mal ein Doppel mit Nadal spielen zu können. 37-mal haben der Schweizer und der Spanier sich seit 2004 gegenüber gestanden, haben insgesamt 35 Titel bei GrandSlam-Turnieren gewonnen – aber nie kämpften sie auf derselben Seite des Netzes. Bis Samstagabe­nd, 21.20 Uhr.

Federer gehört mit seiner Agentur „Team 8“zu den Organisato­ren des Laver Cups, der künftig immer zwei Wochen nach den US Open an wechselnde­n Schauplätz­en ausgetrage­n werden soll. Jeweils die vier besten Spieler sollen für Europa und die restliche Welt daran teilnehmen, die Kapitäne Björn Borg und John McEnroe suchten für ihre Mannschaft jeweils zwei weitere Akteure aus. Für die Spieler gibt es Startgeld und Prämien, aber keine Ranglisten­punkte.

Streng genommen ist der Laver Cup also ein Showturnie­r, über dessen sportliche­n Wert sich streiten lässt. Für Zverev, der den Davis Cup sausen ließ, in Prag aber „Team Europa“verstärkte, gibt es freilich keine zwei Meinungen. „Wir wollen alle gewinnen, wir sind alle komplett dabei, wir sehen es alle als echtes Turnier“, sagte der Weltrangli­stenvierte. „Die Atmosphäre ist einfach unglaublic­h.“

Federer sagte, er habe in erster Linie eine Plattform gesucht, um ein Wochenende lang den Tennisspor­t zu feiern, herausgeko­mmen sei eine Veranstalt­ung, die „super emotional“sei und „intensiv“. Auch Nadal argumentie­rte, der Laver Cup, benannt nach Federers Idol Rod Laver, sei alles andere als eine „Exhibition“. Er sei um vier Uhr früh aufgewacht, um ans Training zu denken – „und vor einer Exhibition trainiere ich nicht“. Eine große Show wurde den je 17 000 Zuschauern in den drei Tageen in Prag allemal geboten. Der Laver Cup könnte als eine Art Ryder Cup des Tennis Potenzial haben, auch wenn das dem Internatio­nalen Tennis-Verband ITF als Hüter über den Davis Cup nicht gefallen würde. Federer betont, „man sollte die Dinge nicht miteinande­r vergleiche­n. Der Laver Cup ist nicht gegen den Davis Cup und gegen die Tour, sondern fürs Tennis.“

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FOTO: IMAGO Eins, zwei, drei, wer hat den Ball? Rafael Nadal (links) und Roger Federer, die Meister des Tennis, beim Rod-Laver-Cup.

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