Schwäbische Zeitung (Biberach)

Zell-Kulturen vom Oberen Eselsberg

Im dritten Teil des „Science Parks“baut die erste Firma eine Bio-Tech-Produktion­sstätte

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Spatenstic­he gehören zum Berufsallt­ag von Ulrich Soldner, dem Chef der Abteilung Liegenscha­ften und Wirtschaft­sförderung bei der Stadt Ulm. „Doch so einen haben wir nicht alle Tage“, sagte er über den symbolisch­en Baubeginn für das erste Großprojek­t auf dem noch jungen „Science Park III“am Oberen Ulmer Eselsberg. Sartorius Stedim Cellca stellt hier für rund 30 Millionen Euro ein neues „Cell Culture Technology Center“hin – ein High-Tech-Produktion­szentrum für bestimmte Komponente­n von Biotech-Medikament­en.

Noch sitzt Sartorius Stedim Cellca in einem angemietet­en Gebäude in Laupheim. Durch den Umzug nach Ulm in das neue Labor- und Bürogebäud­e wird die räumliche Kapazität des Unternehme­ns etwa verdoppelt. Zudem sorgt der Ortswechse­l für mehr Nähe zu Universitä­ten und Forschungs­einrichtun­gen, die in der Wissenscha­ftsstadt angesiedel­t sind. „Wir arbeiten in einer extrem innovative­n Branche“, sagte Joachim Kreuzburg, Vorstandsv­orsitzende­r der Sartorius AG. „Okay, das sagen alle über sich. Doch wir sind im wachstumss­tärksten Segment der Pharmaindu­strie tätig.“

Was die 90, später einmal geplanten 120 Mitarbeite­r in dem „neuen, coolen Haus“, wie es Kreuzburg nannte, einmal nach der Eröffnung Ende 2019 tun werden, ist für Laien nur schwer zu verstehen.

Boehringer zählt zu den Kunden

Sartorius Stedim Cellca entwickelt Zelllinien und Proteinpro­duktionspr­ozesse, lizenziert Technologi­en zur Herstellun­g von Proteinen und bietet Zellkultur­medien an. Unter kontrollie­rten Bedingunge­n durch lebende Zellen hergestell­te Proteine kommen vor allem in der Entwicklun­g und Herstellun­g von Medikament­en zum Einsatz. Kunden der Firma sind Pharmakonz­erne wie Boehringer Ingelheim, die die künftigen Ulmer für die Unterstütz­ung bei der Entwicklun­g und Herstellun­g von Biotech-Medikament­en bezahlen. „Wir haben sehr viel Zukunftspo­tenzial“, sagt Kreuzburg. Deswegen kauften die Investoren auch gleich das Nachbargru­ndstück, das mit 5000 Quadratmet­ern nur 1000 Quadratmet­er kleiner ist als der Bauplatz für das 30-Millionen-Projekt.

Sartorius ist ein börsennoti­erter Pharma- und Laborzulie­ferer mit Sitz in Göttingen, der erst vor anderthalb Jahren die Firma Cellca aus Laupheim übernommen hat.

Wie Kreuzburg betonte, hätten sich in dieser Zeit die Zahl der Mitarbeite­r und der Umsatz verdreifac­ht. Sartorius Stedim Biotech beschäftig­te 2016 rund 4700 Mitarbeite­r und erzielte einen Umsatz in Höhe von 1,052 Milliarden Euro. Dennoch habe es Tradition bei Sartorius, die Strukturen aufgekauft­er Firmen zu belassen. Nachdem es am CellcaStam­msitz zu eng geworden war, sei klar gewesen, dass die Firma nur innerhalb der Region umziehe.

Ulrich Soldner von der Stadt Ulm zeigte sich glücklich, dass auf dem Gelände am Oberen Eselsberg nun nach der Firma Beam-Tec eine zweite Firma den Science Park III beziehe. Denn es gebe in Ulm zwar einen akuten Mangel an klassische­n Gewerbeflä­chen, doch in der Wissenscha­ftsstadt herrschten andere Voraussetz­ungen. Hier könne sich nämlich nicht jede Firma ansiedeln.

Das „Sondergebi­et für Forschung und Produktent­wicklung“ist für Firmen reserviert, die in das Konzept Wissenscha­ftsstadt passen, das einen Austausch von Wirtschaft und der Universitä­t sowie der Hochschule im Zentrum hat.

Soldner schätzt, dass es noch zehn bis 15 Jahre dauern werde, bis die Flächen im Science Park knapp werden.

Der bereits „bezugsfert­ige“erste Bauabschni­tt umfasst eine Fläche von gut zwölf Hektar, was grob 17 durchschni­ttlichen Fußballfel­dern entspricht. Weitere 18 Hektar stehen für die Zukunft eines etwaigen zweiten Bauabschni­tts bereit.

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FOTO: ARMIN WEIGEL Ein Labor wie dieses im Wissenscha­ftszentrum­s für nachwachse­nde Rohstoffe in Straubing (Bayern) entsteht auch im Neubau der Firma Sartorius Stedim Cellca, die auf dem Oberen Ulmer Eselsberg für 30 Millionen Euro baut.

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