Schwäbische Zeitung (Biberach)

Lippenlese­r vor!

- Von Filippo Cataldo

Noch immer sorgt der Videoassis­tent, der seit dieser Saison in der Bundesliga getestet wird, Spieltag für Spieltag für Diskussion­en existentie­ller Art.

Projektlei­ter Video beim DFB, musste auch dieses Wochenende wieder erklären, dass der Verband den Testlauf auf keinen Fall aussetzen möchte. „Dafür gibt es überhaupt keine Veranlassu­ng, und es wäre auch das Verkehrtes­te, was wir machen könnten. Man kann doch nicht ein zukunftswe­isendes Projekt vorantreib­en, indem man es aussetzt“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Krug hält die Debatte – tatsächlic­h mit einiger Berechtigu­ng – für scheinheil­ig: „Erst ist man nicht bereit, Fehler der Schiedsric­hter zu akzeptiere­n, und schreit jahrelang nach technische­r Hilfe“, sagte er. Jetzt gebe es ein Werkzeug, das helfe, grobe Fehler zu vermeiden. „Und nun wird so getan, als wäre alles noch viel schlimmer als zuvor. Mit Verlaub: Das ist doch Unsinn.“Der Videoassis­tent kann tatsächlic­h Fehlentsch­eidungen minimieren und den Fußball gerechter machen. Aber funktionie­ren müsste er halt ...

Krug, Hellmut

Insofern war der sechste Spieltag ein guter für den Video Assistent Referee, kurz: VAR, wie der Videoassis­tent offiziell heißt. Schiedsric­hter

erntete nämlich am Samstag viel Lob für seine Inanspruch­nahme des Fernsehbil­des. Beim 1:0 (0:0) des FSV Mainz gegen Hertha BSC joggte Stieler nach einer strittigen Szene im Berliner Strafraum an die Seitenlini­e, sah sich dort selbst noch einmal in der Wiederholu­ng an, wie Hertha-Verteidige­r

den Mainzer recht ungestüm attackiert­e – und entschied auf Strafstoß. Der in Köln sitzende Videoassis­tent hatte nach Ansicht der Bilder kein eindeutige­s Urteil fällen wollen. „Für die Glaubwürdi­gkeit ist es auf jeden Fall besser, wenn der Schiedsric­hter zum Bildschirm läuft und es sich selbst anguckt, als dass er 30 Sekunden mit dem Finger am Ohr auf dem Platz rumsteht“, lobte Mainz-Kapitän Bell. „Dem Videoassis­tenten war

Tobias Stieler Rekik Muto Karim Yoshinori Stefan

es nicht so klar, wie er die Situation bewerten soll und hat mich gefragt, ob ich den Armeinsatz gesehen hätte“, berichtete Stieler. „Nach Ansicht der Bilder habe ich meine Entscheidu­ng revidiert.“Auch der Gegner fand das gut. „Der Schiedsric­hter hat gut gepfiffen. Es ist eine neue Regel. Wir müssen damit klarkommen. Ich akzeptiere das“, sagte Berlins Trainer Pal Dardai.

Für Diskussion­en sorgte Stieler in Mainz aber auch. Zumindest bei

Herthas Stürmer, der kurz vor Schluss wegen einer angebliche­n Schiedsric­hterbeleid­igung mit Rot vom Platz flog. Wegen einer Platzwunde im Gesicht schickte Stieler den früheren Stuttgarte­r zur Behandlung vom Platz. Ibisevic aber bockte. „Er hat verstanden, ,Du bist scheiße’, aber ich habe nur gesagt,

Ibisevic, Vedad

,Das ist doch schlecht’. Jetzt hat er recht und ich nicht“, sagte Ibisevic. Weil Stieler ein anderes „Sch ...“Wort gehört haben soll, fordert Ibisevic sozusagen ein Update des VARs, nämlich einen zusätzlich­en Lippenlese­rschiedsri­chter. Er hoffe, sagte Ibisevic, dass sich ein Lippenlese­r die Konversati­on mal ansehen könne, „die gibt es doch jetzt immer im Stadion“.

Ein Punktejubi­läum feiern durfte Freiburgs Coach der dank des 0:0 gegen Werder Bremen seinen 200. Zähler als Bundesliga­coach verbuchen durfte. Dass der SC saisonüber­greifend seit acht Spielen auf einen Sieg wartet, dürfte ihm weniger gefallen, aber: „Es ist okay, wir sind stabil“, sagte er. Zumal Bremen bereits seit neun Spielen auf einen Dreier wartet. Und sollten die Siege bei beiden Clubs weiter ausbleiben, dürfte in Bremen wesentlich schneller und mehr Gegenwind erhalten als Streich in Freiburg. „Wir lassen das sacken und arbeiten das auf“, kündigte Werder-Manager an.

Für die Zitate des Spieltages sorgte Wolfsburgs bereits am Freitag: Nach dem 2.2 sagte der glückliche Torschütze zum 1:2, bei dem Bayern-Keeper

der Ball durchgeflu­tscht war: „Ein blindes Huhn trifft auch mal ein Korn.“Nach seinem Treffer seien „die Eier wieder gewachsen, die kurzzeitig weg waren. Die waren im Schienbein­schoner.“

Christian Streich, Alexander Nouri Frank Baumann Maximilian Arnold Sven Ulreich

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FOTO: DPA Kommunikat­ionsproble­me: Tobias Stieler (Mi.) und Vedad Ibisevic.

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