Schwäbische Zeitung (Biberach)
Bei Windkraft-Vortrag kochen Emotionen über
Aulendorfer Windkraftbefürworter und -gegner im Schlagabtausch beim Infoabend
AULENDORF - Rund 50 Besucher sind in Aulendorf zu einem Informationsabend zum Thema „Macht Windkraft Sinn?“gekommen. Eingeladen hatte die Initiative „Gegenwind Atzenberger Höhe“. Referent war der pensionierte Diplomingenieur Hans W. Häfner aus Bayern, der sich im Auftrag der CSU-Seniorenunion mit Fragen der Energiewende auseinandersetzt.
Gleich zu Beginn seines Vortrags wurde deutlich, dass es zumindest seitens des Referenten ein sehr emotionaler Abend werden würde, brachte er doch zuallererst seinen Unmut gegenüber der Energiepolitik von Kanzlerin Merkel mit deutlichen Worten zum Ausdruck: Die Energiewende mit dem Ausstieg aus Atomenergie und Abschaltung der Kohleund Gaskraftwerke sei „ein absoluter Unsinn und nicht zu schaffen. Aber die Bevölkerung steht nicht auf, um das zu korrigieren.“Weiter wetterte er über das „idiotische Listenwahlrecht“, griff die Politik der Grünen und die Zeitungen mit ihrer Medienpropaganda an.
Zum eigentlichen Thema Windkraft referierte er in seinem gut 60minütigen Vortrag überaus ausführlich und unterlegte seine Meinung, die er in verschiedene Thesen zusammengefasst hatte, mit vielen Folien und Grafiken. Diese stammten teilweise aus seiner Hand, aber auch aus Quellen wie dem Fraunhofer Institut oder der Charité Berlin.
Mit Säulendiagrammen veranschaulichte er das umfangreiche Zahlenmaterial über die Endenergieverbrauchsstruktur sowohl in der gesamten Bundesrepublik und den Nachbarländern als auch in Baden-Württemberg. Dabei hat der Windstrom laut seinen Ausführungen lediglich 2,1 Prozent Anteil an der Gesamtenergie der Bundesrepublik und nur 0,6 Prozent Anteil in BadenWürttemberg und sei völlig unwirtschaftlich. „Für den Wind“ergebe sich ein Verlust von 21 Milliarden Euro im Jahr, der für jeden Stromabnehmer mit 300 Euro Mehrkosten zu Buche schlage. Deshalb sei es lächerlich und ein völlig irrer Ansatz, hier etwas zu machen und die „schöne Kulturlandschaft“unnötig zu verschandeln. „Der Ausbau der Windkraft folgt einer Ideologie der Unwissenheit, Kalkül und Arroganz, die von Subventionsinteressen genährt wird und nicht von Vernunft und Nachhaltigkeit“, erklärte Häfner.
Zuhörer regen sich auf
„Das ist verlogen und beinahe nicht auszuhalten“, warf eine Zuhörerin im Verlauf der Ausführungen lautstark ein, worauf sie von einem Teil des Publikums aufgefordert wurde, dass sie ja jederzeit den Raum verlassen könne. Begriffe seitens des Referenten wie Dunkelflaute, Nennleistung, Gigawatt, Flatterstrom, Amplituden, Off- und On-shore, Ausbaumoratorium, Merit-Order-Effekt, Resonanzkörpereffekte und viele weitere Sachbegriffe brachten so manchen Laien an seine Grenzen.
Bei der Veranschaulichung der Größe der geplanten Windräder mit 220 Metern Höhe – im Vergleich zum Ulmer Münster mit rund 161 Metern – ging ein spürbares „Luft-Anhalten“durch den Raum. Die nötige Rodung der Waldflächen des Naherholungsgebiets für den Bau der Fundamente und Straßen, um die Bauteile an Ort und Stelle zu bringen, verbreitete sichtliche Betroffenheit. Ebenso die Erläuterungen um den noch wenig erforschten Infra-Schall und vor allem die Ausführungen über gesundheitliche Beeinträchtigungen in Form von Schlafstörungen oder depressiven Auswirkungen bereits bestehender Windräder und nicht zuletzt die zu erwartende Wertminderung der Immobilien im Umfel.
„Halbwahrheiten verbreitet“
Erstaunlich war die hohe Zahl der Akademiker, die sich bei der Diskussion zu Wort meldeten. Darunter Aerologe Werner Rundel (mit langjähriger Wetterdiensterfahrung), der nach eigener Auskunft intensive Windhöhenvermessungen betreibt und in ganz Deutschland unterwegs ist. Er merkte an, dass der Referent in seinem Vortrag „Halbwahrheiten“verbreitet habe. Bei der Diskussion, die der Referent ohne sich den Argumenten der Gegner zu stellen, sang- und klanglos verlassen hat, meldeten sich sowohl Befürworter als auch Gegner der Windkraftnutzung zu Wort. Im Anschluss wurde leidenschaftlich, emotional, aber sachlich über Windkraftund Biogasanlagen, Jauche, Maisbebauung, Gesundheitsrisiken durch Werteverlust von Immobilien und Infraschall diskutiert.