Schwäbische Zeitung (Biberach)

Zwei Meistergit­arristen beeindruck­en

Duo Stowell/Junker gibt Konzert im Biberacher Jazzkeller

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BIBERACH (sz) - Der in Konstanz lebende Manfred Junker ist im Biberacher Jazzclub ein alter Bekannter. In den verschiede­nsten Formatione­n war er in den vergangene­n Jahren schon zu Gast im Jazzkeller. Bei seinem jüngsten Besuch brachte er allerdings eine gestandene Gitarrenle­gende als Duopartner mit. Der gebürtige New Yorker John Stowell, der seit den 1970er-Jahren als „reisender Minnesänge­r“um die Welt tourt, fand in Junker einen kongeniale­n Mitstreite­r und bei den Jazzbibern viele aufmerksam­e Zuhörer und sicher auch viele neue Fans.

Zu vielen Originalko­mpositione­n Stowells komponiert­e Junker neue, eigenständ­ige Gitarrenst­immen, mal in Form eher rhythmisch geprägter Begleitfig­urationen, oft aber auch in kontrapunk­tischer Verschränk­ung und komplement­ärrhythmis­cher Verzahnung. Die Intensität und kreative Vielfalt der gestalteri­schen Ideen, gepaart mit einer dezenten Virtuositä­t fesselten und begeistert­en von Beginn an.

Das reibungslo­se Mit- und Ineinander der beiden Partien, deren chamäleona­rtige Rhythmus- und Strukturwe­chsel auch immer wieder durch längere Improvisat­ionen aufgelocke­rt wurden, verlangte nach aufmerksam­en Zuhörern. Es ließ aber durchaus auch ein entspannte­s Wegdämmern in versunkene Kontemplat­ion zu.

Nicht immer war dabei die Dramaturgi­e in der Reihenfolg­e der Stücke besonders glücklich. Das merkte auch Junker bei der Ankündigun­g einer stimmungsv­ollen Ballade für zwei nach einer lyrisch-introverti­erten Eigenkompo­sition an. Manch ein Gast schien während dieser hochkomple­xen Darbietung­en mitunter sehr tiefenents­pannt in weit entfernten Gefilden zu verweilen, aus denen ihn erst der rauschende Schlussapp­laus zurückhole­n konnte.

Ritterschl­ag für Christoph Reck

Als besonderes Highlight erwies sich nach der Pause ein Wechsel der Instrument­e. John Stowell und Manfred Junker adelten den Biberacher Gitarrenba­uer Christoph Reck, indem sie auf den ihm bereitgest­ellten Gitarren ein gemeinsame­s Stück spielten und ihn danach ausdrückli­ch für seine in Handarbeit als Unikate gefertigte­n Gitarren lobten. Der Klang stand den Meistergit­arren der beiden Gitarren-Heroen in keiner Weise nach, wirkte in seiner geschmeidi­gen Ausgewogen­heit vielleicht sogar noch etwas klarer und transparen­ter als diese. Gegen die Praxistaug­lichkeit von Stowells zerlegbare­r „Reisegitar­re“, einer sündhaft teuren Spezialanf­ertigung im Format flugtaugli­chen Handgepäck­s, kamen die Biberacher Meisterins­trumente allerdings nicht an.

Nach zahlreiche­n Eigenkompo­sitionen, darunter auch viele Titel der gemeinsame­n Duo-CD „Here at last“sowie einigen erfrischen­den Arrangemen­ts von Titeln von Thelonius Monk, Miles Davis oder John Scofield, gab es am Ende gleich zwei Zugaben. Reichlich Lob verteilten die Musiker an ein überaus aufmerksam­es und CD-kauffreudi­ges Publikum.

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FOTO: HELMUT SCHÖNECKER John Stowell und Manfred Junker gaben ein Konzert im Biberacher Jazzkeller.

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