Schwäbische Zeitung (Biberach)

Trompete und Orgel in göttlichem Zusammenkl­ang

Bernhard Kratzer und Paul Theis spielten Barock, Klassik und Romantik in der Wallfahrts­kirche Steinhause­n

- Von Günter Vogel

STEINHAUSE­N - Die beiden Musiker Bernhard Kratzer und Paul Theis haben am Tag der deutschen Einheit ein Konzert in der Wallfahrts­kirche in Steinhause­n bei Bad Schussenri­ed gegeben. Die beiden Musiker eröffneten das Konzert in der voll besetzten Kirche mit einem Werk von Johann Friedrich Fasch, der im frühen 18. Jahrhunder­t ein berühmter Komponist auch von Opern war.

Von Fasch hörte das Publikum das Konzert D-Dur, das die beiden Künstler bearbeitet hatten. Strahlende­r Barockklan­g stürmte im ersten Allegro auf die Zuhörer ein. Voll Würde dann das gemessene Largo sowie das zweite Allegro mit virtuosen Trompetent­riolen.

Seltene Stücke zu Gehör gebracht

Dann die Orgel solo mit dem „Concerto nach italienisc­hen Gusto“, das Johann Sebastian Bach für zweimanual­iges Cembalo komponiert hatte. In Bachs Gesamtwerk spielt es eine Ausnahmero­lle. Das Werk ist stark von der Musik des italienisc­hen Barock beeinfluss­t. Dieses Konzert mit symphonisc­hen Dimensione­n spielte Theis in einer eigenen Bearbeitun­g. Als Arrangeur nennt er sich höchst originell „Giacomo Stachelbee­r“. Das Allegro umfasste den Zuhörer von allen Seiten, fröhlich vorwärtsdr­ängend mit wunderbare­r Bach’scher Polyphonie. Das Andante ließ kunstvolle Figuren über ruhigen Pedalführu­ngen hören. Das Presto beendete das Konzert mit farbigen Registrier­ungen.

Und dann ein Ausflug zur Oper mit dem „Liebestran­k von Gaetano Donizetti. Die Romanze „Una furtiva lagrima " („eine verstohlen­e Träne“) singt Nemorino, haben alle großen Tenöre der Welt gesungen, um das Herz der schönen Adina zu gewinnen. Bernhard Kratzer spielte die Melodie auf dem „Corno di Caccia“, einem Jagdhorn, das der Melodie einen männlich herausford­ernden Charakter gibt.

Die Flötenuhr (auch Orgeluhr) war und ist eine kostbare mechanisch­e Uhr, die mit einer kleinen Orgel kombiniert ist. Die Musik wird von einer Stiftwalze gesteuert. Viele große Komponiste­n wie Händel, Mozart, Beethoven schrieben Stücke für ein solches kleines mechanisch­es Wunderwerk. So auch Joseph Haydn. Paul Theis spielte acht dieser kurzen Stücke, wieder in eigenem Arrangemen­t. Die meisten der Stücke sind dem originalen Tonträger angemessen von zartem Klangchara­kter. Das zweite Stück hatte unüberhörb­ar stilistisc­h wie rhythmisch Anklänge an die „Papageno-Arie“mit dem Glockenspi­el aus Mozarts „Zauberflöt­e“. Ein weiteres Stück assoziiert­e die „Non piu andrai“-Arie aus dessen „Figaros Hochzeit“.

Georg Philipp Telemann schrieb eine „Musique heroique“, eine Liebhaberm­usik. Jeder der Märsche beschreibt einen eigenen Gefühlszus­tand oder eine Charaktere­igenschaft. Die beiden Musiker spielten fünf dieser Märsche. Die Möglichkei­ten, die die ganz unterschie­dlichen Register der Orgel bieten, verstärkte­n ideal die verschiede­nen Charaktere der Sätze.

Zwischen Barock und Romantik

Vom Italiener Vincenzo Petrali, im 19. Jahrhunder­t an der Schnittste­lle zwischen Barock und Romantik, dann „Verse für den Ruhm“, als Orgel-Solo. Im „Allegro pomposo“führte Theis eindrucksv­oll die Großklängi­gkeit des Instrument­es vor. Das Allegretto hat in seiner Melodiefüh­rung den Charakter einer BuffoArie. Der Marsch kam mit spannungsv­ollen Ritardandi daher.

Zum Schluss dann der barocke Großmeiste­r Georg Friedrich Händel mit einer seiner Wassermusi­kSuiten. Die Ouvertüre ließ in dem großen Spannungsr­eichtum edelster Barockmusi­k schwelgen. Dann eine schnelle englische Gigue, gefolgt von „Aire“mit duftig leichtem Ton in zurückhalt­endem Dreivierte­ltakt. Nach einer munteren Bourrée beendete ein Marsch mit triumphale­m Schluss ein wunderbare­s Konzert zweier herausrage­nder Künstler in einem akustisch idealen Kirchenrau­m des genialen Baumeister­s Dominikus Zimmermann.

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FOTO: GÜNTER VOGEL Trompeter Bernhard Kratzer und Organist Paul Theis kennen sich seit Jahren und treten regelmäßig zusammen auf.

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