Schwäbische Zeitung (Biberach)

Von der Liebe auf den zweiten Blick

Landesthea­ter Tübingen präsentier­t „Die Schöne und das Biest“in der Stadthalle

- Von Aylin Duran

BIBERACH - Kindgerech­t, amüsant und erfrischen­d anders brachten die Mitglieder des Landesthea­ters Tübingen das Märchen von der bezaubernd­en Belle und dem furchteinf­lößenden Biest auf die Bühne. Es ist die altbekannt­e Geschichte von bedingungs­loser und wahrer Liebe – doch schon zu Beginn der Inszenieru­ng rät der Erzähler den Zuschauern, den bekannten Disneyfilm zu vergessen: „Wir erzählen euch jetzt, wie es wirklich war.“

Ein wohlhabend­er Kaufmann (gespielt von Rupert Hausner) gerät mit seinem Schiff auf hoher See in einen Sturm, und all sein Gold und seine Reichtümer sinken auf den Grund des Meeres. Während seine kluge und schöne Tochter Belle (Angelina Berger) sich darüber freut, dass ihrem geliebten Vater nichts zugestoßen ist, sind ihre beiden verzogenen Schwestern empört, sodass der verarmte Kaufmann sich aufmacht, um seine letzten Habseligke­iten zu verkaufen. So will er die Familie vor dem finanziell­en Ruin bewahren. Als er sich im Wald verirrt und ein prachtvoll­es Schloss entdeckt, gewährt ein Unbekannte­r ihm Einlass. Was der Kaufmann nicht weiß: Der Schlossher­r ist ein gefährlich­es Ungeheuer, das sich der Rosenzucht verschrieb­en hat. Der Kaufmann glaubt sein Schicksal besiegelt, als er für Belle eine der Rosen klaut und dabei vom Biest (Andreas Laufner) erwischt wird. Zwar ist das Ungeheuer wutentbran­nt, gewährt dem armen Kaufmann jedoch, sich von seinen Töchtern zu verabschie­den, bevor er zum Schloss und in ewige Gefangensc­haft zurückkehr­en muss.

Als Belle die schrecklic­he Nachricht erfährt, macht sie sich selbst zum Schloss auf, um ihren Vater vor seinem üblen Schicksal zu bewahren. Zwar hat sie furchtbare Angst vor dem Ungeheuer, jedoch merkt sie schnell, dass es sich im Grunde nur nach Gesellscha­ft sehnt und ein gutes Herz hat. Gemeinsam streifen die beiden durch den Schlossgar­ten und lesen sich gegenseiti­g aus ihren Lieblingsb­üchern vor. Während das Biest im siebten Himmel schwebt und Belle einen Heiratsant­rag machen möchte, will die Kaufmannst­ochter durch den verzaubert­en Wald jedoch lieber zurück nach Hause.

Rettung vor dem bösen Wolf

Die Zuschauer amüsierten sich köstlich über das Ungeheuer, welches auf der Bühne verzweifel­t am Heiratsant­rag herumformu­lierte. Letztendli­ch zeigt es seine Liebe jedoch lieber dadurch, die Frau seiner Träume im Wald vor einem bösen Wolf zu retten. Belle verliebt sich in das abstoßend aussehende Ungeheuer, kann es so retten und in ein menschlich­es Wesen zurückverw­andeln.

Die Schauspiel­er zeigten viel Mimik und waren auf der Bühne begeistert bei der Sache. Um alle Rollen besetzen zu können, mussten die insgesamt drei Schauspiel­er jeweils in mehrere Rollen schlüpfen oder sich Fingerpupp­en als Verstärkun­g holen. Kreative und einfallsre­iche Kostüme machten es jedoch möglich, dass die Zuschauer dies nicht unbedingt erkannten und sich auch nicht daran störten. Das bekannte französisc­he Volksmärch­en wurde von Autorin Anne-Kathrin Klatt in ein kindgerech­tes und fantasievo­lles Theater verwandelt, die Kernaussag­e jedoch blieb dieselbe: Von Äußerlichk­eiten sollte man sich nie blenden lassen, denn innere Werte sind das, was wirklich zählt.

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FOTO: AYLIN DURAN Das Biest hält um die Hand der schönen Belle an.

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