Schwäbische Zeitung (Biberach)
Air Berlin könnte 350 Millionen Euro einbringen
Lufthansa und Easyjet streiten um Startrechte in Düsseldorf – KfW macht Gewinn mit Überbrückungskredit
BERLIN/HAMBURG (dpa) - Der Verkauf der insolventen Fluglinie Air Berlin bringt wohl genug Geld in die Kasse, um den staatlichen Überbrückungskredit von 150 Millionen Euro zurückzuzahlen. Der Gläubigerausschuss geht von Gesamteinnahmen zwischen 250 und 350 Millionen Euro aus, wie die „Bild“-Zeitung und die Berliner „B.Z.“berichten. Damit könnte der Kredit zurückgezahlt werden, den die Bundesregierung bereitgestellt hatte, um Air Berlin während der Verkaufsverhandlungen in der Luft zu halten.
Die staatliche Förderbank KfW macht mit dem Überbrückungskredit für die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin der „Rheinischen Post“zufolge ordentlich Gewinn. Die Verzinsung pro Jahr betrage elf Prozent, die zusätzliche Bearbeitungsgebühr für die 150 Millionen Euro eine Million Euro: Werde der Kredit zurückgezahlt, erziele die KfW einen Gewinn in Höhe von mehreren Millionen Euro.
Details zum Verkauf der Einzelteile an verschiedene Bieter sollen am Montag bekanntgegeben werden. Wie die „Rheinische Post“weiter schreibt, müsse noch ein Streit zwischen Lufthansa und Easyjet um besonders begehrte Flugrechte in Düsseldorf beigelegt werden. Im Umfeld des Gläubigerausschusses heiße es, der britische Billigflieger wolle nicht nur seine Präsenz in Berlin erhöhen, sondern auch in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt relativ viele Start- und Landerechte übernehmen.
Bei den Verhandlungen über die Aufteilung der insolventen Airline ist aus Sicht eines Branchenexperten ein zügiger Abschluss notwendig. „Ein ,Grounding’ ist noch nicht vom Tisch“, sagte Gerald Wissel von der Beratungsgesellschaft Airborne der Deutschen Presse-Agentur. Beim „Grounding“würden alle Flugzeuge am Boden bleiben. Dies hätte massive Auswirkungen für Passagiere.
Wissel sagte, der beste Fall wäre, wenn die Verhandlungen im Oktober abgeschlossen werden. „Der schlechteste Fall wäre, wenn sich die Verhandlungen ziehen und hinschleppen, auch durch Klagen von unterlegenen Bewerbern oder Gewerkschaften. Dann besteht die Gefahr, dass das Geld ausgeht, die Betriebsgenehmigung erlöscht, die Slots in die Koordination gehen und die Karten neu gemischt werden.“
Air Berlin hatte in der Nacht zu Freitag angekündigt, einen Verkauf an Lufthansa und Easyjet anzustreben. Die Verhandlungen sollen noch bis zum 12. Oktober dauern. Allerdings gehen Experten davon aus, dass noch bis zu drei Monate vergehen könnten, bis deutsche und europäischen Wettbewerbsbehörden die Kaufverträge geprüft haben.
Seriöses Lauda-Angebot
Wissel sagte, er sehe auch die British-Airwaysund Iberia-Mutter IAG nach wie vor im Rennen. IAG sowie auch Condor und der Niki-Gründer Niki Lauda hätten seriöse Konzepte eingereicht. „Die werden sich nicht so leicht abspeisen lassen.“
Mit Blick auf Flugbuchungen bei Air Berlin betonte der Experte: „Alle Flugverbindungen, die heute bei Air Berlin für die kommenden Wochen gebucht werden, sind risikobehaftet. Es kann zu Umbuchungen und Stornierungen kommen.“Das gelte für Kurz-, Mittel- und Langstrecken.