Schwäbische Zeitung (Biberach)
Fuhrmannstag zieht viele Besucher an
Die Teilnahme ist für viele Gespannfahrer eine feste Tradition
BAD SCHUSSENRIED - Beim traditionellen Fuhrmannstag ist Bad Schussenried wieder einmal das Mekka der Pferdefreunde und der Liebhaber historischer Kutschen und Gespanne gewesen. Neben den Pferdegespannen fanden auch Kuh-, Ponyund Ziegengespanne viele Fans. Tausende Zuschauer säumten am Dienstagnachmittag bei strahlendem Sonnenschein die Straßen in Bad Schussenried.
Vor dem Festzug herrschte im Innern des Brauereihofs noch eifrige Betriebsamkeit. Mit einem letzten Bürstenstrich über die Mähne der Rösser, einem letzten Pinselanstrich der Hufe und dem Nachpolieren der Geschirre, erhielten die Gespanne den letzten Schliff. Angeführt von den Vorreitern, die stolz ihre Standarte präsentierten, bogen die Gespanne aus dem Hof der Brauerei Ott kommend auf die Umzugsstrecke ein. Beim Festzug legten sich schwere Kaltblüter, elegante Warmblüter, Ponys, Kühe und auch Ziegen ins Zeug. Mit Sachverstand und humoriger Moderation stellten Franz Mayerföls und sein Sohn Wolfgang die einzelnen Fuhrwerke auf der Tribüne vor. Ebenfalls mit Sachverstand wusste Pferdekenner Bernd Reichle an anderer Stelle über die eingespannten Rösser, die stilechten Wagen und über die Maschinen und Geräte von vor fünfzig oder hundert Jahren zu berichten.
Spiegel der Geschichte
Die Fuhrwerke spiegelten so das bäuerliche Leben des vergangenen Jahrhunderts wider. Andreas Veit aus Filderstadt hatte auf seinem Spitzkrautwagen von 1960 Filderkraut geladen und bot dieses nach dem Festzug zum Kauf an. Anita Sauter aus Immenstaad hielt die Zügel des Einspänners am einachsigen Eilpostwagen, der zum historischen Postzug des Markgrafen von Baden gehört. Katharina Schmalzried war als ihre Beifahrerin mit dabei. „Auch wenn wir die ‚Eilpost’ sind, eilt es uns heute beim Umzug nicht“, sagte Anita Sauter lachend.
Eine Augenweide für Tausende von Zuschauern war das Ziegengespann des Heuwagens von Karl und Klaus Gerster aus Attenweiler. Der Wagen wurde von zwölf strahlend weißen Edelziegen gezogen. Er sei seit 19 Jahren beim Fuhrmannstag in Bad Schussenried dabei, verriet Karl Gerster. Aber auch andere Gespannfahrer machen schon seit vielen Jahren beim Fuhrmannstag mit. So nimmt Manfred Witzigmann aus Kressbronn mit der Viktoria-Kutsche von 1900 mit zwei polnischen Warmblütern zum 21. Mal am Fuhrmannstag teil. Seit 19 Jahren fährt Karl Hopp aus Hervetsweiler/ Ingoldingen die Wagonette (Anm. d. Red.: offener, gefederter Pferdewagen) mit einem Einspänner. Ernst Reich aus Altbierlingen im Alb-Donau-Kreis ist mit seinen Simmentaler Fleckviehkühen zum sechsten Mal dabei. Er habe Freude an den Kühen, „die einen fahren mit den Pferden und ich fahre mit den Kühen“. „Arme Leute“hätten früher mit Kühen gearbeitet und die „Reichen“seien mit Pferden gefahren, bekennt er lächelnd. Die Rösser von Leonie Ströbele und Dorothee Lorinser aus Bergatreute zogen in diesem Jahr zum zehnten Mal den Wagen (Baujahr 1947) der Josefskapelle. Den Schluss machten die prächtigen Bierwagen der Erlebnisbrauerei Ott. Jürgen Ott, Seniorchef der Erlebnisbrauerei Ott, freute sich, „dass es mit dem Wetter so gut geklappt hat“. Am Anfang des Fuhrmannstags seien nur Pferde dabei gewesen, dann kamen Kuh-, Ochsenund Ziegengespanne dazu, „das sind ja auch Fuhrleute“, so Jürgen Ott.
Weitere Bilder vom Fuhrmannstag finden Sie unter www.schwäbische.de/ fuhrmannstag2017