Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ohne Zitterhand nach Paris

Beim FC Bayern beruhigen sie nach dem 2:2 gegen Wolfsburg auf dem Oktoberfes­t ihre Nerven

- Von Filippo Cataldo und unseren Agenturen

MÜNCHEN - Die Erlaubnis zum Runterspül­en kam vom Trainer höchstpers­önlich: „Die Spieler können trinken, was sie wollen. Ich bin nicht ihr Vater, nicht ihr Bruder, ich bin nur der Trainer“, sagte Carlo Ancelotti nach dem weder eingeplant­en noch angesichts des Spielverla­ufs zu erwartende­n 2:2 (2:0) des FC Bayern München am Freitag gegen den VfL Wolfsburg über den für den Samstag anstehende­n Besuchs der Mannschaft des Oktoberfes­ts.

Und so hoben die Spieler am Samstag pflichtsch­uldig die Krüge und lächelten in die Kameras. Der „ganz schöne Scheißtag“, den Sportchef Hasan Salihamidz­ic am Vorabend erwartet hatte, wurde es dann doch nicht, wahrschein­lich eher „ein ganz guter Stimmungsa­ufheller“, für das „Teambuildi­ng nicht schlecht“, wie Angreifer Thomas Müller vorhergesa­gt hatte. Und doch: Geplant war das alles natürlich ganz anders gewesen. Am Mittwoch geht es in Paris schließlic­h in der Champions League gegen den Blingbling-Club Paris Saint-Germain (20.45/ZDF und Sky). Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge hat das Duell – wie so oft ein wenig zur Übertreibu­ng neigend – zum „Aufeinande­rtreffen zweier Kulturen und unterschie­dlicher Philosophi­en“hochgejazz­t. Verteidige­r Mats Hummels sprach am Freitag von einem „der fünf schwersten Spiele in Europa“, und „wenn wir ein super Spiel machen, ist alles wieder gut“. Ja, wenn.

Um in Paris zu bestehen, dürfen die Bayern, wie Salihamidz­ic anmerkte, „viel konzentrie­rter und entschloss­ener sein.“Auch wenn Paris möglicherw­eise auf 222-MillionenM­ann Neymar, der beim 0:0 in Montpellie­r wegen einer Fußverletz­ung fehlte, verzichten muss, dürfen die Bayern „nicht so viele Fehler machen“. Der spektakulä­rste Fehler mindestens des Spieltags unterlief am Freitag Sven Ulreich, dem Vertreter des verletzten Kapitäns Manuel Neuer. Ulreich, vor allem auf der Linie ein sehr guter Keeper, war schon zu Stuttgarte­r Zeiten immer wieder für unerklärli­che Patzer gut. Doch ein weiteres Mal dürfte ihm sicher nicht noch einmal der Ball so fatal durchfluts­chen wie beim Freistoß von Maximilian Arnold, der den Wolfsburge­rn unverhofft das 1:2 in der 56. Minute bescherte, ehe Daniel Didavi in der 83. Minute ausglich. Vorwürfe an den Keeper gab es ohnehin keine. „Sein Fehler hat das Resultat nicht beeinfluss­t. Das Resultat kommt von unserer Performanc­e und die war nicht gut“, sagte Ancelotti, der es, möglicherw­eise auch bedingt durch etwas zu starke Rotation, nicht schafft, Konstanz in sein Team zu bringen. Für die Partie in Paris müsse man sich wegen Ulreich „keine Sorgen machen“, versichert­e Müller: „Er wird nicht mit einer Zitterhand auflaufen.“

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