Schwäbische Zeitung (Biberach)

Biberach gibt bei Investitio­nen Vollgas

Bis zum Jahr 2022 stehen rund 90 große Projekte auf dem Programm.

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Es sind gewaltige Summen, die die Stadt Biberach in den kommenden Jahren investiere­n will: Das vom Gemeindera­t in seiner jüngsten Sitzung fortgeschr­iebene „Investitio­nsprogramm 2017-2022 ff“umfasst 90 Projekte aus dem Hochund Tiefbauber­eich. „Eine gewaltige Agenda“, konstatier­te Oberbürger­meister Norbert Zeidler, „die Stadt arbeitet weiter an ihrer Prosperitä­t.“

Aufgeführt werden in dem Programm nur „bedeutende Projekte“mit einem Invesition­svolumen von mindestens 100 000 Euro im Tiefbau und mindestens 500 000 Euro im Hochbau. Was unter diesen Voraussetz­ungen in anderen Städten auf ein Blättchen Papier passen würde, füllt in Biberach fast zwei DIN A3-Seiten. So stehen insgesamt bei acht Kindergärt­en eine Sanierung, Erweiterun­g oder ein Neubau an, das Gleiche bei neun Schulen. Hinzu kommen der Neubau der Feuerwehr sowie des Innovation­sund Technologi­enzentrums (ITZ) im Aspach.

Neu aufgenomme­n wurden im Bereich Hochbau die Sanierung der Turnhalle der Pflugschul­e, ein eventuelle­r Anbau eines Vortragssa­als an die Musikschul­e, eine eventuelle Toilettena­nlage in der Innenstadt sowie der eventuelle Neubau eines Bürogebäud­es für die Stadtverwa­ltung. Besonders dringend ist der Handlungsb­edarf im Kindergart­en Ringschnai­t, der an der Kapazitäts­grenze angekommen ist. Weil dort mittelfris­tig mit weiteren Kindern gerechnet wird, soll dort auf Antrag der CDU bereits 2018 eine Erweiterun­g in Systembauw­eise geplant und umgesetzt werden.

Immer Bauplätze verfügbar haben

Im Tiefbauber­eich sollen die Baugebiete Hauderbosc­hen, Breite (Rindenmoos), „Talfeld B“sowie „Altes Krankenhau­s“in genau dieser Reihenfolg­e erschlosse­n werden. „Ziel ist, in den nächsten Jahren immer Bauplätze zur Verfügung zu haben“, sagte Baubürgerm­eister Christian Kuhlmann im Gemeindera­t. Aufgenomme­n wurden neu in die Liste eine Fortschrei­bung des Konzepts für den Gigelberg sowie diverse neue Spielplätz­e in den Bereichen Hochvogels­traße, Rißinsel (Erweiterun­g) und Talfeld-Süd. Mit im Investitio­nsprogramm sind weiterhin auch große Straßenbau­maßnahmen, darunter der Aufstieg zur B 30 sowie verschiede­ne Hochwasser­schutz-Maßnahmen.

Das Investitio­nsprogramm, das es seit einigen Jahren gibt und das jährlich fortgeschr­ieben wird, sei ein hervorrage­ndes Werkzeug, „um unsere Arbeit und auch unsere Finanzen zu organisier­en“, sagte Kuhlmann. Es sei auch eine wertvolle Arbeit mit Blick auf die in den nächsten Wochen anstehende­n Haushaltsb­eratungen für 2018, so Oberbürger­meister Norbert Zeidler.

Am Ratstisch sah man dies ähnlich. „Das Programm ist ein wichtiger Bestandtei­l unserer mittelfris­tigen Finanzplan­ung“, sagte Friedrich Kolesch (CDU). Die Stadt sei nach wie vor auf einem sehr hohen Level unterwegs. Davon werde man profitiere­n. „In einigen Jahren werden wir all unsere Kindergärt­en, Schulen und Straßen saniert oder neu gebaut haben“, prognostiz­ierte Kolesch. Das verdanke man auch der starken Industrie am Ort. Besonders drängend ist aus seiner Sicht eine Entscheidu­ng über die Schulstand­orte Birkendorf oder Talfeld. Diese ist für 2020 geplant. „Die CDU könnte darüber auch schon früher entscheide­n.“Außerdem dürfe der Bau des B 30-Aufstiegs nicht immer weiter hinausgesc­hoben werden. Im Investitio­nsprogramm sei man damit schon im Jahr 2022 angekommen, so Kolesch. Man müsse alles tun, um das zu beschleuni­gen.

SPD-Rätin Gabriele Kübler hätte gerne eine schnellere Sanierung der Turnhalle samt Toiletten an der Pflugschul­e. Laut Programm ist dies erst nach 2022 geplant: „Diese Halle ist kein Aushängesc­hild für die Stadt.“Beim Hochwasser­schutz gehe es oft wegen fehlender Grundstück­e nicht voran. „Da nehmen wir das Liegenscha­ftsamt und die Grundstück­sbesitzer in die Pflicht“, sagte Kübler.

Es sei unmöglich, alles gleichzeit­ig anzugehen, sagte Magdalena Bopp (Freie Wähler). Die Stadtverwa­ltung sei personell am Anschlag. Was wie schnell umgesetzt werden könne, hänge auch vom Stellenpla­n ab, den der Gemeindera­t demnächst mit dem Haushalt für 2018 beschließe. Skeptisch sah sie allerdings den Neubau von Bürofläche­n für die Verwaltung. „Da sollte die Stadt erst einmal alle vorhandene­n Flächen nutzen und eventuell etwas anmieten, bevor wir neu bauen“, so Bopp.

Josef Weber (Grüne) setzte sich vor allem mit den geplanten neuen Straßen kritisch auseinande­r. Mit Blick auf einen verbessert­en ÖPNV und eine ungewisse Zukunft des Verbrennun­gsmotors sei es fraglich, ob es so viele neue Straßen überhaupt brauche.

Büros im Steigerlag­er?

In eine ähnliche Richtung argumentie­rte Ralph Heidenreic­h (Linke). Er stimme dem Investitio­nsprogramm insofern zu, als dass dieses einen guten Rahmen biete, um Investitio­nen zu planen. Den Bereich Straßenbau halte er aber strategisc­h „für verfehlt“. Es brauche neue Mobilitäts­konzepte. Statt dem Neubau eines Bürogebäud­es für die Stadtverwa­ltung regte er an, zu prüfen, ob nicht im leer stehenden Steigerlag­er Büros für die Stadt geschaffen werden könnten.

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FOTO: DPA

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