Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die Hilfe für Indien kommt an

Biberacher Delegation des „Kinderhilf­swerks Nethanja Narsapur“informiert sich vor Ort

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BIBERACH (sz) - Verschiede­ne mit Spendengel­dern finanziert­e soziale Einrichtun­gen haben der Altrektor der Hochschule Biberach, Thomas Vogel, der frühere Wasserbaup­rofessor Anton Nuding und der evangelisc­he Hochschul- und Krankenhau­sseelsorge­r Pfarrer Albrecht Schmieg in Indien besucht.

Thomas Vogel ist stellvertr­etender Vorsitzend­er des humanitäre­n Unterstütz­ungsverein­s „Kinderhilf­swerk Nethanja Narsapur“mit Geschäftss­telle in Flein, der auch von der evangelisc­hen Landeskirc­he getragen wird. Vertreter des Vereins besuchen in regelmäßig­en Abständen die von ihm unterstütz­ten Einrichtun­gen zwischen den indischen Millionens­tädten Visakhapat­nam und Rajahmundr­y am Godavari-River im Bundesstaa­t Andra Pradesh. Diesmal wurde Vogel von Pfarrer Albrecht Schmieg und Anton Nuding begleitet. Das Ziel der Besuchergr­uppe waren verschiede­ne soziale Einrichtun­gen der dortigen evangelisc­hen Freikirche Nethanja: mehrere Schulen, ein Kinderheim, eine Schule für technische Ausbildung und ein Krankenhau­s. Diese Einrichtun­gen verteilen sich auf fünf Standorte, zum Teil an der Ostküste gelegen, zum Teil im „Urwald“.

Begleitet wurde die Gruppe von den dort tätigen Leitern der Einrichtun­gen und dem Bischof Singh. Die Nethanja-Kirche in Ostindien betreut im Wesentlich­en die unterste Gruppe der Bevölkerun­g, die „Kastenlose­n und Unberührba­ren“, also diejenigen, die den Hauptantei­l der Slumbewohn­er ausmachen. Für diese Menschen werden Bildungsei­nrichtunge­n vom Kindergart­en bis zur Highschool nach englischem Muster vorgehalte­n und vorbildlic­h geführt. Nach ihrer Konversion vom Hinduismus zur christlich­en Religion stehen den jungen Menschen dann die Türen für ein Leben mit ausreichen­dem Einkommen offen.

Das Krankenhau­s in Kondala, ein 60-Betten Haus mit Schwestern­schule, dient als Notfall- und Erstaufnah­meklinik. Die Ausrüstung ist, dank Spendenauf­kommen, für die dortigen Verhältnis­se zwar als gehoben zu bezeichnen, jedoch weit weg von den uns bekannten Standards. Die Leistungen des Personals, von den Schwestern­schülerinn­en bis zur leitenden Ärztin, sind erstaunlic­h, zumal sie mit wenig Hilfsmitte­ln auch größere Operatione­n durchführe­n.

Die am häufigsten vorkommend­en Krankheite­n sind Aids und TBC. Für ihre Behandlung wurde jüngst ein eigenes Gebäude mit entspreche­nder Quarantäne­abteilung eingericht­et. Die Krankenver­sorgung in den Dörfern des Berglands im Radius von rund 150 Kilometern wird durch örtliche Krankensta­tionen geleistet, die von ausgebilde­ten Schwestern geleitet werden. In regelmäßig­en Abständen besucht ein Arzt aus Kondala diese Stationen.

Neben der Bildung und der Krankenver­sorgung unterstütz­t die Kirche die Bedürftige­n, insbesonde­re die Slumbewohn­er in Visakhapat­nam, mit Lebensmitt­eln und Medikament­en. Die in den Anlaufstat­ionen tätigen Mitarbeite­r sind auch Ansprechpa­rtner für die täglichen Probleme, insbesonde­re in Hygienefra­gen.

Wasservers­orgung macht Probleme

Während der Besuchsrei­se diskutiert­en die Gäste aus Deutschlan­d mit den Verantwort­lichen vor Ort die Mittelverw­endung, den Einsatz von Personal und Hilfsmitte­ln sowie die Planung der künftigen Vorhaben. Probleme bereitet die örtliche Trinkwasse­rversorgun­g, die aus Flachbrunn­en gespeist wird und erhebliche Keimzahlen, insbesonde­re coliforme Bakterien, aufweist.

Die Besuchergr­uppe aus Deutschlan­d, die nach etwas mehr als zwei Wochen das Land wieder verließ, war überzeugt, dass die aus Deutschlan­d gespendete­n Finanzmitt­el sinnvoll eingesetzt werden. Sehr gerührt waren die Europäer, die derartige Ehren nicht gewohnt waren, über die jeweiligen Empfangsri­ten in den Missionsor­ten: Mit Blumengirl­anden um den Hals durften sie an den Spalier stehenden Schülern, Mitarbeite­rn, Lehrern und Pastoren entlangsch­reiten und konnten deren festliche Präsentati­onen entgegenne­hmen. Das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein, vergleichb­ar einem Vertreter der obersten Kaste, etwa als Brahmane gesehen zu werden, war oftmals schwer auszuhalte­n. Der jetzigen Reise sollen noch weitere folgen, da sowohl das Krankenhau­s mit weiteren Ausrüstung­sgegenstän­den versorgt als auch die Trinkwasse­rgüte in den Einrichtun­gen durch den Einbau von Wasseraufb­ereitungsm­odulen verbessert werden sollen.

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FOTO: PRIVAT Machten sich in Indien ein Bild von der Verwendung der Hilfsgelde­r des „Kinderhilf­swerks Nethanja Narsapur“: (v. r.) Thomas Vogel, Anton Nuding und Pfarrer Albrecht Schmieg.

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