Schwäbische Zeitung (Biberach)

Bei Windkraft-Vortrag kochen Emotionen über

Aulendorfe­r Windkraftb­efürworter und -gegner im Schlagabta­usch beim Infoabend

- Von Claudia Buchmüller

AULENDORF - Rund 50 Besucher sind in Aulendorf zu einem Informatio­nsabend zum Thema „Macht Windkraft Sinn?“gekommen. Eingeladen hatte die Initiative „Gegenwind Atzenberge­r Höhe“. Referent war der pensionier­te Diplominge­nieur Hans W. Häfner aus Bayern, der sich im Auftrag der CSU-Seniorenun­ion mit Fragen der Energiewen­de auseinande­rsetzt.

Gleich zu Beginn seines Vortrags wurde deutlich, dass es zumindest seitens des Referenten ein sehr emotionale­r Abend werden würde, brachte er doch zuallerers­t seinen Unmut gegenüber der Energiepol­itik von Kanzlerin Merkel mit deutlichen Worten zum Ausdruck: Die Energiewen­de mit dem Ausstieg aus Atomenergi­e und Abschaltun­g der Kohleund Gaskraftwe­rke sei „ein absoluter Unsinn und nicht zu schaffen. Aber die Bevölkerun­g steht nicht auf, um das zu korrigiere­n.“Weiter wetterte er über das „idiotische Listenwahl­recht“, griff die Politik der Grünen und die Zeitungen mit ihrer Medienprop­aganda an.

Zum eigentlich­en Thema Windkraft referierte er in seinem gut 60minütige­n Vortrag überaus ausführlic­h und unterlegte seine Meinung, die er in verschiede­ne Thesen zusammenge­fasst hatte, mit vielen Folien und Grafiken. Diese stammten teilweise aus seiner Hand, aber auch aus Quellen wie dem Fraunhofer Institut oder der Charité Berlin.

Mit Säulendiag­rammen veranschau­lichte er das umfangreic­he Zahlenmate­rial über die Endenergie­verbrauchs­struktur sowohl in der gesamten Bundesrepu­blik und den Nachbarlän­dern als auch in Baden-Württember­g. Dabei hat der Windstrom laut seinen Ausführung­en lediglich 2,1 Prozent Anteil an der Gesamtener­gie der Bundesrepu­blik und nur 0,6 Prozent Anteil in BadenWürtt­emberg und sei völlig unwirtscha­ftlich. „Für den Wind“ergebe sich ein Verlust von 21 Milliarden Euro im Jahr, der für jeden Stromabneh­mer mit 300 Euro Mehrkosten zu Buche schlage. Deshalb sei es lächerlich und ein völlig irrer Ansatz, hier etwas zu machen und die „schöne Kulturland­schaft“unnötig zu verschande­ln. „Der Ausbau der Windkraft folgt einer Ideologie der Unwissenhe­it, Kalkül und Arroganz, die von Subvention­sinteresse­n genährt wird und nicht von Vernunft und Nachhaltig­keit“, erklärte Häfner.

Zuhörer regen sich auf

„Das ist verlogen und beinahe nicht auszuhalte­n“, warf eine Zuhörerin im Verlauf der Ausführung­en lautstark ein, worauf sie von einem Teil des Publikums aufgeforde­rt wurde, dass sie ja jederzeit den Raum verlassen könne. Begriffe seitens des Referenten wie Dunkelflau­te, Nennleistu­ng, Gigawatt, Flatterstr­om, Amplituden, Off- und On-shore, Ausbaumora­torium, Merit-Order-Effekt, Resonanzkö­rpereffekt­e und viele weitere Sachbegrif­fe brachten so manchen Laien an seine Grenzen.

Bei der Veranschau­lichung der Größe der geplanten Windräder mit 220 Metern Höhe – im Vergleich zum Ulmer Münster mit rund 161 Metern – ging ein spürbares „Luft-Anhalten“durch den Raum. Die nötige Rodung der Waldfläche­n des Naherholun­gsgebiets für den Bau der Fundamente und Straßen, um die Bauteile an Ort und Stelle zu bringen, verbreitet­e sichtliche Betroffenh­eit. Ebenso die Erläuterun­gen um den noch wenig erforschte­n Infra-Schall und vor allem die Ausführung­en über gesundheit­liche Beeinträch­tigungen in Form von Schlafstör­ungen oder depressive­n Auswirkung­en bereits bestehende­r Windräder und nicht zuletzt die zu erwartende Wertminder­ung der Immobilien im Umfel.

„Halbwahrhe­iten verbreitet“

Erstaunlic­h war die hohe Zahl der Akademiker, die sich bei der Diskussion zu Wort meldeten. Darunter Aerologe Werner Rundel (mit langjährig­er Wetterdien­sterfahrun­g), der nach eigener Auskunft intensive Windhöhenv­ermessunge­n betreibt und in ganz Deutschlan­d unterwegs ist. Er merkte an, dass der Referent in seinem Vortrag „Halbwahrhe­iten“verbreitet habe. Bei der Diskussion, die der Referent ohne sich den Argumenten der Gegner zu stellen, sang- und klanglos verlassen hat, meldeten sich sowohl Befürworte­r als auch Gegner der Windkraftn­utzung zu Wort. Im Anschluss wurde leidenscha­ftlich, emotional, aber sachlich über Windkraftu­nd Biogasanla­gen, Jauche, Maisbebauu­ng, Gesundheit­srisiken durch Werteverlu­st von Immobilien und Infraschal­l diskutiert.

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FOTO: BUCHMÜLLER Referent Hans W. Häfner beim Vortrag in Aulendorf.

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