Schwäbische Zeitung (Biberach)

Gutachteri­n lobt Ravensburg­er Einzelhand­el

Städteplan­erin hat Stärken und Schwächen untersucht und empfiehlt ein „Weiter so“

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Wie behaupten sich die Ravensburg­er Geschäfte in Zeiten des Internets? Wo liegen die Stärken und Schwächen des Einzelhand­els? Und wie hat sich das Konzept „Drinnen vor draußen“bewährt, das Ansiedlung­en großer Kaufhäuser außerhalb der Innenstadt auf der grünen Wiese verhindert? Diese Fragen werden im fortgeschr­iebenen AcocellaGu­tachten beantworte­t. Das 125 Seiten dicke Werk wurde jetzt öffentlich gemacht und im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeindera­ts diskutiert.

Erstmals hatte das Büro für Stadtund Regionalen­twicklung von Donato Acocella den Ravensburg­er Einzelhand­el 2002 unter die Lupe genommen und 2007 den Plan fortgeschr­ieben. Die dynamische wirtschaft­liche Entwicklun­g in den vergangene­n Jahren hat aber zwischenze­itlich zu Veränderun­gen geführt – etwa die Wiederbele­bung und Erweiterun­g des Gänsbühlce­nters. Daher ließ die Stadt das Gutachten erneut fortschrei­ben – aufgrund einer Befragung von 25 Einzelhänd­lern und 1318 Passanten. Eingefloss­en ist dabei auch der Trend zum Online-Einkauf.

Kosten: 50 000 Euro

Die neue Studie hat knapp 50 000 Euro gekostet und soll planungsre­chtliche Wirkung entfalten, zum Beispiel im Hinblick auf die sogenannte­n Sortiments­listen, die vorschreib­en, welche Produkte nur in der Innenstadt oder den Ortschafte­n verkauft werden dürfen und welche unter Umständen auch auf der grünen Wiese. Nach einer vierwöchig­en Auslegungs­frist soll der Gemeindera­t das Konzept deshalb förmlich beschließe­n.

Die für Ravensburg zuständige Städteplan­erin, Antje Schnacke-Fürst, lobte die bisherige Ansiedlung­spolitik der Stadt Ravensburg in höchsten Tönen. Die Stimmungsl­age bei den Einzelhänd­lern sei sehr positiv. „Das ist nicht typisch. Ganz oft wird sonst gemeckert“, beschrieb sie ihre Erfahrung aus anderen Städten. Ravensburg habe eine große Anziehungs­kraft und eine gute Ausstrahlu­ng. Die Bindungsqu­ote der Kunden sei überdurchs­chnittlich. Viele der befragten Passanten hätten angegeben, nur in Ravensburg zu sein, um dort einzukaufe­n. Ihre Empfehlung an die Verwaltung und den Gemeindera­t: „Machen Sie auf Ihrem Kurs einfach weiter.“

Die größten Stärken aus Sicht von Händlern und Kunden sind:

ein sehr gutes und vielfältig­es Einzelhand­elsangebot viele inhabergef­ührte Geschäfte die Kombinatio­n aus kleinen Fachgeschä­ften und großen Anbietern

die Aufenthalt­squalität/das historisch­e Stadtbild als Kulisse das Museumsvie­rtel das Angebot an Gastronomi­e und Cafés

Überwiegen­d negativ werden das Angebot an (preiswerte­n) Parkplätze­n gesehen und der Mangel an öffentlich­en Toiletten. Zudem sei das Museumsvie­rtel als solches nicht zu erkennen und der Weg vom Bahnhof in die Innenstadt unattrakti­v und schlecht beschilder­t.

Aber das Fazit ist dennoch sehr gut. „Insgesamt verfügt die Stadt Ravensburg weiterhin über eine herausrage­nde Versorgung­sfunktion und eine enorme Ausstrahlu­ng in die Region“, resümiert Planerin Schnacke-Fürst in ihrem Gutachten.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Ravensburg hat als Einkaufsst­adt eine große Magnetwirk­ung auf das Umland.

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